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In der Christnacht.

Dezember 1821.

Wie ist der Menschen Treiben mir zuwider!
Aus ihrem Frohsinn saug' ich lauter Schmerz.
Vergebens sing' ich Trost durch meine Lieder,
Denn ach! nicht trösten läßt sich dieses Herz!

Was ich nicht suchte, kann ich immer finden,
Und alles was ich finde, sucht' ich nie.
Wer könnte diese Wünschelrute binden,
Die mir des Lebens goldnen Schatz verlieh'!

Gepflanzet wird der grüne Baum des Lebens
In jedem Haus und jeder Hütt' umher,
Da hofft kein Herz und wünschet ganz vergebens,
Denn alles gibt, und keine Hand bleibt leer.

O könnt' ich träumen, wie die Kindlein träumen,
In dieser stillen, ahnungsvollen Nacht,
Und auch erwachen dann vor Tannenbäumen
Und sehn, was mir der heil'ge Christ gebracht!

Welch helle Töne hallen aus der Ferne!
Wie wird's auf einmal mir so weh, so bang!
Zum Kirchgang laden freundlich alle Sterne,
Und ruft der Kerzenschein und Orgelklang.

Ihr seid dahin, ihr liebevollen Zeiten,
Woran Erinnrung mich gefesselt hält:
Doch nicht umsonst der Wehmut Tränen gleiten,
Für mich auch kam der Heiland in die Welt.

Er hat die Wünschelrute nur gebunden,
Die nur des Lebens goldnen Schatz verleiht.
Eilt hin, eilt hin, ihr irdisch-öden Stunden!
Fern bleibt die Welt, der Himmel ist nicht weit.

*

29. November 1838.

Wohl liegt im Worte Freunde Freude schon,
Doch Freud' und Freunde sind mir längst entflohn.
Wer sagt mir an, wohin sie sind geeilt?
Ob hier, ob dort vielleicht ein Flüchtling weilt?

Die Sehnsucht weiß es nicht; sie wüßt' es gern
Und flöge fort nach ihrem Angelstern.
Sie ist ein Vogel, dem zu Reif und Eis
Geworden ist sein Laub und Blütenreis.

So flattre, meine Sehnsucht, dann hinaus,
Du Wintervogel flieg in Hof und Haus,
Und melde mir ein tröstlich Winterglück:
Bring mit den Freunden Freude mir zurück!

*


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