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17. Der Neubrunnen

Wie sie wogt, die bunte Menge,
Wie sich Alles drängt und treibt,
Wie jede liebliche Gestalt
Flüchtig vorüberwallt,
Und keine schöne Gruppe bleibt!
Dort, wo der Brunnen dampfend quillt,
Wird der Becher gefüllt;
Da drängt sich die Menge hastig hinzu
Und kommt und geht ohne Rast und Ruh;
Bald wogt sie näher, bald wogt sie fern.
Viel schöne Kinder, viel artige Herrn,
Ein matter Greis, eine schwache Matrone,
Alle kosten den heilsamen Trank;
Doch gehört es bei Vielen zum guten Tone,
Die Meisten sind nur an langer Weile krank.
Aber siehst Du jene süße Gestalt,
Die dort im bunten Schwarme
Leichtschwebend vorüberwallt,
Wie sie mit leichtgehobnem Arme,
Von allen Reizen der Anmuth geziert,
Den Becher zur rosigen Lippe führt? –
Wie das Auge so blau und frühlingsklar,
Der Mund so lieblich, so golden das Haar,
Die Brust so voll, der Nacken so weiß! –
Ach, im Herzen brennt es mir glühend heiß!
Im lichten Zauberreich der Gesänge
Schwelgt die begeisterte Phantasie;
Aus meinem Blick verschwindet die Menge,
Und ich sehe nur sie.


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