Jeremias Gotthelf
Wie Uli der Knecht glücklich wird
Jeremias Gotthelf

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Dreizehntes Kapitel

Wie Uli sich selbsten als Meisterknecht einführt

Ruhig, mit gefaßtem Entschluß kam er zu den Arbeitenden; es war Nachmittag, bald nach dem Essen. Zu Sechsen wurde gedroschen. Melcher und Karrer rüsteten Futter, zu diesen trat er und half mit. Sie brauchten ihn nicht, sagten sie, und könnten das alleine. Im Tenn könne er heute nicht helfen bis zum Herausmachen, und so wolle er ihnen helfen heute Futter rüsten und dann misten, antwortete er. Sie brummten, allein er griff zu, schüttelte mit seiner gewohnten Eigelichkeit (ein unausdrückbar Wort: Reinlichkeit, Ordnung, Pünktlichkeit, alles drückt etwas davon aus, und doch alle drei nicht das Ganze) das Futter durcheinander, den Staub davon und zwang dadurch die Andern stillschweigend, es auch besser zu machen als sonst. Drunten im Gang schüttelte er wieder, und die Futterwalmen zog er so schön und exakt, wischte dann mit dem Besen den Gang zwischen dem Roß- und Kuhfutter, daß es eine Freude war. Der Melcher sagte: Wenn das all Tag so gehen sollte, so möchte man in zwei Tagen nicht rüsten, was die Ware an einem Tage fressen möchte. Das käme darauf an, sagte Uli, wie man sich gewohnt hätte zu rüsten und je nachdem die Ware gewohnt wäre zu gschänden. Beim Misten hatte er seine liebe Not mit dem Melcher, der nur das Gröbste obenabnehmen wollte, so gleichsam die Nidle ab der Milch. Es sei schön warm draußen, sagte Uli, da erkalte ihnen das Vieh nicht, sie wollten ein wenig zBoden ha. Und wirklich war es nötig, es war da alte Rustig, daß sie fast die Reuthaue nehmen mußten, um nur zu den Steinen der Bsetzi zu kommen; das, was zwischen denen war, herauszugäbelen, dazu kamen sie nicht einmal. Es mußte aus dem Bschüttiloch geschöpft werden, da das Wasser sich auftrieb fast bis zuhinterst in den Stall, und daß das Ausgeschöpfte in die Hofstatt geführt und nicht auf die Straße geschüttet würde, konnte er nur mit Mühe erzwingen. Als der Mist draußen war, wollte ihn niemand verlegen, und auf seine Frage erhielt er zur Antwort: Heute hätte man nicht Zeit, man müßte bald füttern, es sei morgen noch früh genug. Das sei gar kommod zwischen dem Füttern zu machen, und den Mist müsse man verlegen, während er warm sei, besonders im Winter. Sei er einmal gefroren, so setze er sich nicht mehr und man erhalte keinen Mist. Somit ging er selbst ans Werk, und die Beiden ließen getrost ihn machen und zäpfelten ihn aus hinter den Stalltüren und im Futtergang.

Drinnen hatte man schon lange sich gewundert, daß der neue Meisterknecht nicht heimkomme, und schon Kummer gefaßt, er möchte auf- und davongefahren sein. Joggeli hatte sich ans Fenster gesetzt, von wo aus er auf den Weg sehen konnte, und sah sich fast die Augen aus und begann zu schimpfen: Den Johannes habe er doch so schlecht nicht geglaubt, und dazu sei er sein Vetter, und Selligs möchte er dem frömdest Mensch nicht machen. Aber es sei sich heutzutage auf niemand zu verlassen, nicht einmal auf die eigenen Kinder. Während er am besten im Zuge war, kömmt Vreneli herein und sagt: «Da könnt Ihr lange hinaussehen; der neue Knecht verlegt draußen den Mist, den sie herausgemacht, er wird auch der Meinung sein, es sei besser, ihn nicht von zwei Malen lassen zusammenzukommen. Wenn es niemand anders tut, so wird er meinen, er müß es selber machen.» «Warum kündet der sich nicht, wenn er heimkommt?» sagte Joggeli, und: «Herr Yses, warum chuntr nit cho esse?» sagte die Mutter. «Gehe und sag ihm, er solle auf der Stelle hineinkommen, es sei ihm dänne deckt.» «Wart,» sagte Joggeli, «ich will selber gehen und sehen, wie er es macht und was gegangen ist.» «Aber heiß ihn kommen,» sagte die Mutter, «es düecht mih, dWurmlöcher sollten ihm aufgegangen sein.»

Joggeli ging hinaus, sah, wie Uli den Mist sorgfältig verstreute und tüchtig niedertrat, das gefiel ihm. Er wollte den Melcher und den Karrer suchen, um ihnen zu zeigen, wie Uli es mache und daß sie es künftig auch so machen sollten; er blickte in den Futtergang und konnte lange seine Augen nicht herausbringen, als er die schönen, runden, appetitlichen Futterwalmen sah und den gesäuberten Gang dazwischen. Er blickte in den Stall, und als er wohlbehaglich die Kühe in reinem Stroh stehen sah und nicht mehr auf altem Mist, da ward ihm auch wohl, und erst jetzt ging er zu Uli und sagte ihm, das sei doch dann eigentlich nicht so gemeint, daß er das Wüsteste selbst mache, das sei eigentlich an andern Leuten. Er hätte wohl Zeit gehabt, sagte Uli; beim Dreschen sei er zu viel gewesen, und da hätte er es gemacht, um zu zeigen, wie er es künftig haben wolle. Joggeli wollte ihn in die Stube heißen, aber Uli sagte, er möchte noch gerne beim Usemachen (Reinigen) des Kornes sein, er möchte auch wissen, wie es da gehe. Da sah er, daß alles nur auf frühen Feierabend hin gemacht werde. Das Korn war schlecht gemutzet, es waren noch eine Menge halber Ähren, dann noch schlechter gereitert und gewannet; das Korn in der Bütti war unsauber, es gelüstete ihn, es auszuleeren und die Arbeit von neuem anfangen zu lassen; indessen besaß er sich und dachte, er wolle das morgen anders machen. Joggeli aber sagte drinnen: Der neue Knecht gefalle ihm wohl, er verstehe die Sache, aber wenn er nur nicht zu viel regieren wolle, das wäre ihm doch zuwider. Man könnte es nicht an einem Orte machen wie am andern, und zuletzt hätte er selbst nichts mehr zu befehlen.

Nach dem Essen suchte Uli den Meister und fragte ihn, was eigentlich alles noch zu tun sei diesen Winter; es dünke ihn, man sollte so die Arbeit ineinanderreisen, daß wenn der Hustagen (Frühling) komme, man fertig und zweg sei für die neue Arbeit. Ja, sagte Joggeli, es wäre wohl gut; aber zwingen könne man nicht alles auf einmal, es wolle alles seine Zeit haben. Man habe noch zirka drei Wochen zu dreschen, dann könne man anfangen, z'grechtem (mit allen Leuten hintereinander) z'holzen, und wenn man mit dem fertig sei, so werde der Hustagen wohl da sein. Wenn er etwas sagen dürfe, sagte Uli, so dünkte es ihn, man sollte jetzt das Holz herbeimachen. Es sei gar schön Wetter und der Weg gut, es gehe ds Halb ringer. Im Horner sei meist schlecht und leid Wetter, da bringe man nichts ab Platz und verkarre alle Wagen. Das könne es nicht wohl geben, meinte Joggeli, es sei nicht der Brauch, erst im Horner zu dreschen. Das sei nicht seine Meinung, sagte Uli. Man solle fortfahren, zu dreschen. Er und noch einer wollten dem Karrer wohl so viel niedermachen und zurüsten, als er heimzuführen vermöge. Und bis etwas fertig sei, könne der Karrer ihnen ja auch im Wald helfen. Dann könne man nicht mehr zu Sechs dreschen, wenn er einen aus dem Tenn nehme, sagte Joggeli, und wenn alle miteinander holzeten, so hätte man bald viel geholzet. «He,» sagte Uli, «wie Ihr wollt; es het mih so düecht: könnte der Melcher nicht dreschen helfen durch den Morgen und auch am Nachmittag, wenn man über Mittag einander helfen will misten und Futter rüsten? Und manchmal verrichten Zwei im Walde mehr als eine ganze Kuppele, wo Keiner etwas anrühren will.» «Ja,» sagte Joggeli, «es geht manchmal so; aber wir wollen das Holzen doch bleiben lassen, das Dreschen tut jetzt nöter.» «Wie Ihr wollt,» sagte Uli und ging gedankenschwer ins Bett.

«Du bist doch e bloße Wunderliche,» sagte die Alte zu ihrem Manne. «Es hat mir bsunderbar wohl gefallen, was Uli gesagt hat. Es wäre unser Nutzen gewesen, und wenn schon da die zwei Musjö, der Karrer und der Melcher, nicht könnten beständig ihre Nasenlöcher an der Sonne tröcknen, so schadete es diesen zwei Lumpenhünden nichts. So tut dir Uli bald nicht mehr gut, wenn du es so machst.» «Ich will aber von einem Knecht mir nicht lassen befehlen. Wenn ich ihn so machen ließe, so würde er gleich meinen, es hätte niemand zu befehlen als er. Man muß es so einem gleich von Anfang zeigen, wie man es haben will.» «Du bist der Recht, für es ihnen zu zeigen; die Guten verderbst du und die Schlechten förchtest du und lässest sie machen, was sie wollen, so hast dus,» sagte die Alte. «Wir haben es immer so gehabt, und es wird jetzt auch nicht anders gehen sollen.»

Am andern Morgen sagte Uli der Meisterfrau, eine Jungfrau sei überflüssig im Tenn; sie solle die behalten, welche ihr anständiger sei. Und Uli hielt nieder (dreschen, daß der Schlag durch die ganze Schicht bis auf den Boden geht) im Tenn, stellte den Flegel und traf den Nebenmann auf den Flegel, daß er über den ganzen Schenkel hin bis an die Wand dreschen mußte; und wenn eine Tenneten fertig war, so wurden die Zwischenarbeiten rasch abgetan und zu einer neuen geschritten, und das zwang Uli nicht durch Worte, sondern durch das Drängen mit der eigenen Arbeit. In der Stube sagten sie, es düech sie, sie hätten im Tenn ganz andere Flegel; das räble ganz anders als sonst, das gehe doch auch zBode. Die Jungfrau, welche in der Stube bleiben konnte, erzählte Vreneli, wie man es dem machen wolle; der müsse nicht meinen, daß er eine neue Ordnung einführen wolle, von so einem wollten sie sich nicht kujinieren lassen. Er daure sie noch, es wäre ein manierlicher Bursche, und arbeiten könne er, man müsse es bekennen. Alles, was er in die Finger nehme, stehe ihm wohl an. Unterdessen man im Tenn drosch, war der Karrer auf einem Rosse ausgeritten; es hieß, er sei in die Schmiede. Der Melcher war mit einer Kuh fortgefahren, er hatte aber niemand gesagt wohin. Es war Mittag, ehe einer von ihnen heimkam, Keiner hatte einen Streich gearbeitet.

Nach dem Mittagessen half Uli noch Erdäpfel schinden, wie es in geordneten Haushaltungen, wenn die Zeit es erlaubt, üblich ist; die Andern liefen hinaus, nahmen sich kaum Zeit zum Beten. Als Uli hinauskam, war Lärm im Tenn; zwei Paare schwangen auf dem Stroh der letzten Tenneten, die Andern sahen zu. Er rief dem Melcher, er solle kommen, sie wollten geschwind die Kälber herausnehmen und sehen, wie es mit ihnen stehe, wahrscheinlich müßten sie geschoren und gesalbet werden. Der Melcher sagte, das gehe Uli nichts an; die Kälber solle ihm niemand anrühren, die seien noch lang wohl so. Und der Karrer trat zu Uli: «Wei mr öppe eis mit enangere mache, wed darfst?» Es kochte Uli in den Adern, und er sah, daß das ein angelegtes Spiel sei, dem er sich nicht wohl entziehen könne. Früher oder später, das wußte er wohl, mußte er ihnen stehen und sich fecken lassen. Darum also gerade jetzt, so wüßten sie doch, woran sie mit ihm seien. «He, wennds probiere witt, es ist mir gleich,» und zweimal hintereinander schlug er den Karrer auf den Rücken, daß es krachte. Da sagte der Melcher, er wolle es auch probieren; es sei ihm zwar fast nicht der wert, mit einem solchen Hagstecken z'machen, der Scheichleni heyg wie ein Tubakröhrli und Wadli dran wien e Flöhdreck. Mit seinen braunen haarigen Armen packte er Uli an, als ob er ihn wie einen alten Lumpen verrupfen wollte. Aber Uli hielt stand, der Melcher brachte nichts ab. Er wurde immer zorniger, setzte immer giftiger an, schonte weder Arme noch Beine, müpfte mit dem Kopf wie ein Tier, bis endlich Uli die Sache auch satt hatte, alle Kraft zusammennahm und dem Melcher einen solchen Schwung gab, daß er über den Kornwalm in die Mitte des Tenns flog und auf dem jenseitigen Schenkel niederfiel, alle Viere in die Höhe streckend, lange nicht recht wissend, wo er sei. Wie zufällig hatte Vreneli den Schweinen gebracht und Ulis Sieg gesehen. Drinnen sagte es der Gotte (Patin), es hätte etwas gesehen, das ihns gefreut. Sie hätten Uli zuschanden machen wollen, er hätte mit ihnen schwingen müssen, aber er hätte sie alle mögen. Den struben Melcher hätte er auf den Rücken geschlagen, als ob er nie gestanden wäre. Das sei ihm kommod, wenn er sie alle möge, so müssen sie ihn doch fürchten und Respekt haben. Uli aber, an seinem Kälberexamen gestört, ergriff den Flegel und sagte dem Melcher bloß: Heute habe er keine Zeit mehr für die Kälber, sie wollten denen dann an einem andern Tag lausen. Das Kornmutzen nahm diesmal mehr Zeit weg als sonst, und doch war man früher fertig als sonst und das Korn besser geputzt; aber man hatte sich auch anders gemühet als sonst und dabei auch weniger gefroren. Als Uli dem Meister angab, wieviel Korn es gegeben, so sagte der: So viel hätten sie noch nie gemacht in diesem Jahre, und doch hätten sie Gefallenes gedroschen.

Am Abend, als sie bei Tische saßen, kam der Meister und sagte: Es düeche ihn, das Holzen wäre jetzt kommod, man hätte die Pferde nichts zu brauchen und das Wetter sei schön, und es düeche ihn, das Holzen und das Dreschen sollten miteinander gehen, wenn man es recht einrichte. Der Karrer sagte, die Pferde seien nicht gespitzt, und ein Anderer meinte, dann könne man nicht mehr zu Sechsen, sondern höchstens zu Vieren dreschen und werde so nie fertig. Uli sagte nichts. Endlich fragte Joggeli, als er nichts mehr zu antworten wußte, von den Diensten übermaulet: «Seh du, was meinst denn du?» «Wenn der Meister befiehlt, so muß es gehen», antwortete Uli. «Hans, der Karrer und ich bringen das Holz schon heim, und wenn der Melcher dreschen hilft und die Andern ihm misten und Futter rüsten helfen, so säumt das Holzen das Dreschen nicht.» «He nu, so machet es so,» sagte Joggeli und ging. Nun brach das Wetter über Uli los, in einzelnen Schlägen erst, dann in ganzen Batterien Donnerwettern. Der Karrer verfluchte sich, er gehe nicht ins Holz; der Melcher verfluchte sich, er rühre keinen Flegel an; die Andern verfluchten sich, sie wollten nicht zu Vieren dreschen. Sie ließen sich nicht kujinieren, sie seien keine Hüng, sie wüßten, was Brauch sei usw. Aber sie wüßten wohl, von wem es käme; aber der solle sich in acht nehmen, wenn er hier wolle sechse läuten hören (im Winter läutet es abends um 3, im Sommer um 6). Es sei schon Mancher gekommen wie ein Landvogt und hätte sich streichen müssen wie ein Hund. Es sei einer ein schlechter Donner, wenn er, um dem Meister die Augen auszubohren, seine Nebendiensten vermalestiere. Aber einem Solchen hätte man es nadisch dann bald erleidet. Uli sagte nicht viel dazu als daß, was der Meister befohlen, vollzogen werden müsse. Der Meister hätte befohlen und nicht er, und wenn Keiner schlechter da wegkäme als er, so sollten sie Gott danken. Er wolle niemand kujinieren, aber er lasse sich auch von niemanden kujinieren; er hätte keine Ursache, einen von ihnen zu fürchten. Der Meisterfrau sagte er, sie solle doch so gut sein und für ihrer Drei zMittag rüsten zum Mitnehmen, denn sie würden zum Essen kaum heimkommen aus dem Walde.

Am Morgen ging es in den Wald. Gäb wie der Karrer brummte und fluchte, er mußte mit. Der Melcher wollte nicht dreschen, und der Meister zeigte sich nicht. Da nahm die Meisterfrau sich zusammen, ging hinaus und sagte: Es düech se, er sollte nicht zu vornehm sein zum Dreschen, es hätten schon viel vornehmere Leute als er gedroschen. Sie vermöchten keinen Melcher zu haben, der den ganzen Morgen die Zähng am Luft trocknen wolle. So wurde das Holz heimgebracht, man wußte nicht wie, und im Horner war Wetter und Weg so bös, daß man bös gelebt hätte beim Holzen.

Wie Uli auch draußen gearbeitet hatte und bös gehabt im Walde (denn er nahm immer am schwereren Orte, er wollte der Meister sein nicht nur im Befehlen, sondern auch im Arbeiten), so half er doch am Abend rüsten, was die Meisterfrau aufzuschütten befahl, es mochte sein, was es wollte. Er drehte sich nie davon und wehrte auch den Andern, es zu tun; je mehr man einander helfe, desto eher sei man fertig, sagte er, und wenn man davon essen wolle, so sei es doch billig, daß man daran helfe. Überhaupt war er behülflich, wo er nur konnte. Wenn eine Jungfrau einen Korb mit Kartoffeln gewaschen hatte und ihn nicht gerne alleine trug, weil sie dabei ganz naß wurde, so half er selbst tragen oder befahl es dem Buben (halb Knecht, halb Kind), und als der sich anfangs weigerte, auf seine Worte nicht kam, so gewöhnte er ihn mit Ernst zum Gehorsam. Das sei nichts gemacht, sagte er, wenn ein Dienst dem andern nicht helfe Sorge tragen zu seinen Kleidern, überhaupt ein Dienst den andern plage. So mache man sich ja selbst das Dienen mutwilligerweise noch schwerer, als es sonst sei. Sie wollten das lange nicht fassen. Es war überhaupt da eine merkwürdige Weise. Die Knechte plagten die Mägde, wo sie nur konnten, da war nirgends eine gegenseitige Hülfsleistung. Wenn ein Knecht dem Weibervolke Hand bieten sollte, so höhnte er und fluchte, tat keinen Wank; selbst die Meisterfrau mußte sich dieses gefallen lassen, und wenn sie Joggeli klagte, so sagte er: Sie hätte immer nur zu balgen. Er hätte die Knechte nicht, um dem Weibervolk zu helfen; die hätten anderes zu tun als das Meienzeug desumz'zaaggen (herumzuschleppen). Das Benehmen von Uli, der an eine solche Zwiespältigkeit in einem Hause nicht gewohnt war, fiel daher auf und zog ihm von den Knechten argen Hohn und Spott zu.

Dieser Hohn, dieser Spott steigerte sich noch wegen andern Sachen bis zum Unerträglichen auf. Am ersten Samstag schon wollte der Melcher aus bloßem Mutwillen nicht misten, sondern es versparen auf den Sonntagmorgen. Uli sagte, das tue er nicht, es sei durchaus kein Grund dazu da, es aufzuschieben. So könne man ja am Samstag nicht aufräumen ums Haus herum, wie es auch der Brauch sei. Zudem heiße es, man solle am Sonntag nicht arbeiten, du und dein Knecht und deine Magd. Am allerwenigsten schicke es sich, die wüsteste Sache auf den Sonntag zu sparen. Der Melcher sagte: «Sunntig hi, Sunntig her; was gheit (geht an) mich der Sonntag, und heute miste ich nicht.» Uli kochte es hoch im Kopf, indessen besaß er sich und sagte bloß: «He nu, so miste ich.» Der Meister, der das Brüll hörte, ging hinein und brummte für sich: «Wenn doch Uli nicht alles zwänge wett und neu Brüch yfüere, selb isch mr nit recht. Man hat lange am Sonntag gemistet, und es ist allen gut gsi; es wäre auch noch gut genug für ihn.»


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