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Vierte Sitzung.

Blitzableiter.

22. Dezember 1839.

Wilder Geist wie Wetterwolke
Über uns zusammenzieht:
Ach, wie hilft man unserm Volke,
Daß ihm nicht ein Leid geschieht?

Wetterschäden zu verhüten,
Gibt es ja ein Mittel jetzt;
Für des wilden Geistes Wüten
Gibt's ein Mittel auch zuletzt.

Bringet an die Blitzableiter:
Titel, Würden, Orden, Geld,
Und das Wetter wird gleich heiter,
Und beruhigt ist die Welt.

*

Der deutsche Kaiser.

26. Dezember 1839.

Hin ist des deutschen Reichs uralte Herrlichkeit,
Zu einer Sage ward's in dieser jungen Zeit;
Doch hält das Volk noch fest an seinem alten Herrn,
Zu seinem Banner eilt's noch hin von nah und fern.
Was lockt das Volk wohl hin? Nicht Kriegslust, Sold und Ruhm,
Nicht mehr Begeisterung fürs alte Kaisertum.
Das Volk sucht Obdach nur, es will nur Ruh' und Rast,
Begehrt Erquickung nur für manche Müh' und Last.

Zum deutschen Kaiser bin auch ich wohl eingekehrt,
Auch ich hab' auf sein Wohl gar manches Glas geleert:
Denn dieser Kaiser war ein deutsches Wirtshaus nur,
Vom heil'gen röm'schen Reich die allerletzte Spur.

*

Höchst und Allerhöchst.

30. Dezember 1839.

Die Allerhöchsten Herrschaften bestiegen den höchsten Gipfel des Berges, knieten nieder und flehten zum Höchsten.
Östl. Zeitungen.

Gott ist nur der Höchst' auf Erden,
Doch der Allerhöchste nicht.
Willst du dessen inne werden,
Nun, so hast du hier Bericht:

Alles Allerhöchst' auf Erden
Ist von Königesgeschlecht,
Und das kann doch Gott nicht werden,
Denn das ist für ihn zu schlecht.

*

Freiheit.

3. Januar 1840.

Wozu sollen die Beschwerden?
Freiheit ist genug aus Erden,
Wenig, viel und nichts zu werden.

Freiheit ward uns in Gewerben,
Im Vertun und im Verderben,
Im Verhungern und im Sterben.

Weiter kannst du's hier nicht bringen;
Andre Freiheit zu erringen.
Wird dir dort nur erst gelingen.

*

Gott sei der armen Seele gnädig!

16. Februar 1840.

Mel.: Wer niemals einen Rausch gehabt.

Der Herr von Leib regieret jetzt,
Ein ganz gewaltiger Mann,
Er ist gar wert und hochgeschätzt,
Und bleibt es auch fortan,
Denn viele Millionen sind
Ihm untertan mit Weib und Kind.

Frau Seele schaffet Tag und Nacht,
Das arme gute Weib,
Gräbt edles Erz aus manchem Schacht
Und nur für Herrn von Leib.
Denn Herr von Leib das ist der Staat,
Ihr wißt schon was der nötig hat.

So wird in Kriegs- und Friedenszeit
Sein teures Haupt bewacht,
Und zwar in Glanz und Herrlichkeit,
Weil's ihm Vergnügen macht;
Und dies Vergnügen kennt kein Ziel
Und kostet viel, ja viel viel viel.

Manch junger Held erhält viel Geld,
Bloß weil er Wache steht
Und sorglos durch die Friedenswelt
In Uniformen geht.
Drum zieh den bunten Rock auch an,
O Seel', und werd' ein Kriegesmann!

*


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