Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Liebe und Leid.

(1829-32.)

13. Mai 1833.

Stumm ist der Schmerz und stumm das Hassen,
Nur sangreich ist der Liebe Lust.
Wie kann ich unbesungen lassen,
Was liebend lebt in meiner Brust?

Sie lebt in ihrer Engelsschöne,
Ein Blütenkelch der Maienzeit;
Ihr Atem weckt des Liedes Töne,
Und jeder Ton ist Seligkeit.

*

Oktober 1830.

Zur Freude will sich nicht gestalten,
Was mir so tief bewegt das Herz;
Geheimnisvoll nur will es walten,
Ein Traum, ein stilles Leid, ein Schmerz.

Oft will's aus meinen Augen dringen,
Der Blume gleich nach Luft und Licht,
In hellen Tönen will's erklingen,
Doch schweigen nur ist meine Pflicht.

Ja, schweigend darfst du nur erscheinen
Und still dich freun des Sonnenlichts,
Du darfst nur dichten, darfst nur weinen,
O meine Lieb', und weiter nichts.

*

März 1827.

Frühling, sende
Deine Gnad' auf diesen Baum!
Wie ein Flehender hebt er seine Hände
In den blauen Himmelsraum.

Frühling, neige
Gnädig dich herab zu mir!
Meine Hände streben auch wie Zweige
Bang' und hoffnungsvoll zu dir.

*

1825.

Soll ich von den Freuden scheiden,
Die an Leiden stets sich reihn?
Soll ich hassen nun die Leiden,
Die mir Freuden nur verleihn?

Tag muß stets in Nacht verschweben,
Mitternacht in Morgenrot.
Liebeslust wird Leidesleben,
Lebenswonne – Wonnetod.

Leidend lieb' ich, liebend leb' ich:
Jede Nacht wird Morgenrot.
So verweil' ich, so verschweb' ich:
Leid und Freude raubt ein Tod.

*


 << zurück weiter >>