Jeremias Gotthelf
Wie Uli der Knecht glücklich wird
Jeremias Gotthelf

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Sechzehntes Kapitel

Uli kommt zu neuen Kühen und neuen Knechten

Unerwartet sagte Joggeli eines Morgens dem Uli: Er hätte der Sache nachgesinnet und gefunden, daß es nicht übel wäre, wenn man im Stall etwas ändere. Morgen sei zu Bern Monatmärit, und dort mache man es gewöhnlich am besten. Er solle den Zingel und den Stär nehmen und nachmittags mit ihnen fahren. Er könne über Nacht sein, wo es sich ihm schicke, damit er morgens zeitlich auf dem Markte sei. Wenn ihm auf dem Markt etwas Anständiges anlaufe, so solle er es kaufen, sonst könne man am Burgdorfmaimärit sehen. Uli hatte nicht viel einzuwenden, obgleich es ihn seltsam dünkte, daß er mit zwei alten Kühen fünf Stunden weit auf den Markt fahren sollte auf die Gefahr hin, im Fall Nichtverkaufens sie nicht mehr heimbringen zu können.

Es war ein warmer Mainachmittag, Staub auf den Straßen, die Kühe des Gehens, des Sonnenscheins ungewohnt, Uli hatte Mühe mit ihnen. Doch die Kühe kannten ihn; sie sprangen nicht erschrocken, wenn er ihnen nahe kam, sie folgten ihm zutrauensvoll ohne Metzgerhund. Während er langsam ihnen den Weg zeigte, hatte er Augen für alles, an dem er vorbeikam; keine Pflanzung entging ihm, keine Hofstatt, keine Einrichtung an einem Hause, und alles erwog er in verständigem Gemüte. Und wenn er nichts Besonderes bemerkte, so dachte er über die Preise nach, die er machen müsse, denn Joggeli hatte ihm durchaus nichts sagen wollen. Er solle luegen, was Kauf und Lauf sei, hatte er gesagt, und dann machen, was ihn gut düeche. Er hatte sich lange gewehrt, bis endlich die Frau sagte: «Was willst du doch da lange käre? Du hörst ja, daß er dirs überläßt; machs, so gut du kannst, und da wird es wohl gut sein.» Joggeli hatte ihm noch einige Dublonen mitgegeben, damit er mit dem Einkaufen es machen könne so gut als möglich. Da ergötzte er sich an dem Gedanken, wenn er doch die alten Kühe verkaufen könnte und junge, schöne heimbringen für das gleiche Geld und dem Joggeli seine Dublonen darzählen! Wie der Alte Augen machen würde! dachte er.

Weiter als vier Stunden kam er nicht mit seinen Kühen. Er dachte, wenn er sie heute nicht übertreibe, so komme er am folgenden Morgen um so besser vorwärts. Es war wenig Ruhe im Wirtshause; das kam und ging die ganze Nacht durch, rechtliche Leute und Hudelpack, schmutzige Juden und geizige Christen, Käufer und Verkäufer, alles im Schweiße des Angesichtes rennend und jagend gutem Glücke nach, das Vorspiel der morgigen Schlacht bereits eröffnend um die Ställe herum, in der Gaststube, ja bis in die Schlafkammern hinauf; das war ein Handeln und Märten, ununterbrochener als in einer großen Schlacht der Kanonendonner. Es war ihm nicht geheim unter diesem Volke mit seinen Dublonen im Sacke; er nahm seine Hosen unters Hauptkissen, zog ein Bein davon herab und lag darauf und schlief nur wenig. Er wollte aus den Juden heraus, die ihm schon am Abend zugesetzt hatten, und fuhr am Morgen in aller Frühe von dannen.

Der Morgen war heraufgezogen in aller Schöne, die Mattenblumen dufteten köstlich, in süßem Tau erglänzend, munter und heiter wanderten er und seine Kühe in die Zukunft hinein.

Nicht lange war er gegangen, so gesellte sich ein langer, hagerer Mann zu ihm, von dem er nicht wußte, wie er zu ihm kam. Alsobald begann derselbe mit ihm zu handeln um die Kühe, ließ nicht nach, bis Uli schätzte, und ehe sie in Bern waren, hatte Uli verkauft und zwar, wie er glaubte, wenigstens um zwei Dublonen zu teuer. Noch vor der Stadt zahlte ihn der Mann aus, fuhr mit den Kühen von dannen, und er sah ihn nicht wieder. Es wurde Uli doch noch angst, er möchte sich übereilt haben, der Preis anders stehen, als er gemeint. Allein er sah bald viel Ware daherkommen, sah, daß sie sehr feil war, weil man wegen trocknem Wetter nicht viel Heu erwartete. Das sei ihm gut gegangen, dachte er, und ein guter Schick fehle ihm nicht. Er wartete nicht weit vom obern Tore und sah die schönen Rinder herbeitreiben, die aus den reichen Gemeinden oberhalb der Stadt und aus dem Freiburger Gebiete kamen. Es fiel ihm eine große junge Kuh mit gewaltigem Knochengebäude in die Augen, welche ein kleiner Mann mit einer Speckseitenkutte und breitem, niederm Wetterhute führte. Die Kuh war mager, strub anzusehen, hatte noch lange nicht ausgetragen; aber an der sei etwas zu machen, dachte er, wenn sie nicht ungerecht (krank) sei. Das war sie nicht, die Haut ließ schön von den Knochen. Aber der Mann roch gar übel (brüttelete), daß man ihn auf zehn Schritte in die Nase faßte; sein ganzes Aussehen gab mit, daß er nebenaus wohne und in der Welt nicht recht daheim sei. Diese sind sehr oft im eigenen Hauswesen auch nicht daheim, haben absonderliche Gebräuche, wissen sich nicht zu helfen, fangen alles verkehrt an, geizen, tun genug bis aufs Blut und kommen doch nicht vorwärts, sondern hangen so zwischen Leben und Sterben. Das Mannli sagte, als Uli die Kuh visitierte: «Ja, visitier sie nur, der Kuh fehlt nichts! Ich habe den halben Winter durch Stroh füttern müssen, ich habe zu viel Ware gehabt, und doch hat es mich gereut, etwas zu verkaufen, und Heu kaufen vermag unsereinem nicht. Ich habe mich auf das Grün getröstet, und jetzt will das auch fehlen, und so muß ich jetzt abstoßen. Sie reut mich übel, aber wenn ich alles eingrase, so habe ich dann im Winter nichts. Dr Ätti hat immer drei Kühe gehabt, und ich zwänge es jetzt, fünf Haupt zu halten, es ist mir von wegen dem Mist; aber es geht manchmal kaum genug zu.» Das gute Nebenausmannli wußte auch noch nicht, daß zwei gut gefütterte Kühe mehr Nutzung und Mist geben als vier schlecht gefütterte (Dem Nebenausmannli war aber das nicht zu verargen, wissen dieses doch große Männer an großen Straßen nicht, halten dreizehn Kühe und bringen es auf zehn Maß Milch von dreizehn Kühen). Das Mannli weinte fast, und Uli hatte das Herz nicht, ihn zu drücken, wie er vielleicht gekonnt hätte; denn niemand sah auf die strube Kuh, niemand kam ihm ins Spiel. Er kaufte sie wohlfeil, doch war das Mannli zufrieden und wünschte ihm alles Glück zu der Kuh, der er mit nassen Augen nachsah. Zu dieser kaufte Uli noch eine andere, nähig (nahe beim Kalben), leicht in den Hörnern, fein von Haaren, hintenaus wie ein Eisenwecken, kurz wie man die Kühe, von denen man Milch haben will, gerne hat. Bald nach zehn fuhr er schon zum Tore hinaus mit fröhlichem Herzen, denn er hatte drei Neutaler weniger ausgegeben als gelöst und glaubte doch viel bessere Ware heimzutreiben, als er fortgeführt.

Was Joggeli sagen werde und der Melcher! dachte er. Freilich werden sie ihm die magere ausführen; aber er wolle sie nur reden lassen, bis zum Kalben solle die eine andere Gattig haben, wenn er das Salz an ihr nicht spare und zu rechter Zeit ein Trank gebrauche, damit die bessere Fütterung nicht böse Säfte erzeuge und ungerecht mache. Die drei Neutaler konnte er dabei nicht aus den Fingern lassen. Es kam ihm immer mehr vor, als ob die eigentlich ihm gehörten. Es war ja ganz seine Schuld, daß so teuer verkauft, so gut eingekauft worden. Dazu hatte er schon manchen Batzen für Joggeli gebraucht, den er nicht anrechnen konnte, hatte schon manchen Schuhnagel ausgesprengt, der bei minderer Anstrengung im Schuh geblieben wäre. Es begann ihm vorzuschweben die große Ürti, die er den Diensten bezahlt um Fried und Ruhe willen, wovon der größte Nutzen eigentlich Joggeli zugefallen wäre. An der hatte ihm auch niemand etwas gegeben, zu seinem Lohn war ihm auch nichts gekommen, die Trinkgelder aus den Ställen fielen dem Melcher und dem Karrer zu. Billig und recht war es nicht, daß er, der die meiste Mühe und Sorge hatte, nichts extra erhielt. Wenn er die drei Neutaler für sich behalte, so könne der Meister sich wahrhaftig nicht klagen, er müsse noch zufrieden sein, daß er ihm nicht mehr anrechne. Die gekauften Kühe wolle er ihm nicht teurer anschlagen, hingegen könne er den Erlös für die zwei verkauften um drei Neutaler geringer angeben, ohne daß das jemand im Geringsten merke. Sie seien ja immer noch zu teuer, er habe sie einem fremden Mann verkauft, und kein Mensch sei ja dabeigewesen, der etwas ausplaudern könnte. Hatte er das so recht sich festgestellt, so tauchte bald wieder etwas Unheimliches in ihm auf, das sagte ihm, es sei doch nicht recht, und was er da aussinne, seien nur Ausreden des Teufels, nur Versuche, einer Schelmerei ein schönes Mänteli umzuhängen. Er begann sich zu erinnern aus früheren Zeiten, daß er damals für sein Wüsttun auch gerade solche Ausreden gehabt und sich selbst eingeredet habe, er tue von Gott und Rechts wegen wüst. Es fiel ihm ein, wie er schon früher einen ähnlichen Kampf bestanden und die Ehrlichkeit ihm wohl bekommen. Und mehr und mehr erhob sich in ihm das Bewußtsein, es solle ihm niemand etwas vorzuhalten haben; er wollte unbescholten, untadelich sein, damit er mit ungebrochner Kraft gegenüber den Andern Meisterknecht sein könne. Er fühlte es in sich: wenn er diese Untreue begehe, so sei er schon nicht mehr der Gleiche; er müßte vieles übersehen, er hätte das Herz nicht mehr, gegen die Andern aufzutreten, weil er sich als ihresgleichen fühle. Und wenn es ihm auskäme, welch Gesicht sollte er machen? Wie würden die Andern frohlocken! Welche Schmach würde ihn überfluten! (Der gute Uli konnte es einem fast glaublich machen, die gegenwärtige Schonung des Lasters habe ihren Grund nicht in christlicher Milde, sondern in schlechtem Gewissen – ein Schelm hängt selten gerne einen andern Schelm, er müßte ja denken: Heute dir, morgen mir). Vor Gott könnte er es ja auch nicht verantworten, dachte er, und wie kindlich zu Gott beten mit solcher bewußter Untreue auf dem Gewissen? Nein, das wolle er nicht tun, dachte er und ließ die drei Neutaler aus den Fingern fahren, pfiff munter ein Liedchen, bis er zu einem Wirtshause kam. Da stellte er seine Kühe an Schatten, setzte sich hinter einen Schoppen, ließ sich etwas Warmes geben, ein Schnäfeli Fleisch, und ließ die größte Hitze vorübergehen.

Unerwartet früh und wohlgemut kam er heim. Seine Ware wollte man ihm nicht besonders rühmen. Es komme auf den Preis an, meinte Joggeli, und mit so magerer Ware wisse man nie, wie es einem gehe. Die einen würden so zäh, daß sie nicht mehr nachzufüttern seien. Daneben wolle er nichts sagen, sondern zuerst hören, was sie kosten. Uli mußte ins Stübli, legte dort Rechnung ab frank und wohlgemut und zählte das erhaltene und gewonnene Geld vor. Joggeli hörte mit wunderlichem Gesicht zu, verwunderte sich über den guten Handel, meinte aber, ob er aus den Kühen nicht noch mehr gelöst, wenn er sie bis nach Bern genommen? Indessen seien sie gut bezahlt; die gekauften seien auch nicht teuer, indessen wisse man noch nicht, wie es mit ihnen gehe. Das Trinkgeld, das Uli auch dargelegt, solle er mit dem Melcher teilen und seinen Teil an die Kosten rechnen. Jä, sagte Uli, das verstehe er nicht so; er sei gesinnet, die Kosten ihm anzurechnen, denn er habe ihn geschickt, und solche Auslagen zahlten allenthalben die Meister. Da komme bei dem weiten Märitgeläufe nicht viel heraus, sagte Joggeli und bezahlte mit Widerstreben die wenigen Batzen. «Du bist doch beim Schieß e Wüeste,» sagte die Frau, als Uli heraus war. «Der hätte einen Neuentaler aus deinem Sack verdient, und jetzt willst du ihm noch das Trinkgeld abzwacken. So verderbst du alle Diensten, es ist keine Freude, dir helfen zu husen.» «Meinst du, das sei etwa ein guter Schick gewesen und Uli schuld daran? Jä jere nei! Ich habe einen gesandt, der hat ihm auf meinen Gunten die Kühe abgekauft; ich habe nadisch wissen wollen, ob er mich betrügt oder nicht.» «Du bist doch der wüstest Hung», sagte die Frau. «Und jetzt ist es dir noch leid, daß er nicht ein Schelm an dir gewesen ist! Nei, das hat auf my armi türi afe kei Gattig! Statt daß du am lieben Gott danken solltest, e Sellige z'ha, willst du ihn noch zum Schelm machen. Nimm dich in acht; wenn er dich merkt, so gheit der dir den Bündel an den Kopf, daß der dir dein Lebtag wackelet.»

Es ging nicht lange, so kam Uli zum Meister mit der Frage: Wann man anfangen wolle zu heuen; es düech ihn, es wäre Zeit, daran zu denken. «Du bist ein ewiger Käri; es hat ja noch niemand angefangen, und ich habe nie gemeint, daß es gut sei, in allem der Erste zu sein.» «Ja,» sagte Uli, «wir können nicht auf andere Leute sehen, wir haben weitaus am meisten zu heuen, und wenn wir nicht beizeiten anfangen, so sind wir bald ein ganzes Werk hinter allen drein. Wenn man einmal im Hinderlig ist, so kömmt man nie nach und hat am bösten dabei. Das ist akkurat gleich wie beim Militär, die Hintersten müssen am härtesten laufen, und versäumen sie sich ein bißchen, so kommen sie gar nicht mehr nach, und wenn man im Hinderlig mit dem Geld ist, so düecht mich, bschüß keis Huse nüt.» Joggeli sperrte sich, drehte, doch mußte er diesmal der Erste anfangen.

Uli war gewohnt, mit gutem Werkzeug zu arbeiten; als man aber das Sommerwerkzeug untersuchte, war alles im schlechtesten Zustande. Er fand keine einzige Segessen (Sense), die sich ihm in die Hand schickte. Joggeli behauptete, er hätte im vergangenen Jahre vier neue und Rechen und Gabeln gekauft. Er wisse nicht, wo es hingekommen, und wenn es ihm gestohlen werde, so wollte er ein Narr sein, immer Neues zu kaufen. Ja, sagte Uli, das könne er machen, wie er wolle, aber mit den Beinen könne er nicht mähen, mit den Fingern nicht rechen; wenn die Sache gehörig gemacht sein solle, so müßte Werkzeug dafür da sein. Endlich kaufte Joggeli, aber alles so wohlfeil als möglich. Wie nützlich schlechte, wohlfeile Segessen sind, weiß jeder. Uli kaufte sich endlich eine aus eigenem Gelde. Wollte er aber dem Einen oder dem Andern über sein Mähen etwas zu verstehen geben, so sagte ihm dieser: Er solle ihm eine bessere Segessen geben oder aber schweigen.

Uli war gewohnt, mit dem Mähen morgens um drei anzufangen. Um diese Zeit wollte ihm anfangs niemand auf, er hatte Mühe, um vier sie auf die Matte zu bringen. Melcher und Karrer wollten auch nicht anbeißen, selbst wenn man zunächst des Hauses mähte, und wann sie kamen, so trieben sie nur Flausen, wollten Uli durchtun und ihm vormähen, bis er ihnen seine Meisterschaft beurkundet und sie zehn Schritte im Rücken gelassen hatte. Hatte er endlich die Knechte auf der Matte, so fehlten ihm noch die Tauner und kamen erst, um vor dem Morgenbrot noch eine Mahde zu mähen. Der Eine hatte etwas für sich gemäht, der Andere seine Segessen anders anschlagen müssen, der Dritte seiner Frau Bschütti geführt; aber alle meinten, der Meister brauche es nicht zu wissen, und wollten den ganzen Taglohn.

Uli hätte es nie geglaubt, welch Unterschied es sei, von drei bis zehn Uhr morgens mit zehn rüstigen Burschen, versehen mit gutem Werkzeug und gutem Mut, zu mähen oder aber mit zehn lässigen, wo alle nach dem Takte «Komm ich nicht heute, so komme ich doch morgen» arbeiten, einer hieraus zieht, der andere dortaus liegt. Es schien ihm, als sei man förmlich verhexet, während die Andern jammerten, so drängseliert und kujiniert seien sie noch nie worden. Hatte er seine liebe Not am Morgen ausgestanden, so war am Abend erst das rechte Elend da. Kam er des Mittags nach dem Dängelen und Rüsten der Wagen auf die Matte, so war nicht gekehrt, das Heu nicht zusammengemacht, er mußte warten; ging er mit den Andern hinaus, so mußte man auf die Wagen warten. Lud er auf der Matte und sollte ein Teil der Leute abladen, so verrichteten diese nichts; die Wagen kamen nie zurück, sie mußten halbe Stunden müßig warten. Ging er ans Abladen, so wurden sie fertig, aber der Karrer brachte kein Heu, sie konnten lange Zeit ruhig am Schatten liegen. Am Abend hatte niemand Zeit zum Aufrechen, er mußte es mit Wüsttun erzwingen; von Birligen (Haufen machen) war vollends keine Rede, die konnte er selbst machen, wenn er welche gemacht haben wollte. Er trieb und jastete sich fast zu Tode von früh bis spät, die Weiber hatten rechtes Mitleid mit ihm; aber er brachte nichts ab, er fühlte, es war da ein angelegtes, boshaftes Spiel. Und Joggeli sah der Sache nicht bloß kaltblütig, sondern fast boshaft zu, gäb wie die Weiber ihn stüpften, er solle doch auch ein Wort sagen, er sehe ja, Uli möge nicht gfahren und die Andern täten ihm alles zuwider. He, sagte er, dem sei es nur gut, wenn er nicht alles zwängen könne; wenn alles nach seinem Kopf ginge, so kriegte er bald einen so großen, daß Sonne, Mond und Sterne nicht mehr neben ihm Platz hätten.

Es war zudem ein Sommer mit sehr unbeständigem Wetter. Es gab wohl schöne Tage, aber mit vielen andern untermischt, an denen man nichts Dürres machen konnte. Es bedurfte also an den schönen Tagen doppelten Fleiß, mit diesem ist ein guter Landmann imstande, mittelmäßiges Wetter gut zu machen. Uli konnte das; aber nicht bloß einer, sondern zehn Schleiftröge legten sich ihm unter die Beine. Das ist ein peinvoller Zustand, es begreift ihn aber nur der, welcher ihn erlebt hat. Entweder erstickt, erworget man in demselben, oder aber es gibt einen Ausbruch, daß Funken sprühen, die Wände zittern, Haare fliegen und Brülle durch die Welt fahren, daß Kometen und Planeten davonfliegen und nirgends mehr warten dürfen. Uli schrieb am Sonntag seinem alten Meister: So halte er es nicht mehr aus. Der Zorn sei ihm zu oberst, er könne ihn mit einem Finger erlängen. Essen bringe er keins mehr hinunter, es düech ne, er müsse an jedem Stücklein Brot ersticken, und wenn er einen von den Möffen sehe, so gramsle es ihm in den Fingern. Sie hätten noch viel zu mähen und morgen von dreien Tagen einzuführen. Wenn sie es ihm nun machen wie die andern Tage und der Meister noch seine Freude daran hätte, so schirre er aus und komme ihm ungesinnet daher. Das sei ein Teufels Dabeisein, wenn man die Mitdiensten wider sich hätte und auch noch den Meister. Die Frau sehe das wohl, aber sie könne nicht viel zwingen; wenn sie Meister wäre, so ginge es anders.


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