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Sechste Sitzung.

Das alte Lied.

28. Mai 1840.

Dir Verschiedenheit der christlichen Religionsparteien kann in den Ländern und Gebieten des deutschen Bundes keinen Unterschied in dem Genusse der bürgerlichen und politischen Rechte begründen.
Bundesakte vom 8. Juni 1815. Art. 16.

Das alte Lied, das alte Lied,
Das ew'ge Lied vom Unterschied:
Wer nicht des Staates Glauben hat,
An den auch glaubet nicht der Staat.

Du ewig Lied vom Unterschied,
Du altes unausstehlich Lied!
Wann beugt doch Engel, Mensch und Vieh
Vor einem einzigen Gott das Knie?

*

Sterne.

20. November 1839.

Warum hat Gott der Herr geschmücket
Mit Sternen ohne Maß und Zahl
Den schönen weiten Himmelssaal?
Das wissen wir, wir Menschen nicht.

Warum hat Gott der Herr geschmücket
Mit Blumensternen Wies' und Feld,
Die ganze liebe weite Welt?
Das wissen wir, wir Menschen nicht.

Warum hat mancher Fürst geschmücket
Seit Jahr und Tag mit Stern und Band
So manche Brust in Stadt und Land?
Das weiß selbst Gott im Himmel nicht.

*

Öffentliche Meinung.

4. Juni 1840.

Sag an, du öffentliche Meinung,
Sag an, wie lange schweigst du still?
Wann bringst du endlich zur Erscheinung,
Was Deutschland soll und muß und will?

Zeig deines Volkes Wundenmale,
Zeig seine Blut- und Tränensaat,
Und wieg auf deiner Wageschale
Des Volkes Lohn, der Fürsten Tat!

Du willst nicht Aufruhr, nicht Zerwürfnis,
Träumst nicht von Hochverrat und Mord –
Dein Wunsch ist nur das Zeitbedürfnis,
Und Recht und Wahrheit ist dein Wort.

*

Nota bene.

16. Juni 1840.

Ihr könnt die Welt nicht retten
Mit Hals- und Hochgericht;
Mit des Gefangnen Ketten
Hemmt ihr sein Laster nicht.

Im Arbeitshaus erwachet
Nicht Fleiß und Arbeitstrieb;
Das Zwangs- und Zuchthaus machet
Nicht tugendhaft den Dieb.

Bei Brot und Wasser eilet
Nicht weg die Sündenlust,
Und keine Bibel heilet
Die frevelvolle Brust.

Wollt ihr Genesung bringen
Der armen kranken Zeit,
Lernt selbst vor allen Dingen
Recht und Gerechtigkeit.

*


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