Jeremias Gotthelf
Wie Uli der Knecht glücklich wird
Jeremias Gotthelf

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Zehntes Kapitel

Wie Uli um eine Kuh handelt und fast eine Frau gekriegt hätte

Einmal, und damals war es heiß, hatte er eine Kuh zu Markt geführt. Der Meister hatte ihm gesagt, wieviel er lösen solle; was er darüberaus ermärte, das könne er behalten, aber er solle sich dabei wohl in acht nehmen, daß er nicht zwischen Stühle und Bänke komme und am Ende die Kuh heimbringen müsse. Es sei schon Manchem so gegangen, daß er den Preis hätte lösen können, aber zu hoch gespannt und zuletzt keinen Käufer mehr gefunden habe. Uli hatte beim Mästen dieser Kuh sich viele Mühe gegeben und ging gespannter Erwartungen voll auf den Markt. Kann ich wohl zwanzig, kann ich vierzig Batzen herausschlagen, oder muß ich mit gar nichts vorliebnehmen?, das ging ihm beständig rundum im Kopfe.

Schon weit vor der Stadt paßten Leute auf, schrien ihn an: «Junge, wie teuer das Kuhli?» Sie griffen mit ihren Händen um die Kuh herum, führten alle Griffe aus, und die Haut sei gar dünn, sagten sie, und Unschlitt nicht viel mehr, als für einem Kind die Schühli zu salben. Sie führten die Kuh aus, daß Uli bald dreingeschlagen hätte. Dann kamen Andere und fingen an zu loben so halb und halb: Man müsse sie dieses Jahr nehmen, wie man sie finde; es seien Häufen Kühe feil, aber das sei noch keine von den schlechtesten; das Mästen gehe etwas hart bei grauem Heu.

Fast wie Brämen das Vieh beim Eintritt in einen Wald empfangen, wurde Uli und seine Kuh von Leuten umsumst, die ausführten, rühmten, bald die Kuh, bald ihn, und verlangten, er solle sie schätzen, er solle doch sagen, was er fordern dürfe für so ein Rämpeli (mager Tierchen). Uli begann zu ahnden, daß die Ware besonders bsüchig sei, daß er einen Schnitt machen könne. Er forderte fünf Neutaler mehr, als der Meister ihm gesagt hatte. Nun erhob sich ein Gebrüll gegen ihn, wie wenn er in eine Wespern geguselt, und akkurat so fuhren die Menschen von ihm weg. Indessen bemerkte er doch, daß ihn Einige nicht aus den Augen ließen und sich den Ort merkten, wo er auf dem Märit sich und seine Kuh stellte. Einen Bekannten, der vorbeiging, rief er herbei, um die Kuh ihm einen Augenblick zu halten, und durchstrich flüchtig den Markt, um zu hören, was Kauf und Lauf sei. Er sah zu seiner Freude, daß seine Ahnung ihn nicht betrogen und heute etwas für ihn zu machen sei. Als er zurückkam, fand er seinen Stellvertreter in großer Verlegenheit: es waren Käufer da, wollten den Preis wissen, und er kannte ihn nicht. Alsobald kam Uli in Handel. Er blieb bei seiner Forderung; man bot, man märtete, man ging weg, aber er merkte, daß die meisten der Bietenden die Kuh im Auge behielten, daß man ungern aus dem Märit ging und einen Andern dazuließ; er kam zur Einsicht, daß er um eine Dublone Gewinn verkaufen könne, und er tat es endlich auch, fürchtend, durch zu langes Hinhalten möchte er endlich um alle Käufer kommen.

Es verzögerte sich, bis er das Geld in Empfang genommen, und es brannte eben die heißeste Nachmittagssonne, als er heimging. Er war noch nicht weit außerhalb der Stadt, als er ein großes Weibsbild mit vier kleinen Schweinen sich herumtreiben sah. Diese wollten nicht parieren, und alle Fünfe lechzten und schnupeten zum Erbarmen. Er erkannte die Tochter eines ihrer Nachbarn, die fast atemlos und erschöpft ihn dr tusig Gottswille bat, er möchte ihr beistehen, sie bringe sonst die Donners Ketzern nicht lebendig heim. Uli half mit etwas mehr Ruhe, als das Mädchen gehabt, und bald brachten sie auch die Schweinchen in einen ruhigen Gang. Denn wie die Tiere tun, hängt meist von ihren Treibern ab. Es ließe sich da ein merkwürdig Kapitel für Eltern und Regenten anknüpfen. Doch diesmal haben wir nicht Zeit, uns mit ihnen abzugeben; wir müssen jetzt erzählen, wie Käthi wieder zu Atem kam und wie sie mit den ersten freien Atemzügen zu erzählen begann, wie manches Schwein sie daheim hätten und wie viel sie jährlich nur mit dem Schweinmästen gewönnen. Aber die Mutter verstehe das bsunderbar; sie gebe aber ihren Mastschweinen im Winter mehr Nidlen als ganze Milch. Aber mit dem Gspünnst machten sie noch viel mehr. Sie pflanzten alle Jahre grusam viel, und alle Jahre gerate es ihnen bsunderbar wohl, und dann hätten sie Fleiß mit Spinnen und schon zWeihnacht alle Stangen voll. Der Baucher habe schon manchmal gesagt, er treffe in keinem Hause so vieles und so schönes Garn an. Und wenn die Mutter schon tuchen lasse, daß es einem übel gruse, sie hätte den halben Spycher und alle Trög voll Tuch, so könne doch die Mutter von Weihnacht bis Ostern alle Wochen mit großen Burdenen Garn zMärit gehen. Für ein jedes Kind hätte sie schon lange den Drossel (Aussteuer) zweg; da seien Anzüge und Fassene (Überzüge) und flächsiges Tuch für Hemder und reistenes zu Tischlachen und Lylachen (Bettücher), man könne weit laufen, ehe man solches sähe. Schon manchmal, wenn sie Dorf (Besuch) bekommen und die Mutter die Leute in den Spycher geführt hätte, so hätten sie die Händ über dem Kopf zusammengeschlagen vor Verwunderung und hätten gesagt, so viel Sachen und so schöne hätten sie noch nie beieinander gesehen. Wo das sei, werde auch noch anderes sein, da möchten sie einist helfen teilen. Der Vater hätte aber auch schon manchmal gesagt, es sei Mancher, er meine, er sei ein Bauer, aber er gstiengs (stünde es) nicht aus, nur was jährlich die Mutter an Weber- und Bleicherlohn ausgebe. Es käme ihm wohl, seien die Zinse gegeben. Es käme ihm wohl, wüßte er aus dem Stall zu lösen mehr als ein Anderer, da mög es wohl etwas erleiden. «Aber das ist noch alles nichts», fuhr Käthi fort; «aber es hat mir manchmal übel gruset, was jährlich der Müller dem Vater für Geld geben muß, ich glaube, mängs hundert Kronen. Aber er sagt auch allemal, so gutes Korn wie unseres finde er nirgends; es sei allemal wenigstens eine halbe Krone mehr wert als den andern Bauren im Dörfli ihres. Aber wir haben auch Ackere dafür, viel Jucharten aneinander, ich weiß nur nicht wieviel, und alles eben wie ein Teller und so schöner, schwarzer, murber Herd, man kann nicht genug luege, und die Leute haben schon manchmal gesagt, sellig Ackere treff man nirgends an ds Land uf und ab, man möge hinkommen, wohin man wolle.» Es sei kein schöneres Luegen als so einer ihrer Ackern voll Korn, wenns so schön graduf stang und dick wie eine Bürste und alle Halmen gleich lang, wie wenn man sie mit der Schere abgehauen hätte. Es stünden allbets alle Leute dabei still und sagten, sie wüßten doch nicht, wie es der Vater auch mache; aber solches Korn sehe man nirgends, und es dunk eim, er müsse es vorauswissen, ob es einen frühen Winter gebe oder nicht, ob er dicker oder dünner säen müsse; er treffe es allemal und hätte alle Jahre immer gleich schönes Korn, immer ebenrecht dick, und ihm falle es nie, nume hie und da öppe es Hämpfeli am ene Port.

So schwatzte Käthi in einem fort, während der Schweiß ihr von der Stirne rann und es einem dünkte, der Mund sollte ihr zusammenkleben und nicht mehr voneinander wollen. Etwas dergleichen muß wahrscheinlich auch gewesen sein, denn als man zu einem Wirtshause kam, sagte Käthi: Wenn es dSäuleni könnte in einen Stall lassen und ihnen etwas zu saufen darhalten, so glaube es, es täte ihnen wohl. Unterdessen könnte es Uli eine Halbe zahlen, weil er ihm so behülflich gewesen; es glaube nicht, daß es sie allein heimgebracht hätte. Uli sagte, es sei ihm recht, eine zu haben, wenn es sich nicht schäme, ume so mit einem Knecht im Wirtshause zu trinken; er hätte aber auch Geld, um eine zu zahlen. Käthi sagte, er solle nicht Gspäß haben; es sei schon mit manchem Baurensohn im Wirtshause gewesen, der minder vorgestellt als er. Der Vater hätte ihn auch schon manchmal gerühmt und gesagt: Er wollte, er hätte einen Knecht, wie er sei, und er wüßte manchen Baurensohn, er wäre ihm als Tochtermann minder anständig als Bodenbauren Uli, wenn der schon nur ein Knecht sei.

Der Stall fand sich und eine Halbe auch. Es waren nicht viel Leute im Wirtshaus. Zwischen drei und vier Uhr findet man nicht auf dem Heimwege, wer am Ordinäri sitzt oder tanzen will. Die gehen heim, welche mit einem halben Schoppen vorlieb nehmen, Anken, Garn verkauft haben oder sonst etwas, Ziegen, Schafe, Schweine gekauft, die sogenannten Mannleni und die Hausmutteni, die sich nicht gerne lange säumen und doch noch etwas möchten, ehe sie heim ans dünne Kaffee müssen. Derlei Leute saßen einige in der Gaststube, hatten ihre halben Schöpplein vor sich, ihre Körbchen oder Märtsäcklein neben sich und verhandelten den Märit und was dies oder jenes gegolten, und wenn man es nur gewußt hätte, wie es ginge, so hätte man etwas anderes auf den Markt gebracht, das bsüchiger gewesen als der Anken, den man gehabt. Es sei gar grusam viel gewesen, es heig eim fry dunkt, die Ankekörbleni wachsen us dm Bode use und dLüt hätten aus Brunnwasser Anken gemacht. Käthi rühmte, wie sie es getroffen. Sie hätten der Gattig gehabt, aber die Mutter hätte es gesagt: Heute solle man nicht mit Anken kommen; die Leute, welche einen Kreuzer Geld mangeln, werden alle heute Anken verkaufen wollen. Es düechs, sagte es zu Uli, es möcht etwas essen, der Wein mache ihm Hunger; ob sie neuis wollen heißen cho (etwas bestellen wollten)? Es sei ihm gleich, sagte Uli. Er könnte es machen, aber er wolle mithalten. Käthi rief den Wirt und fragte, was sie hätten. Der Wirt sagte: Wenn sie noch ein Brösmeli Geduld hätten, so könnten sie Bratis haben und Würste und von einem Hammli; aber es sei noch alles über (ob dem Feuer); sie hätten nicht geglaubt, daß die Leute heute so früh kämen. Dem Käthi war es recht, zu warten, von wegen den Säulene, sagte es; es kuhle dann derweilen. Da werden sie noch eine Halbe haben müssen; sie hätten so enangerena trunke und nicht daran gedacht, daß sie noch etwas essen wollten.

Endlich war aufgegessen und ausgetrunken und Käthi rief: «Wirt, was sy mr schuldig?» «Kann man euch nicht noch mit etwas aufwarten?» sagte er, «öppe no mit emene Schöppli?» Als er das Nein vernahm, sagte er: «He nu so de, su isch es zäme sechszeche Batze.» Sie fuhren Beide in die Säcke, und Käthi sagte dem Uli, er solle nicht Geld fürezieh, es wolle zahlen. Uli sagte, das wäre ihm gspässig; er sei auch froh gewesen, etwas zu nehmen. Uli zog eine Handvoll Münze hervor und Käthi nur sechs Kreuzer oder drei Batzen, dazu dann drei oder vier Neutaler. Es müsse wechseln lassen, sagte Käthi, aber seine Neutaler reuten es schier, man bekäme immer so schlechte Münze in den Wirtshäusern. Es hätte einen ganzen Bieter (Sack) voll Münze bei sich gehabt, aber dem Vater davon geben müssen, als er die Säuleni gezahlt habe, sein Geld habe ihn gereut. «Weißt was, Uli,» sagte Käthi, «zahl du auch für mich; ich will es dir wieder geben, sobald wir heim sind. Ich habe zu Hause noch mehr Geld als das da, es hat noch Manche nicht so viel als ich; es wär mänge Bur froh, er könnte mit mir tauschen. Die Mutter sagt immer, es sei nicht manche Baurentochter ds Land auf und ds Land ab, die sövli (so viel) Bietersackgeld habe wie ich. Aber ich bekomme Trinkgelder allemal, wenn wir Schweine verkaufen, auf das mindest immer fünf Batzen von einem. Und wenn etwas zu vertragen ist, kömmt es an mich. Die Metzg ins Pfarrhaus trage ich auch, aber dort hats böset. Die vorige Pfarrere hat fünf Batzen gegeben, wenn eine Hamme dabeigewesen ist; die gibt nur dreieinhalb Batzen auf ds Vielst. Alle Jahre habe ich einen eigenen Flachsplätz, wo ich schon manchmal fünfundzwanzig Pfund gemacht habe. Aber die Mutter sagt, es sei nichts als billig, daß ich für mich pflanzen könne; es gäbte ds Land auf und ab nicht Manche, die sich zum Spinnen hielte wie ich, und sie wolle ausbieten, es seien im ganzen Kanton nicht ein Dotzend, die mit mir machen könnten, welches besser. Dann ist auch der Vater gar gut gegen mir; wenn ihm Geld eingeht und ich bin umeweg, so tut er es nie ins Bureau, bis er mir ein oder zwei Neutaler gegeben, ja ich weiß schon, ich habe eine ganze Dublone bekommen. Aber dr Vater hat schon manchmal gesagt, das sei nichts als billig. Wenn er einen Knecht bekommen sollte, der mir die Stange hielte und den er brauchen könnte wie mich in alle Spiel, er müßte ihm vierzig bis fünfzig Kronen Lohn geben, und dann könnte er ihn im Winter doch nicht zum Spinnen brauchen wie mich. Er hat schon manchmal gesagt, er hätte noch kein Meitschi gesehen, das mähen könne wie ich. Wo er jung gewesen sei, so hätte er mich müesse förchte, und doch hätte ihn nie einer mögen. Aber ds Wetzen verstehe ich aus dem ff; es haut mir durch Schärhüfe und durch den Wurmherd wie gschisse, und ich fahre noch lange zu, wenn die Andern schon lange nichts mehr machen können. Aber sie haben mir auch schon manchmal alle ihre Segessen zu wetzen gegeben und haben gesagt, es nehme sie nur wunder, wie ich es mache; so hauig hätten sie noch niemand wetzen sehen, und doch meine man, ich nehme die Segesse bloß i dFinger, so nüt z'tue gebs mr. Da bin ich am Morgen immer zuerst zweg, und wenn abends die Knechte schon lange im Nest sind, so fichten ih (fechte ich, schaffe ich) noch in der Küche und wasche ab oder helfe der Mutter zMorgen rüsten. Sie hat schon manchmal gesagt, es nehme sie nur wunder, wie ich es ausstehen möge. Aber gschau mini Arme, Uli, und Beine habe ich noch dickere, da ist öppis drinne. Voriges Jahr habe ich zweitausend Korngarben, so schwer, wie wir sie machen, wo wir von einer immer fünf Immi dröschen, in einem halben Tag allein hinaufgegeben; es ist dem gschmuecht (ohnmächtig) worden, wo sie hat abnehmen müssen. Die Leute haben von allem Wunder brichtet und gesagt, das sei noch nie erlebt worden, daß ein Meitschi zweitausend sellig Garben in einem halben Tag allein hinaufgegeben habe, und ich bin doch gar nicht müde gewesen. Unser Melker hat gesagt, jetz werde ich doch afe gstabelig sein. Und da habe ich ihm gesagt, ich wolle ihm es zeigen, wenn er wolle; und da habe ich ihn dreimal auf den Rücken geschlagen, gäb er mich einist. Da hat er gesagt, es sei im ganze Bernbiet keine Küherstochter, die mich möchte, und es werde nicht mancher Küherssohn sein. Aber wie hat er afe ein Gesicht gemacht, wo ich ihm einist habe helfen melken und immer geng zwei Kühe gmolchen habe, gäb er eine wohl. Da hat er gesagt: Es sei verflucht schad, wenn ich nicht eine Kühersfrau gebe. Es könnte einer denken, er wäre glücklich, wenn er mich bekämte; der wüßte dann, daß er eine Frau hätte, und der könnte ausbieten: Im Bernbiet und im Länderbiet gäbt es kei selligi. Aber da hat unser Ätti gesagt, und ds Augewasser ist ihm gekommen, uf my armi wien e Husbrunne, er begehre nicht, daß einer käme, und wenn ihm einer die beste Kuh im Stall wegnähmte, es ginge ihm nicht so übel, als wenn ich ihm fortkämte, und es müß nichts mehr zu machen sein, sonst lasse er mich nicht. Und darauf ist er ins Stübli gegangen und ist mit einer ganzen Handvoll Neutaler herausgekommen und hat mir sie gegeben und hat gesagt: Eine ganze Scheube voll reuten ihn nicht für mich, wenn es sein müßte. Und im Aargau habe ich vier reiche Basen, und wenn es z'machen ist, so erben wir sie alle; und die kommen nie zDorf, daß sie mir nicht Kittlen und Fürtücher mitbringen von den schönsten, wo es gibt, und wenn sie fortgehen, so drückt mir eine jedere noch Silber in die Hand, so viel sie hämpfelen kann. Die sagen aber allemal, erst wenn sie mich sähen, werde es ihnen recht leid, daß sie keinen Sohn hätten, wie der afe glücklich mit mir sein könnte. Im ganzen Aargau seie Keine, die mir nur von weitem die Zechen längte. Sie hätten es schon manchmal drunten gesagt, und es nähme sie wunder, daß nicht ganze Haufen aus dem Aargau gekommen seien, die mich hätten haben wollen, denn da wäre ich doch andere Rustig als ihre bauelige Meitscheni, wo man könne abenangereluege. Aber das seien gar ynbildisch Leut da unten; die meinten, es gäbe nirgend etwas Gutes als in ihrem Ärgäu, wo dr Wy eim dZäng abfreß und dRüebe eim dr Buuch verderbe und verkälte, daß längs Stück nüt as Isch (Eis)zäpfe von eim gingen.» Der Vater hätte schon manchmal gesagt, wenn es wollte bei ihm bleiben und die Basen gestorben seien und sie dieselben geerbt hätten, so wollte er ihm einen Stock bauen lassen, wie in der ganzen Stadt Bern keiner sei, und Land zum Pflanzen müßte es genug haben. Da könnte es sich lassen wohl sein, besser als manche Herrenfrau. Es wisse es noch nicht, sagte Käthi, wie es es machen wolle. Ja, ein schöner Stock sei schön, und so gut haben sein Leben lang sei auch schön. Aber es wisse es nicht; so ein werchbar Mensch, wie es sei, fürchte es, es hätte nur Längizyti. Was es doch anfangen wollte so alleine? Es düechs immer, wenn so einer käme, der ihm anständig wäre, es wollte noch lieber mannen. Es hätte schon Manchen haben können; aber einen jedern nehme es nicht, es wolle dann nadisch auslesen, es könns, und wenn ihm Keiner anständig sei, so hätte es sonst zu essen, und dann sei es noch früh genug mit dem Stock. Es sehe nicht auf den Reichtum, es hätte schon Solche haben können, die zahlte Heimet gehabt hätten und große, aber dPerson habe ihm nicht gefallen. Es wolle e Hübsche und e Freine (sanft, gutmütig, liebenswürdig), auf das Geld brauche es nicht zu sehen, es bekäme für ihns und noch einen genug. Es düechs, wenn es so einen bekäme, es wollte sich nicht lange besinnen, und die Eltern hätte es nicht zu scheuen, bsungerbar wenn der öppe bei ihnen bliebe. Wenn einer käme, öppe e rechte Bursch, der ihm anständig wär, und sagte, er wolle Käthi ne öppe la, solang sis manglete, und wenn man ihn öppis schätzte, so wolle er auch kommen, so glaubte es, sie würden ihm mängs tusigmal lieber Ja sagen als dem Reichsten, wenn der ihns fortnehmen wollte. Sie haßten die Diensten afe gar, denen seis nicht zu breichen. Wunderselten treffe man einen an, der öppe zufrieden sei mit dem, wie man es selbsten habe, und sie hätten es nadisch bei ihnen gut; aber sie meinten, man solle die Erdöpfel selbst fressen und ihnen eiertätschlen. Ja, wenn sie alle wären wie er, sagte Käthi, so wollte sie nichts sagen, aber Solche treffe man unter Hunderten nicht einen mehr an. «Es nimmt mich my armi nur wunder, daß du immer dienen magst; so einer wie du, e sellige tolle Bursch un e huslige, der scho öppis i de Fingere hät, der kann öppe öppis anfangen, wenn er will, und wenn ihm das nicht pressiert, so kann er eine Frau bekommen, wo er zu essen hat, wenn er schon nicht Knecht ist. Es wäre Manche froh, wenn sie so einen genommen hätte statt so einen reichen Gytgnäpper, der ihr nichts gönnt und ihr alle Tag vorhält, wie reich er sei.» Die Mutter hätte manchmal gesagt, gäb sie ihre Tochter so einem geben wollte, wollte sie sie lieber dem ersten Besten ab der Gasse geben. So einen aber möchte es notti nit, sagte Käthi, aber es wolle nicht sagen, daß es sich lange besinnen würde, wenn ein rechter Bursch käme; mi syg notti da für z'hürate, und mi heyg viel Byspiel, daß die, wo am eigeligsten gewesen und am wunderlichsten im Auslesen, die unglücklichsten Hüng geworden von der Welt. Und wenn es einen hätte, so wollte es sy armi eine manierligte Frau sein, und ds Fresse müßte einer haben so gut als es selber. Da sei es doch nicht von denen eins, die öppis Apartigs fressen und dem Mann nichts davon geben möchten. Das düechs wüests; es düechs, wenn man alles gemein hätte, so sollte man das Fressen auch gemein haben, es hätte es ja Eins vom Andern zu genießen.


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