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An Johanna Krüger

Veranlaßt durch die eben so falsche als widrige Kritik im 33. Stück der Wiener
Theaterzeitung über das Spiel dieser Künstlerin in der Rolle der Jungfrau von
Orleans.

1812.

Dank, tausend Dank für all die süßen Stunden,
      Wo uns Dein Spiel das schönste Glück gewährt!
Du hast so zart das hohe Lied empfunden,
      Hast sel'ge Träume in der Brust genährt.
Natur und Kunst hat Dir den Kranz gewunden,
      Kunst und Natur macht Dich des Preises werth;
Denn was des Dichters vollste Worte nennen,
Er hätt' es selbst nicht schöner fühlen können.

Gemeiner Neid mag falsche Künste wagen,
      Man kennt ihn leicht in jeder Truggestalt.
Ein Blick von Dir, wo Lieb' und Unschuld tagen,
      Der Stimme wunderfreudige Gewalt
Wird es zu allen Herzen lauter sagen:
      Das Schöne bleibt, der eitle Spott verhallt.
In jeder Seele reift, was Du gesungen,
Für Dich zum Kranze voll Erinnerungen.

So magst Du leicht der Mißgunst Wort verschmerzen,
      Da solche Blumen Dir im Busen blühn.
Es liebt »der Spott« das Strahlende zu schwärzen
      Und das Erhabne in den Staub zu ziehn;
Doch glaube mir, es giebt noch edle Herzen,
      Die für das Große, Herrliche erglühn.
Der Dichter sprach's zu seinem liebsten Bilde;
So gilt es Dir, wie Dich sein Wort erfüllte.

Vor Allem ist's das höchste Loos der Erde,
      Wenn man das Göttliche ins Leben trägt,
Wenn man an seiner Muse heil'gem Herde
      Den Keim des Schönen in die Herzen legt.
Was auch die Mißgunst tief im Busen nährte,
      Nicht Wahrheit, nein, der Neid hat es geprägt,
Und siegend geht das Schöne aus dem Streite! –
Kurz ist der Schmerz, und ewig ist die Freude!


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