Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Amor schlafend.

1765.

          Amor lag in tiefem Schlaf,
Unter einer Schaar von Schäfern;
Phillis traf ihn an und sang,
Ihn noch tiefer einzuschläfern;

Aber plötzlich aufgeweckt
Von dem sanften Schäferliede,
Stutzt er, sieht sich munter um,
Und, des trägen Schlummers müde,

Springet er vom Lager auf,
Das von Veilchen und Levkojen
Ihm die Erde blühen ließ,
Und nimmt rüstig Pfeil und Bogen! –

Doris flieht in dicken Wald,
Da vor ihm sich zu verstecken;
Amor sieht es, machet Lärm,
Alle Schäfer aufzuwecken!

Alle Schäfer springen auf,
Folgen ihm mit Jäger-Eile!
Doris flieht, und auf der Flucht
Trifft er sie mit seinem Pfeile!

Tausend Seufzer sandt' ich fort,
Wenig ließ mich Phillis hoffen;
Aber der gerührte Gott
Hatte sie für mich getroffen!

 


 


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