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Sängers Wanderlied

Gar fröhlich tret' ich in die Welt
      Und grüß' den lichten Tag;
Mit Sang und Liedern reich bestellt,
      Sagt, was mir fehlen mag?
Viel Menschen schleichen matt und träg'
      Ins kalte Grab hinein,
Doch fröhlich geht des Sängers Weg
      Durch lauter Frühlingsschein.

Natur, wie ist es doch so schön!
      An Deiner treuen Brust
Lieg' ich auf Deinen Zauberhöhn
      In stiller Liebeslust.
Da wogt es tief und wunderbar,
      Weiß nicht, wo ein, wo aus,
Doch endlich wird das Treiben klar
      Und tobt in Liedern aus.

Mit Liedestönen wach' ich auf,
      Sie quellen sanft heran;
Die Sonne hoch am Himmel 'rauf
      Trifft mich beim Singen an.
Nicht rast' ich, wenn der Tag verglüht,
      Greif' in die Saiten ein
Und grüße noch mit stillem Lied
      Des Abends Dämmerschein.

Und langsam steigt die Nacht herauf
      Aus tiefer Bergeskluft,
Da wacht mein Lied zum Himmel auf
      In klarer Sternenluft,
Bis sich in bunter Träume Reihn
      Vergnügt des Sängers Blick;
Doch denk' ich träumend auch allein
      An Sang und Dichterglück.

Und wo ich wandre hier und dort,
      Da duldet man mich gern,
Wol Mancher sagt ein freundlich Wort,
      Doch immer muß ich fern.
Denn weiter treibt's mich in die Welt,
      Mich drückt das enge Haus,
Und wenn der Gott im Busen schwellt,
      Muß ich ins Freie 'raus.

Und frisch hinaus und frisch hinein,
      Durch Lebens Nacht und Tag,
Auf daß mich Freiheit, Lieb' und Wein
      Gar treu begleiten mag.
Ein freier Sinn in Lust und Weh
      Schwelgt gern in Sang und Reim,
Und sag' ich einst der Welt Ade,
      Zieh' ich in Liedern heim.


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