Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Der Sohn.

(An seinen Vater.)

              Papachen, Ihnen muß ich's klagen!
Der Amor, den ich fliehen soll,
Der läßt sich nicht von mir verjagen,
Und nicht vom Musengott Apoll!

Ich mag bei meinem Buche sitzen,
Und Segen lernen oder Fluch,
Mag Wirthschaft oder Weisheit schwitzen,
Er sitzt bei mir und sieht in's Buch!

Von ihm, Papachen, mich zu retten,
Das halt' ich nur für allzuschwer;
Denn, legten Sie mich auch in Ketten,
So flög' er um die Ketten her!

Der weise Wolf philosophiret
Tiefsinnig, aber richtiger
Schließt Amor; Amor überführet
Den Schwärmer, wie den Skeptiker!

Wenn ich die Kunst zu schließen übe,
Hilft er mir schließen, und im Scherz
Philosophiret er die Liebe
Mit einem Schlusse mir in's Herz!

Was soll ich armer Knabe machen?
Papachen, geben Sie mir Rath! –
Sie lachen? – Ist denn hier zu lachen?
Ist lieben denn nicht Missethat?

 


 


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