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Erinnerungen an Karlsbad.

1811.

1. Vom Dreikreuzberge

Dort an jener Felsenkette
Glüht es schon wie Abendschein,
Und von dieser heil'gen Stätte
Blick ich in das Thal hinein.

Sehe nur das rege Leben
Durch die engen Straßen ziehn;
Wie sie wallen, wie sie weben
Und der Sorge nicht entfliehn.

Alle ihre Lust und Schmerzen
Fühl' ich vor mir ausgestreut,
Und mir braust es tief im Herzen
Bei des Menschen Aermlichkeit.

Weg von jenem Würmerleben
Blickt das Auge unbewußt,
Und mich faßt's mit Freudebeben,
Voll und groß wird meine Brust.

Weit hinaus auf jenen Höhen,
Aus der Berge blauen Reihn,
Durch der Nebel dichtes Wehen
Darf das Auge sich erfreun.

Wie sie stolz gen Himmel ragen,
Riesenkinder der Natur!
Geisterwehn von alten Sagen
Wiegt sich durch die stille Flur.

Und es schlängelt seine Wogen
Durch die Berge sanft der Strom,
Und der Abend kommt gezogen,
Schmückt mit Rosen sich den Dom.

Und geheimnißvolles Schweigen
Webt sich über Berg und Thal,
Und die alten Fichten neigen
Grüßend sich zum letzten Mal.

Wie die Strahlen dort vergehen,
Zieht im Thal die Dämmrung nach,
Aber auf des Kreuzes Höhen
Flammt noch der entzückte Tag.

Und begeistert sink ich nieder,
Tiefer Sinn war mir erwacht;
Spät dacht' ich ans Leben wieder,
Um mich her war's tiefe Nacht.


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