Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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An die Göttin Gleichheit

          Gleichheit! Göttin! die du allen
Deinen Freunden gleich gefallen,
Alle gleich beglücken willst,
O, wie werd' ich dich verehren,
Preisgesänge sollst du hören,
Wenn du mein Verlangen stillst!

Ich verlange großen Männern
Großen Künstlern, großen Kennern
Ueberall im Musenhain,
Großen Männern von der Feder
Von dem Helme, von dem Leder
Allen wünsch' ich gleich zu seyn!

Voß seyn will ich in Gedichten,
Johann Müller in Geschichten
Herder in Philosophie;
Stieglitz in der Kunst zu bauen,
Döll in der, in Stein zu hauen,
Herschel in Astronomie!

Große Göttin! diesen Willen
Diesen, diesen! zu erfüllen
Eile! Herrlich ist dein Reich!
Seelen, Körper, Köpfe, Bäuche
Sehen all' in deinem Reiche
Völlig sich einander gleich.

Alle Herrn, und alle Knechte
Gleichen sich, und alle Rechte,
Die der Mensch hat, und das Thier,
In Pallästen und in Hütten,
Große Göttin! darf ich bitten
Alles Gleichende gieb mir!

Ueber mir ist dann kein Kayser
Und kein König, und kein Weiser!
Alle sind mir völlig gleich!
Gleich an Weisheit, gleich an Tugend
Gleich an Alter, gleich an Jugend;
Große Göttin, welch' ein Reich!

 


 


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