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Zum 3. Februar

Dieses und das nächstfolgende Gedicht wurden aus dem »Album« der Herzogin von Kurland zuerst im Weimarer Sonntagsblatt (1855) veröffentlicht.

Eine Rose aufblühte zur Winterszeit,
Mit all des Frühlings Herrlichkeit;
Und wo sie stand, und wo sie war,
Da war die Luft so mild und klar,
Als thät' ein Maitag sie umweben
Mit allem seinem Zauberleben;
Als hätte der Winter nicht Macht und Gewalt
An ihrer freundlichen Liebesgestalt,
An ihrem keimenden Engelsgemüth;
Und war doch im Winter aufgeblüht! –
Da lachte der Sommer den Winter aus:
»Du bist nicht Herr in dem eignen Haus! –
»Die Rose entfaltet ihr zartes Leben;
»Kannst Du nicht der blühenden widerstreben,
»Daß sie gehorche der herrschenden Zeit
»Und sich hülle in Dein frostiges Kleid?«
Der Andre entgegnete ruhig und kalt:
»Auch der Winter fühlt des Schönen Gewalt!
»Und wo er es findet auf seiner Bahn,
»Da tritt er still und freundlich heran. –
»Wie nun die Rose hat gewollt,
»Daß es Frühling um sie werden sollt',
»Da ließ ich des Lebens warme Strahlen
»Auf ihren Blättern sich freundlich malen;
»Denn in meinem Reich soll sie blühend stehn,
»Ein ew'ger Frühling soll wallen und wehn
»Um ihre freundliche Liebesgestalt;
»Denn auch der Winter gehorcht des Schönen Gewalt.« –


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