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Elftes Kapitel

Man erzählt sich, in den wenigen, etwa vierzehn Tagen, die zwischen dem Sehendwerden Helenens und Peter Brindeiseners Abfahrt in die Universitätsstadt vergingen, saßen die wie durch eine Explosion zusammengeschleuderten Geliebten wieder einmal beieinander und staunten in das rätselhafte, bedeutsame Zusammenspielen ihrer vergangenen Lebenswege, von neuem Verwundern ergriffen, wenn sie wieder einen neuen Schimmer entdeckten, mit dem sich gleichsam ihr gemeinsames Fatum selbst die Bahn zu ihrer Vereinigung erleuchtet hatte. In der Laube des Blumengärtleins hinter den Scheuern soll es sich ereignet haben, auch an einem Abend, in der Zeit, da die Schatten aller Dinge noch verfließen. Da saßen die beiden Hand in Hand und sprachen über das süße Lockspiel, das sie als Kinder am Beerdigungstage der Brindeisener-Amalie getrieben, und daß sie einander am Ende nicht bekommen hätten, wäre das Lenlein damals nicht zu erpicht darauf gewesen, sich Peters Gesicht mit den Fingern genau anzusehen, daß sein Kopf sie seitdem nicht mehr verlassen und in der Zeit ihrer richtungslosen Liebe so viel Qual verursacht habe; daß sie aber in den Wolken ihrer unbewußten Leidenschaft nie gewußt habe, welchem Menschen dieser rätselhafte Kopf gehöre, den sie durch Monate bei jedem Erwachen in den Fingern gefühlt habe, bis der Blitz im Walde ihr den Übeltäter gezeigt habe. Und jetzt glaube sie auch die Geschichten, daß Menschen ohne Kopf umgehen, weil sie ja doch erlebt habe, daß Köpfe ohne Menschen so viel Unheil anrichten können. So zwitscherte das hübelheilige Mädchen ins Blaue hinein und fragte am Schluß neckisch, ob denn nun auch tatsächlich Peter die ganze Zeit über kopflos gelebt habe, da sein Haupt ihr nachgegangen sei.

Darauf soll Peter Brindeisener plötzlich sehr nachdenklich geworden sein, mit dem Kopf genickt und dann mit dunkler Stimme geantwortet haben, das sei immer möglich. – Und nach einigem Sinnen habe er launig hinzugesetzt: Das sei alles eins und nun für immer geschlichtet. Er habe ihr die Augen geöffnet, und sie habe ihm den Kopf wiedergegeben. So sei jedes ganz geworden, wenn seitdem auch keines genau wisse, wo das eine anfange und das andere aufhöre. Über diesem lustigen Liebesgeplänkel soll der Heiligenbauer unbemerkt im Dunkeln in die Laube getreten sein und sich neben Peter lautlos auf der Bank niedergelassen haben. In den Winkel gepreßt, habe der Sintlinger dem Gespräch der beiden zugehört, die bald nach diesem spaßigen Aufschäumen wieder in dem Aufsuchen von Fügungen in ihrer Vergangenheit fortfuhren. Peter habe nun behauptet, das Schicksal habe sich selbst ihrer Väter bedient, daß sie halb in Feindschaft, halb in Rangstreit, ohne es zu wissen, ihnen sogar die Straße gebaut hätten, auf der die Liebe sie dann zusammenführte. Sei das nicht der Gipfel? Das sei doch noch nie dagewesen!

Bei diesen Worten habe der Heiligenbauer unvermutet mit jähem, kaltem Griff Peters heiße Hand erfaßt, sein blasses, schmerzvolles Gesicht dicht vor dessen Augen geschoben und dabei mit mühsamer Stimme gefragt: »Glauben Sie das wirklich, Peter?«

Dann sei er, ehe die Erschrockenen sich von ihrem Zusammenfahren erholt hätten, ohne jede Erklärung, leidenschaftlich, mit einer gewissen Empörung davongegangen und habe dann, aber schon außerhalb des Gartens, tief im finsteren Felde, plötzlich in gellem Spotte laut hinausgelacht. Die Leute sagen, das habe höllenverzweifelt geklungen, und wenn nicht das ganz, so sicher doch dämonisch, fast so wie das Gelächter, das der Heiligenbauer einst dem Teufel beim Kegelspiel im Buchengrunde entlockt habe. Nach der Abreise Peters sei außerdem dem Heiligenbauer, wo immer er ging und stand, eine dreibeinige rotbraune Maus in zehn bis zwanzig Meter Abstand nachgelaufen, den ganzen Tag nicht von ihm gewichen und habe noch die Nacht über auf der Schwelle seines Schlafzimmers gekauert. Damit, meinten die Frommen, sei bewiesen, daß der Schwarze die Kreise immer enger und enger um den Kirchen- und Gottesfeind gezogen und ihn keine Minute aus dem unsichtbaren Garn gelassen habe. Gleichwohl sei auch in dieser schwersten Zeit der Sintlinger nicht von seiner angeborenen Unerschrockenheit verlassen worden, habe wochenlang ganze Nächte hindurch mit dem Satan gerungen, dutzendmal den Kontrakt mit ihm zerrissen und die Fetzen in den Sturm hinausgestreut. Aber an jedem Morgen habe das Papier, auf dem der Sintlinger dem Teufel seine Seele verschrieben, unversehrt im Schreibpult auf der alten Stelle gelegen. Bis der gequälte Heiligenbauer angefangen habe, die dreibeinige Teufelsmaus inständig zu bitten, doch von ihm abzulassen. Aber auch das habe den Armen nicht mehr retten können, dies oft stundenlange Stehen und Laut-gegen-die-Erde-Reden im menschenleeren Felde draußen. Die Ereignisse im Schicksal des Heiligenhofes begannen in die Strudel ihres letzten Sturzes gezogen zu werden. Die handelnden Personen wurden von ihrem feurigsten Mittelpunkte her, jede von einem anderen Flammenlodern, vorwärtsgetrieben, so reißend, daß die verblüffte Bevölkerung der Umgegend, freilich mit Ausschluß der Querhovener, sich keinen anderen Rat wußte, als durch Häufung aberwitziger, spukhafter Züge das Leben dieser Menschen ins Dämonische zu verwirren, weil es anders nicht für sie verständlich war.

Trotzdem wucherten auch diese Schemen abergläubischen Dunstes in der Nähe der tatsächlichen Nöte, gegen die der Heiligenbauer damals rang. Wirklich hörte Johanna Nacht um Nacht das Sinnschreiten ihres Mannes über sich in der Schreibstube endlos hin und wider klingen, bald erregt, fast jächend, und dann wieder mitten im Zimmer für lange abbrechend, als bleibe er wie angenagelt oder erstarrt an einer Stelle stehen. Und wenn sie sich auf bloßen Füßen unhörbar über die Stiege hinaufschlich und durch das Schlüsselloch guckte, so sah sie noch Licht und glaubte ihren Mann unbeweglich am Schreibpult stehen zu sehen. Einigemal auch war es ihr, als reiße er leidenschaftlich das Fenster auf und werfe es gleich darauf wieder schmetternd zu, daß die Scheiben klirrten. Aber dann war es immer gegen Morgen, schon im Grau der Frühe, und aus halbem Schlaf geschreckt, meinte sie, daß es doch vielleicht der Morgenwind gewesen sei, der an Tür und Fenster rüttelte. Doch beruhigte sie sich dabei nicht, sondern suchte nach jeder dieser bewegten Nächte das Zimmer ihres Andreas bis in den kleinsten Winkel durch, um einen Anhalt dafür zu finden, was ihren Mann nicht schlafen lasse, wenn sie auch ahnte, daß es in irgendeiner Beziehung zu dem Sehendwerden Helenens stand.

Endlich öffnete sie einst auf gut Glück das Ofentürchen in des Sintlingers Stube und fand die ganze Feuerstelle mit kleinen Fetzchen zerrissenen Papiers gefüllt. Alle Schnitzel waren von des Sintlingers Hand dicht beschrieben, sie vermochte wenig zu entziffern, und das Gelesene konnte sie ganz und gar nicht verstehen. Der Name Gott kam oft vor, an anderen Stellen las sie von ewiger Allmacht und Güte, vom Sinn der Welt, von Lebensnarrheit, vom inneren Wust des Menschengeistes und des Daseins, vom Straßenbau; auch vom Brindeisenerhofe, von Helene, Peter, von ihr, den Querhovenern, dem Pfarrer und dem alten Klim, ihrem Vater, war geschrieben. Aus allem ersah sie aber doch zuletzt, daß ihr Andreas mit Gott aufs neue haderte und kämpfte und mit ihm und seinem ganzen eigenen Leben zerfallen sei. Erschrocken stopfte sie den Berg seines kleingerissenen Papiers wieder in den Ofen, zündete alles an, bis es zu Asche verbrannt war, und ließ das Türchen offenstehen, damit ihr Mann daraus ersehe, daß sie um sein ruheloses Nachtkämpfen wisse. Einige Tage half auch dies unsichtbare Dazwischentreten Johannas. Aber nur sehr kurze Zeit. Dann wurde der Heiligenbauer wieder von derselben Qual befallen. Oft, wie auf einen jähen Stich durch sein Inneres hin, legte er während des Essens Messer und Gabel auf den Teller und sah mit einem solch verzehrenden Interesse auf Helene, als sei sie eine völlig Fremde, die von fern einem geliebten Menschen glich, den er sich nicht mehr vorstellen konnte. Dann geschah es wohl, daß er unter dem lauten Ausruf: »Nein, es ist nicht möglich!« aufstand und hinausging, oder daß er emporsprang, sein Mädchen umschlang und leidenschaftlich auf Mund und Augen küßte, wobei er leise in einer Art beschwörender Inbrunst flüsterte: »Liebes, liebstes Lenlein! Mein Lenlein! Mein Lenlein! Mein!«, so, als glaube er an die Möglichkeit, durch sein Feuer sie wieder in die alte Welt zurückschmelzen zu können. Helene aber wurde durch dies merkwürdige Betragen ihres Vaters bedrückt, verscheucht und schließlich ängstlich, vermied es, mit ihm allein zu sein, oder lief davon, wenn sie ihn im Felde auf sich zukommen sah. Da fing denn der Sintlinger sein endloses Nachtwandern in der Stube wieder an, daß es die Heiligenhofbäuerin nicht mehr aushielt, denn es schmerzte sie so, als trete er mit schweren, eisenbeschlagenen Stiefeln auf ihrer wunden Brust herum. Deswegen, als sie ihn wieder einmal hinter Helene her aufs Feld schleichen sah, verließ sie wie von ungefähr den Hof auf der entgegengesetzten Seite und überraschte ihn, wie er auf dem Raine des gottverlassenen hintersten Feldes stand und – fast sah es so aus – mit einem Maulwurfhaufen erregt stritt. Dort trat sie auf ihn zu und verwies ihm mit liebevoller, aber ernster Art dies Treiben und Sinnen, durch das er sich gegen Gott, gegen seine nächsten Menschen und am meisten gegen sich selber versündige. Und wenn er sich nicht beherrsche, sondern fortfahre, das Sehendgewordensein des Lenleins dem armen Kinde als ein Unglück und dem Herrgott als einen Irrsinn vorzuwerfen, so könne es wirklich noch so weit kommen, wie die Leute jetzt schon von ihm behaupten, daß ihn seine alte Seele verlasse und er für immer in einen Wahntümpel gerate, aus dem es keine Rettung mehr gäbe. Und als sie das geredet hatte, war es mit ihrer Forschheit vorbei, sie umarmte und küßte ihn weinend, daß dem Bauer ihre heißen Tränen am Halse hinabliefen. Dabei flüsterte sie: »Mein Mann! Mein liebster, liebster Andreas!«

Aber was nun folgte, Worte aus der tiefsten Not seines Herzens und eines von allen Seiten angefallenen Geistes, gingen an der einfachen Seele vorüber wie das Brausen eines erdfernen Sturmes, und je bitterer und schneidender der Heiligenbauer die Qual seiner Zerstörung zerfaserte, bald die ganze Welt, bald sich unterwühlte, je mehr Johanna seine Leidenschaftlichkeit sich dem Gemütstoben seiner längst überwundenen Trunk- und Tollzeit nähern sah, desto mehr schwand ihre innere Angst vor dem heillosen Zerbrechen des geliebten Mannes, und sie gewann die Sicherheit, daß es im Grunde nichts bei ihm sei als das Glück über die herrliche Wandlung im Geschick Helenens, das er sich vorderhand nicht zugeben könne, weil er früher immer behauptet hatte, sein Kind sei gar nicht blind und brauche darum auch nicht sehend zu werden.

Als der Sintlinger darum ans Ende seiner langen Darlegung kam, war sie fast alle Sorge los, und ruhig hörte sie seine letzten Worte an, die lauteten: »So ist's Johanna. Du mußt mich verstehen. Solange das Lenlein blind war, sah ich, und zwar tiefer als tausend Menschen. Nun mein Kind das äußere Gesicht erlangt hat, bin ich im Geiste erblindet und verstehe mein früheres Verstehen nicht. Also, entweder war die Tatsache von Lenleins göttlichem Seelenauge eine Täuschung, dann war auch alle Weisheit eine Täuschung, die mein Sinnen in jener Gegend der Welt entdeckt hat. Alles Glück der Heiligenhofzeit war ein Wahn. Dein Vater, der Pfarrer und Meixner sind umsonst an mir gestorben, und alle Querhovener sind Kinder, die einem Irren nachgelaufen sind. Oder ich bin in die tiefste Nacht des Daseins geraten. O Gott, und mein liebes Lenlein ist mit ihrem Sehen der Blindheit der andern verfallen. Aber wie sollen wir aus einer Nacht finden, in der das Licht eine Dunkelheit ist?!! Weib, liebes Weib!« Er schlug mit beiden Armen abwehrend um sich, schüttelte verzweifelt den Kopf und ließ die Heiligenhofbäuerin stehen. Mit langen Schritten eilte er quer über das mit magerem Weißklee bestandene Feld, bog die kleinen Fichten des Waldrandes auseinander und verschwand im Grünen, ohne noch einmal zurückgesehen zu haben. Johanna schaute ihm mit schmerzvollem Mitleid nach und sagte hinter ihm her zu sich: »Ja, Lieber, schlimm hast du's schon. Das glaube ich gern. Aber, es wird sich alles geben, und dann ist's besser, als wäre alles nicht gewesen. Denn nach dem tollsten Wetter scheint die Sonne am hellsten.«

Seufzend und immer wieder zurückschauend, ging sie wieder auf den Hof.

Aber der Sintlinger, der so weit aus der Welt der Menschen hinausgewandert war, hatte sich wieder so tief in die Erdenwirrnis des Denkens verwickelt, daß er mit der einfachen Tapferkeit sich nicht mehr losreißen konnte, von der seine Frau gesonnen hatte. Es kam sogar so weit mit dem Heiligenbauer, daß er wieder anfing, in die Schenken zu gehen. Freilich verlor er nichts von seiner Würde. In der grausen Zerrüttung eines flüchtigen Königs trat er in die Gaststuben auf eine Weise, daß Wirt und Gäste erschraken, und bestellte einen großen Schnaps. Dann saß er versunken davor, die abgezehrten Hände lang auf den Oberschenkeln liegend, und rührte das Getränk nicht an. Niemand wagte ihn anzureden, und er selbst brachte kein Wort über die Lippen. Und wenn dann alles auf Zehen aus der Nähe des unheimlichen Mannes geschlichen und die Stube leer war, weil es selbst den Wirt nicht bei ihm litt, bemerkten jene, die durchs Fenster heimlich seinem Betragen zusahen, daß er immer wieder an dem Schnaps roch und dann mit großen, hungrigen Augen in dem Raume umherfunkelte, als hoffe er, es könne ihm gelingen, an dem Dufte seiner alten Rauschzeit sich mitten in den Tanz jener bunten Tolljahre zu stehlen. Er trank mit der Nase, wie das Volk sagte. Aber, was er ersehnte, gelang ihm wohl nie. – Nachdem er kürzere oder längere Zeit gesessen, legte er ein Markstück auf den Tisch und ging schweigend, fern, in sich verschollen, davon. Und einmal folgte ihm der Hemsterhuser Bäcker Hoffmann, der Heulbeter, eigentlich doch sein Widersacher, von fern, nachdem er durchs Fenster sein unbegreifliches Gebaren beobachtet hatte. Und wie er so eine Weile hinter dem einsamen Sintlinger dreingeht und genau auf alles an ihm achtet, um dann zu Hause recht schmälen zu können, geschieht es, daß der böswillige Mensch wider seinen Willen von einer Rührung, einer Bangigkeit überfallen wird, als geh' da vor ihm kein Teufelsverschworener, sondern ein ehrwürdigster, wirklich ein heiliger Mensch. Diese Woge von mitleidsvoller Ehrfurcht wuchs so schnell in ihm, daß er hinter dem Sintlinger herschrie: »Heiligenbauer! Sie, Heiligenbauer!«, zu laufen anfing und bald mit abgetriebenem Atem neben dem Mann stand. Aber als er dem Sintlinger in die unergründlich traurigen Augen sah, kam ihm aller Trost abhanden, von dem er hatte reden wollen, und er brachte nichts als ein verlegenes Stammeln heraus.

Der Sintlinger aber berührte leicht mit der Hand seine Achsel und sagte ruhig, mit liebevollem Vorwurf in der Stimme:

»Habe ich dich auch einen Esel genannt, Bäcker, einen Narren oder Schurken?« Der Betroffene war so bestürzt, daß er nur mit dem Kopfe schütteln konnte. »Nun also«, sprach der Sintlinger hart weiter, »laß mich meiner Wege gehen und beschimpfe auch mich nicht mehr.«

Der alte Anton Brindeisener fügte sich merkwürdig leicht in das neue Verhältnis, in das die feindlichen Fremdhöfe durch die wunderwürdige Liebe der beiden jungen Menschen gekommen waren. Sein Peter war ihm auf einmal nicht mehr der mißratene Sohn, der Todestraum in seinem Herzen, sondern ein höllisch gescheiter, gelitterter Kerl, der im Handumdrehen fertig bekommen hatte, was den berühmtesten Doktoren nicht gelungen war, nämlich das Sintlingerlenlein sehend zu machen und dem verrückten Pack da drüben zu zeigen, daß ein Brindeisener eben doch mehr Grips habe als so ein Flausengacker von Sintlinger.

Außerdem, er kannte doch die Brindeisenerart gründlich, jetzt war sein Peter im Zuge. Kein Jahr, und er hatte das Büchermeckern in den Stuben satt, schmiß den ganzen Kram über den Haufen, wurde Bauer und heiratete die Blinde, wie er das sehend gewordene Lenlein immer noch bei sich nannte. So wurde der Besitz der beiden Familien in einer Hand vereinigt. Der Name der Brindeisener fuhr aus allem Bauernwesen in den Glanz wirklicher, gutsherrlicher Macht, und die Sintlinger waren für immer geschwunden, verschluckt, gefressen.

So oft der alte Brindeisener den Sintlinger auf dem anderen Hübet drüben erblickte, rief er in fröhlicher Herzlichkeit: »Guten Tag, Nachbar! Ein schöner Tag, was?«


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