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Döbling

In Döbling bei Wien verlebte der Dichter die ersten Sommermonate des Jahres 1812.

So bin ich hier! – die heitern Blicke schweifen
      Mit stiller Lust auf der erwachten Flur.
Mich treibt der Geist, ich muß die Töne greifen;
      Sei mir willkommen, heilige Natur!

Sei mir willkommen! Deine ganze Wonne
      Wirf glühend in das ungestüme Herz! –
Zum ew'gen Tage rüstet sich die Sonne,
      Und Kunst und Liebe trägt mich himmelwärts.

Dort zieht die Donau ihre Wellenkreise
      An sanften Ufern silberhell vorbei,
Hier unten duften volle Blüthensträuße,
      Und Luft und Leben ist so frisch und frei!

Dort prangt die Burg auf stolzem Bergesrücken,
      Mit Frühlingskräutern schmückt die Wiese sich;
Und dort – dort, – ach, ich denk' es mit Entzücken,
      Dort, Theure, athmest Du und denkst an mich!

Siehst Du den Stephan? – Heilig schaut er nieder,
      Die Kuppel Karl's erhebt den stolzen Dom;
Da weiß ich Dich, und meine kühnsten Lieder
      Entzügeln sich wie ungestümer Strom.

Zu Dir, zu Dir, zu den geliebten Füßen!
      Es reißt mich fort, ich kann nicht widerstehn.
Rauscht, Lieder, rauscht, die Heilige zu grüßen
Und ihr melod'sche Küsse zuzuwehn.


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