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Liebe und Lieder

1812.

Als ich noch im ersten Sehnsuchtsmorgen
Meine Liebe schweigend in mir trug,
Mein Gefühl, zwar schüchtern noch, verborgen,
Doch entflammt schon, an die Seele schlug,
Und versenkt in Zweifeln und in Sorgen
Still der Traum nach Deinen Träumen frug,
Hatt' ich keine andere Vertraute,
Keine als mein Lied und meine Laute.

Und in ihren sanftverschlungnen Tönen
Suchte ich nach Deiner Stimme Klang,
Und mit allem Herrlichen und Schönen
Was dem Quell der Phantasie entsprang,
Wollt' ich Deinen heil'gen Namen krönen.
Wenn ich dann in kühnen Liedern sang,
Ließ ich oft, – es war ja kein Verbrechen, –
Deine Lippen meine Wünsche sprechen.

Aber als des ersten Kusses Glühen
Zauberisch in unsre Herzen schlug,
Fühlt' ich Harmonienblitze sprühen,
Fühlt' ich in der Träume kühnstem Flug
Paradiesesfrühlinge erblühen.
Was ich glühend in der Seele trug,
Konnt' ich nicht ins kalte Wort vermauern,
Von der Seele brach's mit Liebesschauern.

Und umstrahlt von tausend Freudensonnen
Schwur die Liebe ihren ew'gen Bund,
Und die Gegenwart mit ihren Wonnen
Schloß berauscht den liedervollen Mund.
Alle Nebel sind im Kampf zerronnen,
Unser Altar steht auf Felsengrund.
Wo des Himmels Zauber niedersteigen,
Wo der Mensch jauchzt, muß der Dichter schweigen.


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