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Wie träumt' ich einst in jungen Tagen!

7. Dezember 1863.

Wie träumt' ich einst in jungen Tagen!
Mir war's als hört' ich überall
Aus jedem Busche fröhlich schlagen
Zu meinem Sang die Nachtigall.

Als hörte sie auch was sich regte
In meiner frühlingsoffnen Brust,
Als wüßt' auch sie, wie mich bewegte
Des Lebens ganze volle Lust.

Wie träumt' ich einst in jenen Tagen!
Wo bist du hin, du schöne Zeit?
Ich höre nur mein Herz noch schlagen
Allein in kalter Wirklichkeit.

*

26. September 1861.

Wohl leb' ich einsam stille Tage,
Als lebt' ich nur in mich hinein:
Still ward mein Herz, es schweigt die Klage,
Trost muß ich selber mir verleihn.

Das Liebste hab' ich hier begraben,
Das Liebste was mir Gott beschied,
Doch blieb mir noch von seinen Gaben
Mein Kind, mein Vaterland, mein Lied.

Doch wenn mein Lied je ausgesungen,
Wenn je mein Kind mich auch verläßt,
Dann halt' ich tief von Schmerz durchdrungen
Das allerletzte gläubig fest.

Eins muß mir das Geleit doch geben,
Eins bleibt mir treu zum Grabesrand,
Eins wird dereinst mich überleben:
Die Liebe für das Vaterland.

*


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