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Die Frau des Kaisers

Katrine von Skrolycka befand sich in der Küche von Lövdala; sie brachte frischgesponnenes Garn, das Frau Liljecrona selbst in Empfang nahm, abwog und bezahlte; dabei sprach sie sich lobend über die Arbeit aus. »Es ist gut für Euch, Katrine, daß Ihr Euch so ausgezeichnet auf Eure Arbeit versteht,« sagte sie. »Denn jetzt müßt Ihr ja nicht nur für Euch selbst, sondern auch noch für Euern Mann verdienen.«

Katrine richtete sich ein wenig auf, und auf ihren Wangen, gerade an den spitzigen Backenknochen, zeigte sich ein roter Fleck.

»Jan hilft auch mit,« erwiderte sie. »Aber er ist ja nie so stark gewesen wie ein gewöhnlicher Feldarbeiter.«

»Jetzt aber tut er jedenfalls gar nichts,« sagte Frau Liljecrona. »Ich habe gehört, er laufe nur immer von einem Hof zum andern, um seine Sterne zu zeigen und Lieder zu singen.«

Frau Liljecrona war eine ernste, pflichtgetreue Frau, die für andere fleißige und strebsame Menschen, wie Katrine in Skrolycka einer war, großes Wohlwollen empfand. Sie hatte Mitleid mit dem armen Weib, und das hatte sie ihr zeigen wollen.

Aber Katrine verteidigte ihren Mann noch weiter.

»Jan ist alt, und er hat in den letzten Jahren sehr viel Kummer gehabt,« sagte sie. »Und nachdem er sein ganzes Leben lang im Taglohn hart gearbeitet hat, ist ihm ein kleiner Feierabend wohl zu gönnen.«

»Es ist ja gut, daß Ihr Euer Unglück so ruhig auf Euch nehmen könnt,« erwiderte Frau Liljecrona mit einem leichten Anflug von Schärfe in der Stimme. »Im übrigen bin ich der Ansicht, Ihr müßtet versuchen, Jan die Grillen zu vertreiben. Ihr seid ja sonst eine so verständige Frau. Ihr werdet sehen, wenn es so weiter geht, müssen wir ihn schließlich noch ins Irrenhaus bringen.«

Aber jetzt richtete sich Katrine hoch auf und sah ganz gekränkt aus.

»Jan ist nicht verrückt,« widersprach sie. »Aber der liebe Gott hat eine Decke vor seine Augen gehängt, damit er das nicht zu sehen braucht, was er nicht ertragen konnte. Und dafür kann man Gott nur dankbar sein.«

Frau Liljecrona wollte sich nicht rechthaberisch zeigen. Und sie fand es auch ganz richtig und schön, daß sich die Frau auf die Seite des Mannes stellte.

»Nun, dann ist ja alles gut, Katrine,« sagte sie freundlich. »Und hier bei uns gibt's Arbeit für Euch fürs ganze Jahr, vergeßt das nicht!«

Als sie dies sagte, trat ein weicher Ausdruck in das alte scharfe Gesicht der armen Katrine, und es taute auf. Alles, was es verschlossen und hart gemacht hatte, gab nach. Kummer und Angst und Liebe brachen hervor, und die Augen flossen ihr über.

»'s ist meine einzige Freude, daß ich für ihn arbeiten darf,« sagte sie. »Er ist mit den Jahren so merkwürdig geworden, daß er jetzt mehr ist als ein Mensch, aber gerade deshalb wird man mir ihn schließlich doch noch nehmen.«


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