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Vergangenheit, Gegenwartfund Zukunft

Geliebte theure Bilder drängen
      Sich vor, den hochentzückten Blick,
Und sanft in schmeichelnden Gesängen
      Erzählen sie der Tage Glück.
Hell leuchten mir zwei schöne Sterne,
      Vergangenheit und Gegenwart,
Und herrlich schimmert aus der Ferne,
      Was Zukunft treu mir aufgespart.

Zum ersten Mal seh' ich Dich wieder,
      Ein Blick, der mir die Pulse lähmt,
Ein blau Gewand fliegt um die Glieder,
      Mit schwarzem Pelze reich verbrämt;
Ein sammtner Hut, die Federn nicken
      Stolz in die Augen Dir herein:
Da schlägt ein blitzendes Entzücken
      In meine Brust gewaltig ein.

Dann find' ich mich zum ersten Male
      In Deines Zimmers Zauberduft;
Süß wie im Hesperidenthale
      Küßt mich die neidenswerthe Luft.
Wie ich Dich häuslich da beschäftigt
      Im stillen Kreise wirkend fand,
Schnell hatte Geist und Muth bekräftigt,
      Was schüchtern mein Gefühl gestand.

Nun hör' ich freundlich Deine Worte,
      Und traulicher wird Ton und Blick.
Noch zaudernd steh' ich an der Pforte,
      Ein Schauer hält mich noch zurück.
Da tagt es mir in Deinen Augen,
      Mich faßt der Geist, es stürmt der Muth,
Und schweigende Gefühle tauchen
      Verwegen in die Liedergluth.

Und kühn, im heiligsten Verlangen,
      Bekenn' ich meiner Sehnsucht Glühn,
Und aus den jungfräulichen Wangen
      Seh' ich den Strahl der Liebe blühn.
Ach, wie mir alle Pulse pochten! –
      Ich reiße trunken Dich ans Herz,
Ein Kuß, – die Seelen sind verflochten,
Und wirbeln jauchzend himmelwärts.

In dem vor uns liegenden Manuskripte des Dichters findet sich hier noch folgende, durchstrichene Strophe:

Nach dieses Sturmes sel'gem Rausche
      Weht mich ein heil'ger Frieden an.
Die Brust wird ruhig, und ich lausche
      Des Herzens stillem Siegsplan.
Oft perlt, das Auge sel'ge Thränen,
      Ein Blick, ein Druck von Deiner Hand,
Ein einzig Wort begrenzt mein Sehnen,
      Und Wunsch und Traum sind festgebannt

Die Bilder ziehn in heitrer Wahrheit
      An dem entzückten Blick vorbei,
Die andern schimmern minder Klarheit;
      Doch glaube mir, sie reisen treu.
Es sind der Zukunft süße Träume
      Noch schlummernd in der Stunden Lauf.
Einst brechen die verborgnen Keime
      Zum schönsten Blüthenfrühling auf.

Zuerst träum' ich mir, wie ich scheide,
      Wie noch ein Kuß den Bund erneut,
Und lichter Ahnung Thränenfreude
      Dir schönre Rückkehr prophezeit.
Dann wirst die Trennung ihre Schmerzen
      Verdoppelt aufs verschlungne Paar,
Ich reiß' mich los mit wundem Herzen,
      Wo ich so überselig war.

Und einsam sitz' ich in der Ferne,
      Die Sehnsucht bleicht der Wangen Roth,
Stilltrauernd schau' ich nach dem Sterne,
      Dem ich oft frohe Grüße bot,
Wenn ich aus Deinem Zauberkreise
      Mit seliger Empfindung schied,
Wo mir das Leben still und leise
      Zum Paradiese aufgeblüht.

Da klopft es heimlich an der Thüre,
      Ein Brief an mich, ein Brief aus Wien!
Wie ich ihn schnell zum Munde führe,
      Wie meine Küsse ihn durchglühn!
Entzückt in den bekannten Zügen
      Erkenn' ich die geliebte Hand,
Und mit der Sehnsucht Zauberflügen
      Stürm' ich in meiner Träume Land.

Dann seh' ich mich im schnellen Wagen
      – Die treue Liebe hat gesiegt –
Dem Lebensziele zugetragen,
      Wo mir Dein Herz entgegenfliegt.
Der Stephan winkt aus weiter Ferne, Der Stephansthurm in Wien.
      Die Sehnsucht flügelt meine Hast.
Feucht schmücken sich der Liebsten Sterne,
      Und glühend halt' ich Dich umfaßt.

Nun reihn sich Bilder um die Wette,
Und jedes Bild ist frühlingsklar,
Und schlingt so eine enge Kette
      Der Freude um das sel'ge Paar.
Der Reif des Bundes schmückt den Finger,
      Die Zeit ist todt, die uns getrennt,
Und Gott gießt auf dis treuen Jünger
      Der Liebe heilig Sakrament.


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