Jeremias Gotthelf
Wie Uli der Knecht glücklich wird
Jeremias Gotthelf

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Die Base hatte daheim schon lange vor Ungeduld gezappelt, und sobald Uli und sein Meister in die Stube traten, sagte sie zu Uli: «Geh doch in die Stube, in welcher wir geschlafen haben, und sieh, was Vreneli macht. Es soll einpacken, wir wollen fort.» Uli fand das Mädchen vor einem Tische stehend, wo es ein Fürtuch der Base zusammenlegte. Uli ging sachte hinter ihns, schlang den Arm, aber ganz manierlich, um dasselbe und sagte: «dBase pressiert.» Vreneli drehte sich rasch um, sah, wie über diese ungewohnte Vertraulichkeit verwundert, schweigend zu Uli auf. Dieser fragte: «Bist noch immer böse auf mich?» «Ich bin über dich nie böse gewesen», sagte Vreneli. «So gib mir ein Müntschi, du hast mir noch keins gegeben», entgegnete Uli und bog sich herab. In diesem Augenblick wand Vreneli sich so kräftig los, daß er in die halbe Stube zurückfuhr; und doch war es ihm, als hätte er ein Müntschi erhalten, er glaubte noch deutlich an einem gewissen Fleck Vrenelis Lippen zu fühlen. Dasselbe aber fuhr mutwillig über ihn her: Es dünke ihns, er sei zu solchen Flausen wohl alt, und wahrscheinlich werde die Base ihn nicht heraufgeschickt haben, um mit solchem Narrenwerk es zu versäumen. Er solle doch denken, was Stini, sein alter Schatz, dazu sagen würde, wenn es dazukäme. Es begehre nicht mit demselben einen Schwinget zu haben wie Ürsi. Dabei lachte es, daß es Uli ganz zerschlagen zumute ward und er die Türe suchte so bald möglich.

Die Reise ging später vor sich, als man dachte. Denn als man anspannen wollte, mußte man zuerst noch zu einem Mahl, wobei des Johannes Frau ihre ganze Kochkunst, den ganzen Reichtum ihres Hauses aufgeboten hatte. Obgleich die Base in einem fort sagte: «Herr Jeses, wer möcht doch auch von allem essen», so war doch des Nötigens kein Ende, und sie wurde nicht in Ruhe gelassen, bis sie erklärte: Sie bringe ihre armi türi nichts mehr hinunter; wenn sie noch ein Brösmeli essen sollte, es würde sie versprengen.

Während Uli anspannte, drückte sie des Vetters Kindern neues Geld in die Hände, gäb wie die sich wehrten und ihre Eltern die Base mahnten, sie solle sich doch nicht solche Kosten machen, und den Kindern zusprachen, sie sollten doch nicht so unverschämt sein und es nehmen. Wenn sie es doch nahmen und zu der Mutter eilten und ihren Schatz zeigten, so hieß es: «Nein, es hat kei Gattig, wir müssen uns ja schämen.» Und dann sagte die Base: Es sei ja nicht der Rede wert und sie sollten doch recht bald zu ihnen kommen und es einziehen, was sie ihnen in den Kosten gewesen sei. Das werde sich schon geben, erhielt sie zur Antwort, aber sie hätte nicht so pressieren und noch einen Tag bleiben sollen. So unter vielen Reden kam sie endlich auf ihr Sitzwägeli und setzte oben das Reden fort, Vreneli alle ihre gemachten Betrachtungen mitteilend, deren in der Tat nicht wenige waren. Denn sie hatte manches gesehen, von dem sie sagte: «Wenn ich jünger wäre und noch besser möchte, das müßte mir auch sein.»

Zu allem redete Uli nichts, war mit seinem Kohli beschäftigt, den er tüchtig traben ließ, so daß endlich die Frau sagte: «Uli, fehlt dir etwas? Machst es dem Kohli nicht zu stark? Er ist nicht gewohnt, so zu laufen.» Uli versprach sich und erhielt den Befehl, etwas über em halben Weg zu halten. Es sei ihr nicht nur wegen dem Kohli, sagte sie, sondern auch wegen ihr selbst. Hamme und Küchli zusammen machten ihr immer Durst. Vreneli sagte, auch ihm sei es recht, es hätte es gerade wie die Base, und heute werden sie doch in ein Wirtshaus können, ohne für ein Hochzeit gehalten zu werden. Man werde eher glauben, sie kämen von einer Gräbt, so mache Uli ein Gesicht. Er hätte keine Ursache, ein anderes zu machen, sagte Uli, am allerwenigsten seinetwegen. Am Samstag sei es nicht recht, wenn er lache, und am Sonntag nicht recht, wenn er nicht lache, es sei bald bös z'breiche. «Du bist puckt, Uli,» sagte Vreneli, «ich habe nicht gewußt, daß man dir nichts mehr sagen darf.» «So, zanket recht,» sagte die Base, «das gefällt mir; was sich liebt, muß sich zanken, und ihr machet exakt wie Zwei am Tage nach der Hochzeit.» Eben darum wolle es ja nicht heiraten, sagte Vreneli. Solange es ledig sei, mache es ein Gesicht für sich, wie es ihm gerade anständig sei. «Ich mache meine Gesichter auch für mich,» sagte Uli, «und du brauchst sie gar nicht zu sehen, wenn sie dir nicht anständig sind. Habe nur noch ein wenig Geduld, so wird dir mein Gesicht nicht mehr im Wege sein.» «Nit, nit!» sagte die Base. «Machet einander nicht zu guter Letzt noch böse und kommt mir taub heim. Man muß aus Spaß nicht gleich Ernst machen, sonst kömmt man nicht durch die Welt. Und wenn man gleich so aufbrennen will, ach bhüetis, so ists allerdings besser, man bleibe ledig! Ich bin als Meitschi auch aufbegehrischer Natur gewesen und habe nichts leiden wollen, aber wenn ich bei meinem Joggeli so hätte bleiben wollen, so lägen er oder ich oder Beide im Grabe. Ich habe bald gesehen, daß eins nachgeben, sich ändern muß, und da ist die Reihe dazu an mich gekommen. Nit daß Joggeli nicht auch ein Gleich gemacht, er hat sich auch in manchem gebessert. Ich glaube nicht, daß Zwei zusammenkommen auf der Welt, die sich nicht mehr oder minder ändern müssen, wenn sie glücklich bleiben wollen.» «Darum ists am besten, man bleibe ledig», sagte Vreneli, «da kann man bleiben, wie man ist, und es grännet einen niemand an für nichts und wieder nichts.» «Eh, Vreneli, sinnest denn nicht an Gott und daß der will, daß wir uns ändern und alle Tage besser werden? Ist dir der auch zu wenig, daß du um seinetwillen kein ander Gesicht machen willst, als dir anständig ist?» «Aber Base,» sagte Vreneli, «wie kommt Ihr mir auch! Wir reden von einem Mann und Ihr kommt mir mit Gott, da ist doch ja gar keine Gleichheit. Wie einem Gott in Sinn kommen kann, wenn man von einem Manne redet, begreife ich nicht. Wenn man von Männern redet, so sollte einem immer der Teufel in Sinn kommen, denn der ist ja auch ein Mann, und er hat das Weib verführt; wenn er nicht gewesen, so wären wir glücklich geblieben. Von einer Frau Tüfelin habe ich noch nichts gehört; das ist mir ein sicher Zeichen, daß der Teufel unter dem Weibervolk Keine seinesgleichen gefunden hat, sondern nur unter dem Mannenvolk. Unter dem gibt es ja ganze Legionen, wie es in der Schrift heißt.» «Versündige dich nicht, Vreneli,» sagte die Base, «du weißt nicht, was dir bestimmt ist. Ich glaube, du redest nicht, wie es dir ums Herz ist, sondern wie alle Meitschi, wenn sie noch Keinen haben oder der Rechte ihnen noch nicht gekommen.» So wie Vreneli den Mund zur Antwort auftat, fuhr Uli, der ihnen ganz den Rücken gekehrt und getan hatte, als höre er von allem nichts, zum bestimmten Wirtshause. Die Wirtin empfing sie und führte sie in eine apartige Stube, wie die Base verlangt hatte, nachdem sie dem Uli gesagt, er solle bald nachkommen. Dort befahl sie Wein und auch etwas auf einem Teller oder zweien; das Fahren mache hungrig, sie hätte es nicht geglaubt.

Es war alles da, nur Uli nicht. Die Wirtin war nach ihm ausgeschickt worden, kam wieder mit dem Bescheid, daß sie es ihm gesagt, aber er kam doch nicht. Da sagte die Base: «Geh, Vreneli, und heiße ihn auf der Stelle kommen.» Vreneli drehte und meinte, man solle ihn doch nicht zwingen; wenn er hungrig oder durstig wäre, er wurde schon kommen. «Wenn du nicht gehen willst,» sagte die Base, «so muß ich zuletzt noch selber gehen.» Da ging Vreneli hässig und trieb mit hässigen Worten den bei den Keglern stehenden schmollenden Uli, der anfangs nicht kommen wollte, herbei. Seinerhalben, sagte es, könnte er bleiben, wo er wäre, aber die Base befehle es. Er solle kommen, es hätte nicht Lust, ihm noch mehr nachzulaufen.

Uli kam endlich, auf die vielen Vorwürfe der Base wenig antwortend. Diese schenkte ihm tapfer ein, nötigte zum Essen und schwatzte allerlei durcheinander, wie es ihr bei Vetter Johannes wohl gefallen und wie sie jetzt wohl merke, wo Uli sei drässiert worden. Er müßte aber auch bsunderbar wohl für sie gewesen sein, denn noch jetzt hingen die Kinder an ihm, und sie hielten ihn ja wert fast wie ein Kind. «Du wirst wohl wieder zu ihnen wollen, wenn du bei uns fortgehst?» «Nein», sagte Uli. «Es ist sonst nicht der Brauch, daß man frägt, aber willst du mirs sagen, wo du hinkömmst?» sagte die Base. Er wisse es noch nicht, sagte Uli, es hätte ihm noch nicht pressiert, einen Platz zu nehmen, obgleich er manchen hätte haben können. «E nun, so bleibe du bei uns, das schickt sich für beide Teile am besten, wir sind jetzt an einander gewohnt.» Sie solle es nicht für ungut haben, sagte er, aber er hätte nicht im Sinn mehr, Knecht zu sein. «Hast du etwas anderes?» fragte sie. «Nein», antwortete er. «Wenn du nicht mehr Knecht sein willst: wenn wir dir da unser Gut ins Lehen geben wollten?» Dies Wort traf Uli wie ein Stein. Er ließ die mit einem Stück Schafbraten beladene Gabel aufs Teller fallen, behielt den Mund aber offen, drehte seine Augen groß wie Pflugsrädleni der Base zu und starrte sie an, als ob sie aus dem Mond herabkäme. Vreneli, das am Fenster gestanden war und sich über Ulis langes Essen geärgert hatte, drehte sich rasch um und horchte mit spitzigen Augen, was das geben sollte. «Ja, sieh mich nur an,» sagte die Base zu Uli, «es ist mir Ernst mit der Frage: wenn du nicht als Knecht bleiben willst, würdest du wohl als Lehenmann bleiben?» «Frau,» sagte endlich Uli, «wie sollte ich Euer Lehenmann werden können? Das vermag ich nicht, da muß einer anders hintersetzt sein als ich. Ihr wollt mit mir nur Eure Flausen treiben.» «Nein, Uli, es ist mir Ernst,» sagte die Frau, «und mit dem Nitvrmögen ist das nichts, das könnte man ja machen, daß das Anfangen dich nichts kostete, die Bsatzig ist da.» «Aber was denkt Ihr, Frau,» sagte Uli, «wenn das schon wäre, wer wollte mir Bürge sein? Ein einziges Fehljahr brächte mich auf einem solchen Gut zu Boden. Das Geschäft ist zu groß für mich.» «He, Uli, das wird sich alles machen, und die wüstesten Hüng sind wir doch nicht, daß wir einen Lehenmann, der uns anständig ist, wegen einem einzigen Jahr zugrunde gehen ließen. Sag nur, du wollest, so wird sich das schon machen.» «Ja, Frau,» sagte Uli, «und wenn das sich schon machte, wer sollte mir die Haushaltung machen? Das will da was heißen.» «He, nimm eine Frau,» sagte die Base. «Das ist bald gesagt», antwortete Uli, «aber wo wollte ich wohl eine finden, die gut dafür wäre und die mich nähme?» «Weißt du keine?» fragte die Base. Da stockte dem Uli das Wort im Munde, und werweisend grübelte er verlegen mit der Gabel auf dem Teller. Vreneli aber sagte rasch: Es dunke ihns, es wäre Zeit für fort, der Kohli habe den Hafer längst gefressen und Uli werde auch bald genug haben, sie könnten ein andermal mit einander Flausen haben. Ohne auf diese Worte zu hören, sagte endlich die Base: «Weißt du keine? Ich wüßte dir eine.» Uli machte wieder Pflugsrädli gegen die Base zu, Vreneli sagte, es möchte die auch wissen. Die Base, in ungestörter, schalkhafter Gemütlichkeit, die eine Hand auf dem Tische, den breiten Rücken behaglich hinten am Stuhle, sagte: «Errate mal, du kennst sie wohl.» Uli sah herum an allen Wänden, er konnte das rechte Wort nicht finden, es war ihm, als ob er einen Erdäpfelstock von einem ganzen Sack Erdäpfel im Halse hätte, und Vreneli trippelte ungeduldig hinter die Base und sagte: Sie wollten doch machen und fort, es finstere ja schon. Aber die Base hörte Vreneli nicht, sondern fuhr fort: «Kömmt es dir nicht in Sinn? Du kennst sie wohl, es ist ein werchbar Mensch, tut aber zuweilen etwas uwatlig, und wenn ihr nicht zusammen zanket, so könnt ihr es sonst recht gut mit einander.» Dazu lachte sie recht herzlich und schaute Eins ums Andere an. Da schaute Uli auf, aber ehe er eine Antwort hervorgeworget hatte, fuhr Vreneli dazwischen und sagte: «Geh und spanne an! Base, man kann den Spaß auch zu weit treiben. Ich wollte, ich wäre nie mitgefahren. Ich weiß gar nicht, warum man mich nicht ruhig lassen kann. Gestern haben mich die Leute taub gemacht, und heute wollt Ihr es noch ärger machen. Das ist nicht schön, Base.»

Uli war aufgestanden und wollte gehen, aber die Base sagte: «Hock doch nieder und los. Es ist mir Ernst, ich habe schon manchmal zu Joggeli gesagt, es schickten sich nie Zwei besser zusammen als ihr Beide, es sei, wie wenn ihr für einander gewachsen wäret.» «Aber Base,» rief Vreneli, «dr tusig Gottswillen, hört doch auf, sonst laufe ich fort. Ich lasse mich nicht ausbieten wie eine Kuh. Wartet doch nur bis Weihnacht, da will ich Euch aus den Augen, oder wenn ich Euch so erleidet bin, noch vorher. Was wollt Ihr Euch so vergebene Mühe geben, Zwei zusammenzubringen, die einander nicht mögen? Uli fragt mir gerade so viel nach als ich ihm, und je eher wir von einander kommen, desto lieber ist es mir.» Da ging doch Uli der Mund auf, und er sagte: «Vreneli, zürne mir doch recht nicht, ich vermag mich ja gar nichts dessen. Aber das muß ich dir sagen: wenn du mich schon hassest, so bist du mir schon lange lieb gewesen und ich wünschte mir keine bessere Frau. Es muß einer glücklich mit dir sein; wenn du mich wolltest, ich wäre glücklich genug.» «So,» sagte Vreneli, «jetzt, wo du vom Hof hörst und daß du ihn ins Lehen erhieltest, wenn du eine Frau hättest, bin ich dir auf einmal recht von wegen dem Hof. Du bist mir ein lustig Bürschli. Gell, wenn du nur den Hof kriegtest, so heiratest du jede Luenz ab der Gasse, jeden Zaunstecken aus einem Hag. Aber ohä! Du bist an der Lätzen, es ist nicht, daß ich einen Mann haben muß. Ich will gar keinen, allweg keinen, der jeden Dachen (Docht) nimmt, wenn nur ein Tröpfli Öl daran hanget. Wenn ihr nicht fahren wollt, so laufe ich alleine heim,» und somit wollte es zur Türe aus schießen. Aber Uli fing es auf, hielt es mit starkem Arm, wie es sich auch wehrte, und sagte: «Nein, wahrhaftig, Vreneli, du tust mir unrecht. Wenn ich dich haben könnte, ich wollte mit dir in die Wildnis, wo ich nichts als schwenden und reuten müßte. Es ist wahr, wo mir ds Elisi so flattiert hat, da ist mir der Hof in den Kopf gekommen und ich hätte es nur deßtwegen genommen. Aber schwer hatte ich mich versündigt, denn schon damals bist du mir im Sinn gelegen, und ich habe dich immer hundertmal lieber gesehen als ds Elisi. Allemal wenn ich ihns gesehen, so bin ich erschrocken, wenn du mir aber begegnet bist, so lachte mir allemal das Herz im Leibe. Frag nur den Johannes, ich habe es ihm heute morgen gesagt: eine Frau, wie du eine gibst, wüßte ich, so weit die Sonne scheint, keine bessere zu finden.» «Laß mich gehen,» schrie Vreneli, das während der schönen Rede getan hatte wie eine Katze am Hälsig und selbst mit Klemmen und Kratzen nicht schonte. «Ich will dich gehen lassen,» sagte Uli, der männlich das Kratzen und Klemmen aushielt, «aber du mußt mich nicht im Verdacht haben, als wollte ich dich nur, wenn ich Lehenmann werden könnte. Du mußt glauben, ich hätte dich sonst lieb.» «Ich verspreche nichts!» rief Vreneli, riß sich los mit eigener Gewalt und floh oben an den Tisch. «Du tust doch so wüst wie eine junge Katze», sagte die Base. «Ich habe mein Lebtag kein solch Meitschi gesehen. Aber tue jetzt vernünftig, komm hock da neben mich! Willst du kommen oder nicht? Ich gebe dir mein Lebtag kein gutes Wort mehr, wenn du nicht eine Minute da hocken und dich stille halten willst. Uli, sag, man solle noch eine Halbe bringen. Halt dich still, Meitschi, und rede mir nicht darein,» sagte die Base und erzählte nun, wie es ihr wäre, wenn sie Beide fortgingen, was für böse Tage ihrer warteten, vergoß schmerzliche Tränen über ihre Kinder und wie sie noch glücklich werden könnte, wenn es ginge, wie sie in schlaflosen Nächten es sich ausgedacht. Wenn Zwei mit einander glücklich werden könnten, so wären sie es. Sie habe Joggeli manchmal gesagt, sie hätte ihrer Lebtag nie zwei Menschen gesehen, die einander so wohl verstünden in der Arbeit und einander so behülflich seien. Wenn sie so fortführen mit einander, so müßten sie zu schönem Vermögen kommen. Was sie ihnen behülflich sein könnten, das würden sie tun. Sie hätten es nicht wie viele Lehenherren, denen nicht wohl sei, wenn nicht alle zwei Jahre ein Lehenmann auf ihrem Gut zugrunde ginge, und die allemal schlaflose Nächte hätten und am Zins aufschlagen wollten, wenn einmal der Lehenmann zu rechter Zeit den ganzen Zins geben kann, weil sie fürchten, er habe das Lehen zu wohlfeil. «Nein, gewiß,» sagte sie, «wir wollten tun an euch, wie wenn ihr unsere eigenen Kinder wäret, und einen Trossel müßte Vreneli haben, dessen keine Baurentochter sich zu schämen hätte.» Aber wenn ihr das nicht gerate und Vreneli wüst tun wolle, so wüßte sie nicht, was anfangen, sie wollte lieber nicht mehr heim. Sie wolle ihm nichts fürhalten, aber das hätte sie doch nicht um ihns verdient, daß es jetzt so wüst tue; sie hätte öppe getan an ihm, was ihr wohl angestanden sei. Und das Wüstmachen tue es ihr expreß zuleid, sie merke es wohl. Es sei schon lange nicht mehr wie sonst gegen sie. Und gar herzlich weinte die gute Frau.


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