Jeremias Gotthelf
Wie Uli der Knecht glücklich wird
Jeremias Gotthelf

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Endlich, als sie unter der Haustüre waren, kam Johannes durch den Gang und grüßte zärtlichst seine Schwester: «Bunschur! Bunschur! Was Donners kömmt dir jetzt in Sinn, daß du zu uns kommst? An dich hätten wir jetzt nicht gesinnet. Wo Donners wottst du hin mit deinen Bünteln?» Den Uli grüßte er vertraulich und hätte ihm sogar die Hand gegeben, wenn Uli eine freie gehabt hätte. Ds Elisi sagte, es hätte Längizyti gehabt und es hätte es düecht, es möchte einist zu ihnen zDorf cho. «Dr Vater und dMuetter lassen dich grüßen.» Somit hatte Johannes eine Stube geöffnet, wo die honetteren Reisenden eintraten, und ds Elisi hineingeführt. Uli legte seine Packs ab und ging, Johannes ihm nach, sagend, er wolle es seiner Frau sagen, daß es da sei. Die aber hatte Elisi wohl gesehen, Johannes brauchte es ihr nicht zu melden. Er ging Uli nach, der zu seinem Roß sehen wollte, sprach mit ihm des Langen und Breiten darüber, zeigte ihm dann seine Pferde und Kühe und machte ihm zwischendurch Vorwürfe, daß er nicht zu ihm gekommen; er hätte ein ander Leben bei ihm haben sollen, als er in der Glunggen habe, wo ein ewig Gchär sei und man es nie treffe, bald zu wenig, bald zu viel mache. Unterdessen saß ds Elisi alleine in der Wartstube, sah sich zuerst die greulichen Helgen an, welche an den Wänden hingen zu großer Erbauung manches Kindbettimannes, der nie etwas Gemaltes gesehen als die Wegweiser, die Kirchenzyt und Hochzeitschäfte und -tröge. Nachdem es diese und endlich alles andere angesehen, was in der Stube war, so fing es an auszupacken, und Trinette kam noch immer nicht und niemand offerierte dem Elisi etwas, nicht einmal etwas Kaltes, verschweige etwas Warmes. Trinette machte nämlich die Toilette. So wie sie war an diesem Nebeltage, mit angelaufenem Mänteli und Fingern, ohne Gufen und Ringe, in Schuhen ohne Hinterstück und Kittel ohne Häfte, einer gemeinen Haarschnur und wohlfeiler Ärgäuer Scheube, wollte sie sich vor Elisi, das sie schön seiden gesehen, nicht zeigen. Während nun Trinette sich sträubelte und aufzäumte, blies Elisi unten Trübsal und nahm sich allerhand vor, was es tun und sagen wolle. Mitten in den besten Entwürfen rauschte Trinette heran und sagte: «Bonsoir, Elise; es freut mih, dih z'seh!», und Elisi sagte: «Merci, Trinette; ich ha glaubt, mi heyg mih ganz vrgesse.» Trinette entschuldigte sich, daß sie noch mit der Näherin zu tun gehabt, die ihr das Mäß zu einem neuen Tschöpli habe nehmen müssen, und sie habe geglaubt, der Mann sei da. Unterdessen musterten die beiden Schwägerinnen einander mit Kenneraugen von oben bis unten, und während Trinette in stolzer Freude, diesmal dr Däche z'sy, Elisi Erfrischungen anbot, der Köchin und der Stubenmagd Befehle gab, sagte Elisi, es möchte in ein Stübli, sich anders anzuziehen. Es hätte für die Reise das Leydest angezogen, wo es gehabt. Es sei nicht gewohnt, in solchen Kleidern zu sein, und möchte sich auch öppe anziehen, wie es der Brauch sei. Gäb was nun Trinette einwandte, Elisi sei ja so de bon goût angezogen, wie wenn es grad aus dem Weltschland käme, setzte es Elisi doch durch, daß man ihm eine Stube anwies und eine Magd ihm alles nachtrug. Drunten wurde nun aufgetragen allerlei Gutes, die Köchin mußte Strübli machen, und der Johannes sollte Neuenburger holen im Keller, tat aber nur Roquemoore (herber, geringer französischer Rotwein) in eine Neuenburgerflasche und sagte für sich: «Was wissen doch die, was Neuenburger ist! Roquemoore tuts denen zwee Gäuggle wohl.»

Endlich erschien Elisi, und diesmal nicht grasgrün, sondern schön himmelblau, mit brodiertem Mänteli, großer Gufe, goldener Uhrenkette, Haften am Kittel wie Zwanziger und Göllerketteli, die es ganz vorniederzogen und deren Blämpel mit Gold ausgelegt waren. Es war eine helle Pracht, wie das funkelte und so neu und schön aussah. Trinette ward ganz grün und gelb vor Neid und war auf dem Punkte, die Strübleni abzusagen. Indessen besaß sie sich doch und rühmte Elisis Pracht, aber stichelte dabei: Wie es gar kommod sei, hoffärtig zu sein, wenn man noch bei Vater und Mutter sei, da möge es alles erleiden. Wenn man aber für alles selbst sorgen müsse und noch Kinder habe, so tue einem das die Nase hintere. Sie hätten Beide noch nichts geerbt, und wenn ihre Eltern nicht so gut gegen sie wären, sie könnten es nicht machen. Wenn man schon grusam viel verdiene, so gehe doch grusam viel darauf so in einer Wirtschaft. Elisi wurde nun ganz zweg, aß und trank nach Herzenslust, rühmte die Strübli und besonders den Neuenburger. Der Vater müsse auch solchen anschaffen, sagte es, er hätte immer nur so Kuttlenrugger, wo man im Weltschland damit den Mäusen vergebe; man sage ihm Taveller, er komme da von Biel her. Nun packte Elisi auch seinen Kram aus, unter dem feines Guttuch zu einem Tschöpli für Trinette war, über das dieselbe aber gar sehr die Nase rümpfte. Sie sei gar froh darüber, sagte sie, es sei schön warm, und sie hätte schon lange so etwas gemangelt, sie sei voriges Jahr beim Sauerkabiseinmachen schier erfroren im Keller. Freilich machten solches die Mägde, man müsse doch aber auch zuweilen sehen, wie sie es machen. Die Diensten seien heutzutage gar schlecht, sie luegten nur zu sich. Das war die längste Rede, welche diesen Abend Trinette hielt.

Da kriegte Elisi doch nach und nach Langeweile. Aus der Nebenstube ertönte Gelächter, der Stoff der Rede ging ihm aus, und es düechte ihns, es sei doch schade, wenn niemand in Frevligen seine himmelblaue Bkleidig sehe als die mißgünstige Trinette und die dumme Stubenmagd, die noch mit keinem einzigen Wort ihre Bewunderung bezeugt hatte. Immer mehr wuchs ihm der Glust, wenn die daneben doch auch sehen könnten, wie schön es bkleidet sei; vielleicht wäre einer darunter, der ihm gefiele, und da könnte sich eine gute Partie machen ungsinnet. Es müsse daheim versauren und komme den Leuten nicht vor die Augen, da sei es doch kein Wunder, daß es noch keine Partie gemacht. Darum wolle es doch, wenn es einmal fort sei, nicht in einem Hinterstübli vrgrauen und sich vor niemand zeigen. Aber Trinette, wie sehr auch Elisi um die Stauden schlug, tat keinen Wank, und wenn es fragte, wer wohl drüben sei, so sagte Trinette, es werden die Säutreiber sein von Lutern oder von Eschlismatt. Aber es düechte Elisi, die Säutreiber von Lutern sollten nicht so mögen lachen, und endlich sagte es, sein Knecht werde wohl auch dort sein? Trinette sagte, er werde wohl. Da sagte Elisi, es müßte doch gehen und ihm sagen, wann sie morgen fort wollten, es hätte ihm noch nichts befohlen. Trinette aber antwortete, es wolle ihn kommen lassen, man könne ihm hier ja auch befehlen. Aber Elisi wollte hinüber, stund auf, entschuldigte sich, daß es nicht Mühe machen wolle, und tat die Zwischentüre auf.

Drinnen saßen an zwei Tischen, einem den Fenstern, einem der Wand nach, viele Männer, fluchend, lachend, rauchend, trinkend, spielend. Es waren aber allerdings nicht Säuhändler von Lutern, sondern alte und junge Frevliger, die an ihrem gewohnten Abendwerk saßen; denn da war des Wirtshauses wegen alle Tage Sunntig, in der Kirche aber alle Tage Werchtig. Bei ihnen saßen Johannes und Uli, der Letztere vom Erstern zu Gast gehalten mit Tabak und Wein. Langsam kam aus dem dunklen Hintergrunde das himmelblaue Elisi, stüpfte dem Uli auf die Schulter und sagte ihm, sie wollten am Morgen zeitlich fort, er solle machen, daß zu rechter Zeit gefüttert sei. Jenseits dem Tische saß ein lustiger Gerichtsäß, der fragte: Was das für eine schöne Jumpfere, für ein hoffärtig Meitschi sei, ob ers ihm bringen dürfe? Ein Wort gab das andere. Elisi saß bald auf einem leeren Platz und lebte wohl an den Späßen der Alten und Jungen, sagte aber nicht viel, sondern lachte nur zimperlig und fuhr oft mit dem schönen Schnupftuch manierlich zur Nase, wobei man die Fingerringe sah, und zog oft an seiner goldenen Kette, wobei man dann eine kleine goldene Uhr sah nach alter Façon, wie man sie wohlfeil beim Uhrenmacher kauft. Elisi saß da gar wohl, mehr als zwei Stunden lang, und hatte seine Schwägerin ganz vergessen.

Als endlich niemand mehr viel zu ihm sagte, ging es wieder in die Nebenstube. Da war aber keine Trinette mehr, sondern nur die Stubenmagd, die Tisch deckte und sagte, Trinette sei zu Bette gegangen, sie hätte gar Zahnweh gehabt. Obs öppe öppis angers syg? fragte Elisi. Sie wisse es nicht, sagte die Stubenmagd; daneben könnte es wohl sein, wunderlich genug sei sie dafür. Das war Elisi angeholfen, und vielleicht wären die Beiden die ganze Nacht hinter Trinette gewesen, wenn nicht die Köchin mit einem Fluch zur Türe hereingefahren wäre: Ob es aber angebacken sei, daß es die Suppe nicht hole? Es brännte draußen alles an. Als aufgetragen war, kam Johannes mit Uli und fluchte nicht wenig, als er nur zwei Teller sah; fluchte über seine Frau, daß sie schon im Nest sei, e selligi Plättere gebe es keine mehr im Kanton, entweder fehle es ihr am Gring oder im Gring; fluchte über die Stubenmagd, daß die Dolder Gans nicht drei zählen könne oder meine, sie fressen wie dSäu aus einem Trog. Johannes behandelte Uli wie einen alten Kameraden und sagte ihm alle Augenblicke: «Seh suf! Seh friß!» Mit Elisi war er nicht halb so freundschaftlich, sondern fragte bloß: «Wotsch?», und wenn Elisi Nein sagte, so sagte Johannes: «He nu, so hesch scho gha!» Daneben spottete er über ihns: Obs nicht bald einen Mann habe, am Wollen fehle es nicht. Er wollte an seinem Platz lernen eine Suppe machen und Strümpf plätzen, vielleicht bekäme es dann einen. «Vielleicht nähmte dich Uli,» sagte er, «wenn du ihn fragst, soll er diese Nacht etwa bei dir liegen?» Mit solchen brüderlichen Späßen würzte Johannes das Mahl.

Am folgenden Morgen sah man Uli zuerst, nicht gar viel später erschien Johannes, zu großem Schreck seines Gesindes, zu eigenem großem Zorn. Jedes pflegte seiner Behaglichkeit, im Glauben, der Meister tue es ebenfalls; der Meister faulenzte, im Glauben, es wüßte jeder Dienst, was er zu tun hätte. Als er nun einmal zur unerwarteten Stunde aufstund, da erfuhr er, was die Faulheit der Meisterleute für Wirkung tut auf die Diensten. Er fluchte sich fast die Zähne aus dem Maul, die Zehen ab den Füßen, aber am andern Morgen lag er wieder bis gegen neune; was half da das Fluchen? Was kann in einem Wirtshause alles gehen von morgens fünf bis um neune, wo der Herr Wirt und die Frau Wirtin aufstehen! Nirgends straft wohl Gott die zeitlichen Sünden schneller und deutlicher als die der Wirte, welche überwirten. Wenn Wirt und Wirtin nicht Ruhe schaffen in ihrem Hause zu rechter Zeit mit Hudeln, mit Spielen oder auch nur Dasitzen und Zusehen, wie Andere hudeln über die Zeit, so haben die Einen einen schweren Kopf und zitternde Glieder am Morgen, die Andern mögen sonst nicht auf, und während dieser Zeit geht ihnen weit mehr zugrunde, als sie am Abend verdient haben, und zum Trinkgeld haben sie den ganzen Tag den schweren Kopf, die faulen Glieder, zum Trinkgeld haben sie ein böses Alter und schlechte Kinder, und was Mancher am Ende seines Lebens davonbringt, ist Bettlerbrot, Spitalsuppe und ein schlechter Strohsack. O wenn mancher Wirt wüßte, was ginge, ehe er aufsteht, er würde wohl am Abend früher Feierabend machen.

Johannes donnerte und wetterte, solange er seine verstrupften Diensten sah, welche die Gaststube noch nicht aufgeräumt, die Kühe nicht gemolken, die Pferde nicht gestriegelt hatten, und auf dem Wege zu seinem Lande, das er Uli zeigen wollte, klagte er gar bitterlich über alle seine Diensten, wie sie alle nichts wert seien und wie er hundert Kronen geben wollte um einen guten Knecht. Er wußte noch nicht, daß ein schlechter Meister nie gute Diensten hat, daß die einen unter ihm schlecht werden, die, welche gut bleiben wollen, ihm weglaufen müssen.

Als sie endlich zurückkamen von ihrem Beschauen, fanden sie das Elisi diesmal ganz in schwefelgelber Montur, das heißt in schwefelgelbem Tschöpli und Fürtuch, betrübt in der Nebenstube, wohin man eben das Frühstück gebracht hatte, zirka um halb zehn Uhr: Strübli von gestern, Anken, Käs, Nidle, Kaffee und schönes weißes Brot. Trinette ließ sich nicht sehen. Es hieß, sie hätte in der Nacht nicht schlafen können und mache jetzt etwas nach. Nachdem man fertig war, sagte ds Elisi noch nichts vom Anspannen. Johannes führte den Uli in seine Keller, und ds Elisi spazierte schön schwefelgelb vor dem Hause auf der Tärasse, im Garten, ums Haus herum, die Handschuhe an den Händen, das Nastuch darin, spazierte hin und her, auf und ab, bis es endlich eilf Uhr schlug. Da winkte es dem Uli und sagte: Sie müßten fort, er solle zwegmachen, es wolle gehn und sich anders anziehen; sobald es fertig sei, müsse er anspannen. Es ging fast eine Stunde, bis ds Elisi grasgrün wieder zum Vorschein kam. Und wer saß da prächtig in schokoladefarbener Seide (Donna Maria war noch nicht Mode), kostbar um und um, hinten Silber und vornen Gold? Es war Trinette, Trinette, welche die schwefelgelbe Pracht nicht sehen wollte und auf das grasgrüne Elisi gewartet hatte, um ihm zu zeigen, daß es dann auch noch Kleider hätte, wenn es sich zeigen wolle und wenn es schon noch nicht geerbt hätte und nicht mehr daheim sei. Ds Elisi wurde noch einmal so grün, als es die vor ihm sitzende Herrlichkeit sah, und brachte seinen Mund gar nicht auf zu einem Bonjour und der Frage nach dem Zahnweh. Hingegen Trinette tat wohl etwas schmächtig, war übrigens die Freundlichkeit selbst, wollte Elisi nötigen, heute (so grasgrün) noch dazubleiben. Als alle Bitten umsonst waren, erhielt die Stubenmagd Befehl, schleunig den Tisch zu decken und aufzutragen, gäb wie Elisi wehrte, weil sie erst dischiniert hätten.

Es war ein stattlich Essen da, das Beste, was das Haus vermochte, allein es schmeckte heute dem grasgrünen Elisi nicht halb so gut als gestern dem himmelblauen; sobald es Trinette ansah, stockte ihm der Bissen im Halse, selbst dem Johannes sein Neuenburger hatte heute einen ganz andern Geschmack als gestern. Es hatte keine Ruhe, bis angespannt war.

Als endlich angespannt, alles eingepackt war, ds Elisi im Sitz saß, wollte Uli vorauf, aber Johannes tat es nicht. Er solle doch nicht ein Narr sein, sagte er, sie werden da innen einander nicht beißen, nicht kräbeln, hingegen draußen regne es und sei unlustig. Sie sollten sich nur gut zusammenlassen, so hätten sie nicht kalt; man sei ja dafür auf der Welt, für einander zu helfen. Uli mochte wollen oder nicht, er mußte hinein, und ds Elisi rückte weg, drückte sich in eine Ecke und ließ sich nicht hervor, bis sie weit außer Frevligen waren.

Endlich hob es den Kopf auf und sagte, es sei froh, daß sie auf dem Heimweg seien; ds Bruders seien wüste Leute, er sei ein Grobian, ein Unflat, Trinette ein böses Mönsch, e halbe Narr. Die werden schön für den Hag hinaus husen. Sie könnten Beide wohl brauchen, aber nichts verdienen; was das Maul wolle, müsse gefressen, was den Augen gefalle, gekauft sein. Für die ledig zu bleiben, die es nur für einen Narren zu halten begehrten, dazu sei es nicht dumm genug, und sollte es einen von der Gasse nehmen, so wollte es heiraten, nur daß die keinen Kreuzer von ihm bekämen. Wenn einst Vater und Mutter gestorben seien und es noch keinen Mann hätte, so wüßte es wohl, wie es ihm ginge; die würden es eingänterlen (einschließen), bis es murbe genug zum Erben wäre. Aber es sei ihnen noch zu schlimm und wolle dem Trini sein schokelaseidenes Tschöpli eintreiben. Eins, das hunderttausend Pfund erben könne, lasse so das Spiel nicht mit sich treiben. Auf den Reichtum brauche es nicht zu sehen, es vermöchte einen Mann zu erhalten, daß sie Beide gut haben könnten. Aber hübsch müßte er sein und frein, es wolle Freude an ihm haben können. Die Alten scheue es nicht, wenn es wüst tue, so könne es bei ihnen alles zwängen. Wenn es nume afe einer wollte, noch heute wollte es die Sache richtig machen, nume ihnen zTrutz. Nit, es hätte bereits gar Manchen haben können und sie alle abgewiesen, sie hätten ihm nicht gefallen. Aber jetzt meine die Göhle, es wolle gar Keinen und es dürfe sich niemand mehr an ihns lassen. Wenn es vornen anfangen könnte, so machte es es ganz anders; es nähme den Erstbesten, so riskierte es wenigstens nicht, daß es für den Hag hinaus käme. So redete ds Elisi aus seinem ingrimmigen Herzen und rückte immer mehr aus seiner Ecke hervor und sagte: «Uli, du mußt nit so schüch sy!» Kurz, aus lauter Täubi wurde ds Elisi unter dem Fußsack recht zärtlich; bloß den Kopf hielt es, solange es Tag war, in angemessener Entfernung. An dem Städtchen ließ es vorbeilenken und bestimmte einen unbedeutenden Ort zum Füttern. Uli ward es bei dem allem wunderlich zumut; indessen vergaß er nicht, daß seines Meisters Tochter neben ihm sitze, machte von ihrem Gerede keine besondere Anwendung auf sich und von allem Näherrücken keinen Gebrauch, trotz der Aufforderung, nicht so schüch zu sein.

Diesmal bannisierte ds Elisi Uli nicht zu einem aparten Schoppen nebenaus, sondern ließ gleich eine Halbe für sie Beide bringen und dann etwas auf einem Teller, und dann schien ihm dieser Wein noch nicht gut genug, sondern es befahl vom mehbessern und dem Kohli noch ein Immi, ließ sich da zBoden wohl sein und sorgte dafür, daß es dem Uli und dem Kohli nicht übler sei. Der Erstere mußte Hammeschnittli essen, bis er zuletzt glaubte, selbst eine Hamme zu sein.

Als sie wieder fortfuhren, irrte der Sonnenschein, die Tagesheiteri nicht mehr, und ds Elisi wurde auch oberhalb des Fußsackes zärtlich, lehnte sich an Uli an und redete allerlei, bis es endlich sagte: Es gelüste ihns, ihm ein Müntschi zu geben, ob er etwas dawider hätte? Seit dem Weltschland hätte es keine mehr gegeben, es müsse doch probieren, ob es das noch könne. Im Weltschland hätte man beim Pfänderspiel ihm immer gesagt, es könne das Keins so gut wie es. Was sollte Uli dagegen haben? Ds Elisi küßte ihn nun nach Herzenslust ab, und er gab wohl hie und da ein Müntschi wieder, aber ziemlich kaltblütig. Dem Elisi waren sie wirklich auch wohl kalt, und es meinte, dem Vreneli würde er wärmere geben und ungeheißen. Uli wollte von Vreneli nichts wissen und sagte, dem hätte er noch keine gegeben, er wüßte nicht, wie dazu kommen. Elisi meinte, das sei doch kurios; es seien nur Müntscheni und täten eim doch so wohl, man würde es niemand glauben, wenn man es nicht selbst erfahren täte. Und es, eine reiche Tochter, hätte so manches Jahr keine erhalten, daß es ganz vergessen gehabt, wie wohl sie eim täten. Aber das müß ihm künftig nicht mehr so gehen, «gäll, Uli?» Als Uli antworten wollte, tat der Kohli einen Satz, daß sie Beide hoch auffuhren, wollte in einen Acker hinaus, daß Uli mit beiden Händen wehren mußte. Endlich wieder gerade auf der Straße, war er so ertaubet, daß Uli aus Leibeskräften ihn halten mußte. Da war es mit dem Küssen aus und Elisi froh, daß es mit ganzen Gliedern heimkam.


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