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Das Rätsel unsrer Zeit.

12. März 1842.

Klar ist es jetzt ausgesprochen vor ganz Europa, nicht durch das schreiende Volk, sondern durch die verbündeten Fürsten selbst, daß eine jede Regierung ohne repräsentative Verfassung ein Surrogat, ein interimistischer Notbehelf ist; sie, die Fürsten, haben vor Mit- und Nachwelt das Geständnis abgelegt, daß ihre Würde, ihre echte Gewalt mit der Freiheit der Völker stehe und falle. Wer wagt es, mit der Behauptung aufzutreten, daß die Fürsten nur täuschen wollten?
Steffens, Karikaturen des Heiligsten 1819. 1,143.

Mel.: Denkst du daran, mein tapfrer Lagienka?

Wir haben manches Ungemach ertragen,
Wir zogen freudig wie in heil'gen Krieg,
Wir haben manche heiße Schlacht geschlagen,
Gewonnen manchen ehrenreichen Sieg.
Wir setzten unser Leben ein zum Pfande
Für unsre Fürsten treu aus Kindespflicht.
»Was aber ward dafür dem Vaterlande?«
Frag du die Zeitgeschichte, frag mich nicht!

Und als des Feindes Übermut nicht wankte,
Da bebten unsre Fürsten insgemein,
Und als im Kampf des Schicksals Wage schwankte,
Da hörten wir sie all um Hilfe schrein.
Da setzten sie ihr Fürstenwort zum Pfande:
Ja, eine schönre Zeit wird euer Lohn!
»Wann kam die schönre Zeit dem Vaterlande?«
Frag du mich nicht, die Frag' ist Spott und Hohn.

Und als der Sieg nun endlich war entschieden,
Da träumten wir von einem hohen Glück:
Frei ist das Vaterland und mit dem Frieden
Kommt die verheißne schönre Zeit zurück.
»Wann werden unsres Glückes Sterne scheinen?
Wann dringt in unsre Nacht ein Hoffnungslicht?«
O weh, ich kann nur klagen, kann nur weinen –
Frag du die Zeitgeschichte, frag mich nicht!

*


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