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Zweiundachtzigstes Capitel.
Von dem Gericht der Untreue.

Es gab einen Ritter, der ein sehr schönes Schloß besaß, auf welchem zwei Störche nisteten: unterhalb der Burg war aber eine klare Quelle, in welcher sich die Störche zu baden pflegten. Nun begab es sich, daß der weibliche Storch Junge bekam; alsbald machte sich das Männchen auf um auf die Erde hinab zu fliegen und Speise für seine Jungen zu sammeln. Kaum aber war er fort, so beging das Weibchen eine Treulosigkeit an ihm, allein ehe das Männchen noch wieder kam, flog sie an die Quelle, um sich zu baden, damit das Männchen ihre Untreue nicht spüren möchte. Wie das der Ritter öfters sah, wunderte er sich, verschloß aber die Quelle, damit sich der Storch weder waschen noch baden könnte. Wie jenes aber die Quelle zugemacht sah und sich ob der begangenen Untreue nicht baden konnte, kehrte es in's Nest zurück. Wie aber das Männchen zurück kam und witterte, daß irgend eine Treulosigkeit vorgefallen seyn müsse, flog es davon und brachte innerhalb eines Tages eine große Menge andere Störche mit sich, welche jenes Weibchen vor den Augen des Ritters umbrachten.


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