Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Einladung zum Tanz.

        Kein tödtliches Sorgen
Beklemmt mir die Brust!
Mit jeglichem Morgen
Erwach' ich zur Lust.
Hier, unter den Reben,
Die Bacchus gepflanzt,
Uns Schatten zu geben,
Sey heute getanzt!

Kommt, freundliche Schönen,
Gesellet euch hier,
Erfüllet die Scenen
Der Freude mit mir!
Den alten Betrübten
Laßt Laster und Pein,
Und folgt der Geliebten
In tanzende Reih'n!

Unschuldige Jugend
Dir sey es bewußt:
Nur Feinde der Tugend
Sind Feinde der Lust.
Die Wolken der Grillen
Verrathen genug
Unfreundlichen Willen
Und bösen Betrug.

Ja, Tugend und Freude
Sind ewig verwandt;
Es knüpfet sie beide
Ein himmlisches Band!
Ein reines Gewissen,
Ein ehrliches Herz
Macht munter zu Küssen,
Zu Tänzen und Scherz.

Ihr Faunen, ihr Nymphen,
Es gab euch ein Gott
Die Gabe zu schimpfen,
Und Launen und Spott:
Des Tanzes Verächter
Verachten auch euch:
Ein höhnisch Gelächter
Verjage sie gleich!

 


 


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