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Fünfundzwanzigstes Capitel.

Sie schritten weiter über die steinige Oede, bis sie den Rand des Plateaus erreichten.

Vor ihnen erhob sich jetzt ein bewaldeter Höhenzug, über den die dunklen Massen des eigentlichen Gebirges ragten; zwischen der Stelle aber, wo, sie standen, und dem Höhenzug war ein tiefer Einschnitt, und in dem Grunde dieses Einschnitts sah man die Dächer eines winzigen Dorfes, aus dessen Schornsteinen der Rauch in dünnen blauen Säulchen emporstieg und, von dem Winde an die Berglehne getrieben, sich dort zu einem leichten grauen Gewölk auseinander breitete.

Du wirst, sagte Tusky, während sie den steilen Hang hinabstiegen, in dem Nest da unter uns einen kleinen Beitrag zu der langen Leidensgeschichte unseres Volkes finden. Es wird fast ausschließlich von Nagelschmieden bewohnt, die bei ihrem kümmerlichen Gewerbe, das sie von ihren hungernden Vätern überkommen haben, ebenso weiter hungern. Sie haben es nicht ganz so gut wie die Ratten. Die Ratten verlassen das Haus, wo es nichts mehr zu nagen und zu beißen giebt, aber wohin sollen sich diese armen Menschen wenden? zur Auswanderung gehört noch immer ein wenig Muth und ein wenig Geld; sie haben weder das Eine, noch das Andere, und die Regierung denkt natürlich nicht daran, die lästigen Bettler auf gute Weise von ihrer Thür fortzuschaffen. Die Fracht nach Amerika kostet zu viel; das Tannenholz ist noch ziemlich billig in dieser Gegend, und schließlich kann man ja die armen Teufel auch ohne Särge verscharren. Ich habe einige Sympathie für die armen Teufel, denn ich stamme väterlicher- und mütterlicherseits von ihnen ab, und meine Mutter und meine Schwester wohnen noch hier. Die Dörfer hier oben und ihre Bewohner stehen bei Euch in einem üblen Geruch. Mir freilich ist diese Beziehung wenig störend; ein paar Bettler und Diebe mehr in der Verwandtschaft zu haben, verschlägt bei mir nicht viel, und dann finde ich, wie ich Dir schon sagte, hier einen trefflichen Boden für meine Saat.

So hast Du unter ihnen schon Mitglieder für den Bund geworben? fragte Leo.

Ja, erwiederte Tusky, freilich nur sehr wenige vorläufig, denn ich wäge die Münzen wieder und wieder, bevor ich sie als echt annehme. Einige Andere sind halb gewonnen, wieder Andere, denen nicht ganz zu trauen ist, spare ich für den Augenblick der Entscheidung auf. Es sind Schafe, die, wenn es brennt, blindlings dem Leithammel nachspringen.

Und wirst Du – wirst Du mich als Wissenden zu den Wissenden führen?

Nein; Deine Jugend, Deine städtische Tracht und Deine feinen Manieren würden meinen braven Freunden Mißtrauen einflößen. Die Zeit wird kommen, wo Du handelnd auftreten kannst. Für jetzt mußt Du noch im Schatten bleiben und es Dir, während ich im Dorfe meinen Geschäften nachgehe, in der Stube bei meiner Mutter genügen lassen. Die Mutter kann nichts zu Deiner Unterhaltung beitragen, sie ist für Alles, was um sie vorgeht, abgestorben; aber meine Schwester wird Dich gut genug unterhalten, wenn sie nicht übler Laune ist, was ihr freilich öfter begegnet.

Sie waren, zuletzt auf sehr unregelmäßigen Steinstufen hinabsteigend, an dem Fuße des steilen Hanges und zugleich bei dem Dorfe angelangt. Es war ein unsäglich elender Ort, ohne eine Spur der Poesie, die er aus der Entfernung, von der Höhe aus gesehen, gehabt hatte: voller Schmutz, mit sehr vielen bleichen, krank aussehenden Kindern auf den Schwellen der jämmerlichen Hütten, die eher den Erdhöhlen wilder Thiere, als menschlichen Wohnungen glichen. Kein Blöken von Schafen, kein Brüllen von Kühen, kein Schwatzen und Singen von Mägden und Knechten, keins der Zeichen, die sonst das gesunde Leben eines Dorfes verkünden; Alles still und todt; die einzigen Laute das gleichmäßige Klopfen der Hämmer in den Hütten, auf deren Herden man armselige Kohlenfeuer mühsam unterhielt, und auch das Klopfen hatte wenig Aehnlichkeit mit rüstiger Schmiedearbeit: es klang schwach und dumpf und hilflos, als ob man ringsumher Särge zunagelte. Dazu war die ganze Atmosphäre mit Braunkohlenrauch angefüllt, der das matte Licht des Abends, das in diese Tiefe so schon spärlich genug drang, noch verdunkelte. Leo, der von seinem väterlichen Dorfe keineswegs verwöhnt war, wurde es unheimlich in dieser Umgebung, und er warf einen scheuen, fragenden Blick auf seinen Begleiter.

Tusky lächelte. Kein Paradies, Leo? sagte er, wie? Aber das kommt vom aristokratischen Umgang, mein Junge; Unsereiner ist schon mehr daran gewöhnt. Da wären wir.

Er blieb vor einer der kleinsten Hütten, die etwas abseits von der Dorfstraße lag, stehen, und klopfte an das einzige, von innen durch ein spärliches Licht matt erhellte Fenster. Gleich darauf erschien ein junges Mädchen in der niedrigen Thür, deren untere Hälfte angelehnt war.

Bist Du's, Hans? fragte das Mädchen.

Diesmal nicht, sagte Tusky, hinter der oberen Hälfte der Thür, die ihn verdeckt hatte, hervortretend; Du mußt schon mit mir vorlieb nehmen.

Das Mädchen prallte zurück.

Du kommst auch immer so! sagte sie mit unterdrückter Heftigkeit.

Habe keinen Bedienten, daß ich mich vorher anmelden lassen könnte, sagte Tusky.

Das Mädchen verzog den hübschen Mund und warf aus den grauen Augen einen Blick auf den Begleiter des Bruders. Der Anblick des schönen Jünglings schien sie etwas milder zu stimmen. Sie lächelte, wobei sie zwei Reihen schneeweißer Zähne zeigte, und sagte freundlich:

Willst Du nicht hereinkommen, Conrad?

Ich nicht, sagte Tusky; aber dieser hier wird eine halbe Stunde bei Dir bleiben – es kann auch eine Stunde währen.

Tusky ging weiter in das Dorf und trat in eins der Häuschen, aus welchem, wie so ziemlich aus allen, das Pochen von Hämmern heraustönte. Leo folgte dem Mädchen, das vorher den Fensterladen anlegte und dann auch die Thür verschloß, auf den schmalen Flur der Hütte, aus welchem man links in ein niedriges, weißgetünchtes Gemach kam. Im Hintergrunde standen zwei Betten: ein großes, mit einem Vorhang von buntgeblümtem Kattun versehenes, und ein kleines ohne Vorhang. In der Mitte stand ein kleiner Tisch, auf dem ein Küchenlämpchen flackerte. In der Ecke ein plumper Ofen aus braunen Kacheln, ein Küchenschrank, ein paar Schemel – das war die ganze Ausstattung.

Das Mädchen trat an das große Bett, schlug den Vorhang ein wenig auseinander und blickte hinein. Leo hörte eine röchelnde Stimme etwas murmeln, was er nicht verstand. Das Mädchen rief in gleichgiltigem Tone: Ja, Mutter! und ließ den Vorhang wieder fallen. So ist sie immer, sagte sie dann, sich zu Leo wendend, tagaus, tagein, jahraus, jahrein. Und ich muß immer so dabei sitzen – das ist langweilig.

Steht sie niemals auf? fragte Leo mit leiser Stimme.

Sie können laut sprechen, antwortete Eve, sie hört es nicht, und wenn sie es hört, versteht sie es nicht. Ob sie aufsteht? Sie kann nicht stehen oder gehen; ich hebe sie aus dem Bett in das Bett. Sie ist, Gott sei Dank, nicht schwer.

Leo fühlte sich in der seltsamen Umgebung, in der er sich so plötzlich und so eigentlich ohne alle Vorbereitung versetzt sah, sehr beklommen. Das verhüllte Bett mit der geheimnißvollen Kranken, von der er blos einen Augenblick die röchelnde Stimme gehört hatte und die nun so still war wie ein Todter – das unsichere Licht des Lämpchens, das Alles in einem zitternden Halbdunkel ließ – die dumpfe Luft in dem Gemache, die ihm, der eben von draußen kam, fast den Athem benahm – es war wie in einem wirren, wüsten Traum. Er wäre am liebsten aus der Stube und aus dem Hause fort gestürzt, aber er fand nicht den Muth dazu.

Es scheint Ihnen nicht eben bei uns zu gefallen, junger Herr? sagte das Mädchen.

Sie hatte sich an den Tisch gesetzt, den Kopf mit den langen dunklen Haaren in beide Hände gestützt, und Leo mit den grauen funkelnden Augen starr ansehend.

O doch, erwiederte Leo.

So setzen Sie sich, sagte sie; aber nehmen Sie sich in Acht, der Schemel wackelt ein bischen. – Nur immer heran, ich werde Sie nicht aufessen.

Sie lachte kurz und heftig, wobei sie wieder ihre weißen Zähne zeigte. Leo lachte aus Höflichkeit mit.

Sie brauchen nicht zu lachen, wenn Sie nicht Lust haben, sagte Eve; ich lache auch gewöhnlich nur, wenn es so stundenlang still um Einen her ist, daß das Blut in den Ohren saust. Da weiß man doch, daß man noch nicht todt ist. Nun, warum sprechen Sie denn nicht? Sind Sie immer so stumm wie ein Fisch? Ist das bei Euch vornehmen Leuten so Sitte, dazusitzen und die Menschen anzugaffen, als wenn man ein wildes Thier wäre?

Ich gehöre nicht zu den vornehmen Leuten, sagte Leo; ich bin ein Bauernkind wie Sie.

So? sagte Eve, Sie sehen nicht danach aus. Sie brauchen mir nichts weiszumachen, ich bin nicht so dumm. Wo sind Sie denn her? Wie heißen Sie?

Leo nannte seinen Namen; er sagte, daß sein Vater im vergangenen Jahre in Feldheim gestorben und daß er jetzt auf Kosten des Freiherrn bei dem Pastor in Tuchheim sei. Eve hatte aufmerksam zugehört. Da haben Sie's besser als Unsereiner, sagte sie; meiner wird sich Niemand annehmen, wenn die da – sie wies über die Schulter nach dem Bette – gestorben ist. Der Conrad wird über kurz oder lang heirathen, dann kann er mir nichts mehr geben, und ich mag sehen, wie ich durchkomme. Im Sommer, wenn die Tage lang und die Nächte kurz und warm sind, ist's schon ganz lustig oben im Walde – aber im Winter! Da findet sich nichts, und arbeiten mag ich nicht. Aber ich weiß, was ich thue; ich gehe in die Stadt. Da giebt's große Häuser, die im Winter ganz warm sind, und viele, viele Menschen, die nichts zu thun haben, als zu essen und zu trinken und zu schlafen.

Aber in der Stadt muß man auch arbeiten, wenn man leben will, sagte Leo.

Das Mädchen blickte ihn erstaunt an. So? sagte sie.

Sie schien über den unerwarteten Einwurf nachzudenken.

Es ist nicht wahr, sagte sie; man braucht da nicht zu arbeiten. Ich habe eine Tante in der Stadt. Sie kam als sechszehnjähriges Mädchen hin; ein Jahr darauf war sie verheirathet an einen Mann, der Bedienter bei einem großen Herrn ist. Die braucht nicht zu arbeiten. Das weiß ich von meinem Bruder, der gar nicht gut auf die Tante zu sprechen ist, weil sie uns nichts abgiebt, obgleich sie es hat.

Das ist ein Zufall, daß es Ihrer Tante so gut gegangen ist, sagte Leo; wenn sie nun nicht geheirathet hätte?

Ja, warum sollte sie nicht geheirathet haben? erwiederte Eve; einen Mann kriegt man immer, wenn man einen will. Pah! Ich könnte hier an jedem Finger einen haben; aber ich danke schön! Die haben Alle selber nichts. Der Hans ist noch am reichsten; aber viel ist's auch nicht, so daß man eben nicht verhungert. Da thut mir's denn leid.

Wenn er Sie aber liebt und Sie ihn lieben, da müßten Sie ihn doch heirathen, erwiederte Leo.

Sieh' einmal! sagte Eve, müßte ich das? Woher wissen Sie denn das so genau? Haben Sie vielleicht auch schon einen Schatz?

Leo stieg bei dieser Frage das Blut in die Wangen. Wie sollte ich dazu kommen? murmelte er.

Das Mädchen schien sich an seiner Verlegenheit zu weiden. Ihre Augen funkelten, ein seltsames Lächeln zog um ihre üppigen Lippen. Sie rückte mit ihrem Schemel nahe an Leo heran und fragte, indem sie sich weit vornüber lehnte und den Kopf auf den linken gebogenen Arm stützte, so daß sie dem Jüngling bequem in das erröthende Gesicht sehen konnte:

Wie alt sind Sie denn eigentlich?

Ich wurde im letzten Frühling siebenzehn Jahre, antwortete Leo.

Ich auch, sagte Eve, da passen wir ja gut zusammen. Sie gefallen mir auch viel besser, als der Hans. Sie haben so schöne braune Augen und so feine lange weiße Finger. Der Hans hat Hände – so breit! und wenn er was getrunken hat, glotzen seine grünen Augen wie Fischaugen. Wollen Sie mich heirathen?

Leo fand auf diese sonderbare Frage keine Antwort; er versuchte zu lächeln, aber es wollte nicht gelingen; seine Lippen zitterten, sein Herz schlug heftig gegen seine Rippen. Er vermochte die Augen nicht aufzuschlagen, obgleich das Gesicht des Mädchens so nahe vor seinem Gesicht war, daß er den heißen Athem deutlich fühlte. Eve wartete seine Antwort nicht ab. Was hat Ihnen der Conrad von mir erzählt? fragte sie in einem leiseren Tone, als in welchem sie bisher gesprochen hatte.

Er hat mir nichts von Ihnen erzählt, stotterte Leo.

So? sagte Eve, nichts erzählt? Er hätte nicht erzählt, daß ich ein Ding bin, das niemals hat gutthun wollen? Daß ich früher immer weggelaufen bin, bis mich der Landjäger wiederbrachte und mich der Vater halb todt schlug? Das hat er Ihnen nicht erzählt?

Nein, versicherte Leo.

Warum fürchten Sie sich denn vor mir, wie vor einer Katze, die kratzt?

Ich fürchte mich nicht, erwiederte Leo und machte eine große Anstrengung, Eve anzusehen.

Ihre Augen sind hübsch genug, sagte Eve; wenn man ordentlich hineinsieht, schaut man sein Gesicht wie in einem Brunnen.

Sie legte ihren rechten Arm um seine Schulter. Ein Schauder durchrieselte den Jüngling; es war ihm, als ob er ersticken müßte; er versuchte aufzustehen, aber seine Glieder versagten ihm den Dienst. Das wacklige Tischlein, an dem sie saßen, gerieth ins Schwanken, die Kranke stöhnte laut in ihrem Bette; zugleich pochte Jemand vernehmlich gegen den Laden.

Es ist Conrad, sagte Eve in hastigem Tone. Wollen Sie morgen, oder wann Sie können, ohne ihn kommen?

Wieder pochte es gegen den Laden.

Ja, ja! rief Eve, wart' nur! Und sie eilte, die verschlossene Thür zu öffnen.

Tusky trat mit ihr herein. Er warf einen prüfenden Blick auf seine Schwester und auf Leo, der, sich halb abwendend, die Gluth seiner Wangen zu verbergen suchte, machte aber keine Bemerkung, sondern trat an das Bett, schien nach dem Puls und dem Kopf der Kranken zu fühlen und ließ den Vorhang dann wieder fallen.

Wie ist die Mutter gewesen? fragte er, zu Eve gewendet.

Wie immer, antwortete Eve, die sich an dem kleinen Schrank in: Hintergrunde des Zimmers zu schaffen machte. Tusky zählte einiges Geld auf den Tisch.

Du hast der Ursel das Brod nicht bezahlt, Eve; warum nicht? fragte er unterdessen.

Ich hatte nichts mehr, antwortete Eve kurz.

Weil Du Dir von dem Hausirer ein seidenes Band gekauft hast, sagte Tusky.

Wenn Du es weißt, warum fragst Du mich? antwortete Eve.

Um Dich daran zu erinnern, daß ich kein Geld für seidene Bänder habe, sagte Tusky; merk' Dir das, Eve, und komme nicht wieder auf Deine alten Streiche. Du weißt, ich lasse nicht mit mir spielen.

Eve blickte trotzig auf.

Du wärst der Letzte, den ich mir zum Spielen aussuchen würde! sagte sie.

Da sind wir ja einig, erwiederte Tusky; wir müssen fort, Leo, es ist die höchste Zeit.

Er schritt nach der Thür.

Leben Sie wohl! sagte Leo.

Eve, die noch immer an dem Schrank schaffte, wendete sich nicht um und erwiederte nichts.

Leo zögerte noch einen Augenblick auf der Schwelle, dann folgte er dem Freunde, der bereits draußen auf der Gasse stand.

Es war mittlerweile fast dunkel geworden. Sie schritten durch das Dorf. Die Kinder waren von den Thüren verschwunden. Ein paar dunkle und, wie es Leo schien, zerlumpte und verhungerte Gestalten strichen an ihnen vorbei. Aus den niedrigen Hütten schienen die matten Feuer von den kleinen Herden und klang das dumpfe, unheimliche Klopfen. Leo athmete freier, als das Dorf hinter ihnen lag und sie wieder die Berglehne hinaufzusteigen begannen.

Es wurde auf dem Rückwege wenig gesprochen und nichts von den Gegenständen, die auf dem Herwege mit solchem Ernst verhandelt waren. Nur einmal, als sie, aus dem Walde heraustretend, im Schein des Vollmondes, der unterdessen leuchtend am blauen Himmel aufgestiegen war, das herrschaftliche Schloß auf der Höhe und am Fuße derselben die Kirche liegen sahen, sagte Tusky, mit der Hand hinabdeutend:

Nimrod und Baal! So haben sie damals den Ritter und den Pfaffen getauft – vor drei Jahrhunderten! Und heute stehen wir noch am Anfang des Anfangs! Und doch, was Menschenhände bauten, können Menschenhände stürzen, und die Lügen, die Menschengehirne ersonnen, können andere Menschengehirne in ihr Nichts auflösen. Aber es geht langsam, verzweifelt langsam.

Dann wieder schweigend bergab und schweigend durch das Dorf. Vor Tusky's Wohnung trennten sich die Freunde. Leo hatte sich schon einige Schritte entfernt, als Tusky ihn zurückrief.

Ich habe ganz vergessen, Dich zu fragen, wie Dir meine Schwester gefallen hat? fragte er in seinem scherzhaften Tone.

O, gut, erwiederte Leo ausweichend.

Das freut mich, sagte Tusky; aber nichtsdestoweniger möchte ich Dich doch vor ihr warnen und Dir den Rath geben, immer das Gegentheil von dem zu thun, was sie von Dir verlangt. Gute Nacht!

Leo ging weiter. Was er auch thun mochte, er konnte das Bild des Mädchens mit dem dunklen üppigen Haar, den funkelnden Augen und den rothen Lippen nicht los werden. Selbst als er schon im Bette lag, sah er es noch immer; und als er endlich eingeschlafen war, stahl es sich sogar in seine wirren phantastischen Träume.


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