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Kügelgen's Gemälde

G. v. Kügelgen, ein berühmter Historien- und Porträtmaler in Dresden, wurde 1820 in der Nähe dieser Stadt von einem Raubmörder getödtet.

1. Belisar und der Knabe.

Es kracht der Wald, und heil'ge Fichten splittern,
      Der Donner rollt durch schwerbedrängte Auen:
      Da steht, furchtlos beim allgemeinen Grauen,
      Der blinde Greis in tobenden Gewittern.

Nichts kann sein großes Heldenherz erschüttern,
      Des Blitzes Gluth vermag er nicht zu schauen,
      Dem Wüthen der Natur kann er vertrauen;
      Vor Menschentücke muß der Held erzittern.

Der Knabe, der ihn führt, sinkt betend nieder,
      Das junge Herz verzagt im Flammenwetter,
      Er streckt die Arme jammernd himmelwärts.

Doch Belisar ermuntert schnell ihn wieder;
      Er fürchtet nicht den Zorn gerechter Götter,
      Und neuer Muth durchströmt des Knaben Herz.

2. Saul und David.

Ernst sitzt der Fürst, die Stirn in düstern Falten,
      Er kann der Qual des Herzens nicht entfliehen.
      Es starrt der Blick, und finstre Bilder ziehen
      Durch seine Brust in nächtlichen Gestalten.

Da tönt des Knaben Spiel mit süßem Walten,
      Die Stimme schwebt in heil'gen Harmonien,
      Es wogt das Lied, und Himmelstöne glühen,
      Die einklangsvoll der Seele Tag entfalten.

Und plötzlich wacht der Fürst aus seinen Träumen,
      Und ihn ergreift ein längst entwöhntes Sehnen,
      Ein Strahl der Liebe zuckt ihm durch das Herz. –

Die zarte Blüthe sproßt aus zarten Keimen;
      Getröstet von der Jugend frommen Thränen,
      Löst in des Greises Seele sich der Schmerz.


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