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Des Sängers Abschied von der Fürstin

Das Lied verstummt, das Dir in kurzen Stunden
Des Frohsinns und der Liebe Gruß gebracht;
Und schöne Tage sind dahin geschwunden,
Wo uns das Leben freundlich angelacht.
Ach! was auch Schönes je das Herz empfunden,
Ist in der Seele glühend neu erwacht,
Seit höhrer Wesen lichte Morgenröthe
Aus Deinem Antlitz uns entgegenwehte.

Soll es der Sänger in die Brust verschließen,
Was in dem Liede ew'ge Freiheit trinkt? –
Eh'r mag die Fluth im Sturz zurücke fließen,
Eh' sich Begeistrung in die Fesseln zwingt!
Drum darf ich Dich mit freiem Wort begrüßen,
Und wenn dies Wort mir glühend nicht gelingt,
Will ich der Leyer trüglich Gold zerbrechen
Und so an mir den Stolz der Jugend rächen.

Ich weihte Dir der Lieder volle Weise
Und Alles, was die Muse mir vertraut. –
Ach, in dem Herzen flüstert Sehnsucht leise,
Doch, in des Liedes Tönen spricht sie laut! –
Sieh ringsumher in dein gerührten Kreise,
Wie Trennung Dir in jedem Blicke thaut! –
Was Alle still in ihrer Brust empfinden,
Soll Dir des Sängers letztes Wort verkünden! –

Du fliehst von uns, wir können Dich nicht halten,
Der Mutterliebe süße, heilge Pflicht
Ruft Dich zu theuern freundlichen Gestalten,
Wo Tochterglück zu Deinem Herzen spricht.
Doch in des Lebens buntem Drehn und Walten
Vergiß der alten deutschen Liebe nicht! –
Der Freunde nicht, Dir treu in Lust und Schmerzen!
Und so leb' wohl! leb' wohl! – aus vollem Herzen.


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