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Zum 11. April 1855,

dem Geburtstage seiner Gattin.

Dein Geburtstag heute wieder,
Und der Frühling kommt zu mir,
Und das schönste aller Lieder
Säng' ich heute gerne dir.

Fühl' ich mich doch neu geboren
Und des Lebens erst bewußt,
Seit mein Herz dich hat erkoren
Zur Genossin meiner Lust.

Laß mich nur den Glückwunsch sagen
In des Glückes Überschwang:
Höre meines Herzens Schlagen!
Nimm die Freude für Gesang!

Drum sei dein Geburtstag wieder
Heute dir, was mir er ist,
Denn das schönste meiner Lieder
Ist, daß du geboren bist!

*

9. November 1860 Nach dem Tode seiner Gattin (gest. 28. Oktober 1860).

Du hattest dich verirrt in diese Welt,
Um zu genießen ihre Lust in Leiden,
Und als dir jede Freude war vergällt,
Da hieß dich Gott in deine Heimat scheiden.

Da zogst du ein verklärt ins neue Glück,
Zum Vollgenusse jeder Himmelsgabe.
Wir aber blieben trauernd hier zurück
Und sehnen uns nach dir an deinem Grabe.

*

6. Februar 1862.

Ach! seit ich dich verloren habe,
Ruht alles wie mit dir im Grabe,
Die Welt ist trost- und freudenleer:
Dies Herz voll Liebe schlägt nicht mehr.

Was könnte mir der Frühling bringen?
Der Blumen Pracht, der Vögel Singen,
Den milden lichten Sonnenschein:
Ach! Alles schließt ein Grab nun ein.

Was Freude war einst meinem Herzen,
Verwandelt sich für mich in Schmerzen,
Durch alles tönt dein letztes Wort,
Dein: Heinrich! Heinrich! immerfort.

*

6. Februar 1862.

Ich weiß wohl einen Hügel,
Ist Sommer und Winter grün,
Worauf in jedem Frühling
Die schönsten Rosen blühn.

Und unter dem Hügel schlummert,
Befreit von Leid und Qual,
Die allerschönste Rose
Vom grünen Wesertal.

In stillen Mondscheinnächten
Da sieht man einen Greis,
Sein Aug' ist blind von Tränen,
Sein Haar von Kummer weiß.

Er singt zu seiner Harfe
Wohl sehnsuchtsvollen Sang,
Es lauschen Blumen und Halme
Dem wunderbaren Klang.

Und wenn der Morgen grauet,
Verschwindet die Gestalt,
Und Sang und Harfenklänge
Und alles bald verhallt.

Dann sind die Klänge geworden
Zu Tränen allzumal
Und hangen an jeder Rose
Und blitzen im Sonnenstrahl.

Wohl könnten die Rosen sprechen
Und täten es jedem kund –
Das Herzeleid um die Schwester
Hat ihnen geschlossen den Mund.

Zu Corvey im stillen Schlosse
Da hat die Rose gelebt
Am Herzen ihres Sängers,
Der nun ihr Grab umschwebt.

*


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