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VI. Vaterland und Heimat.

Das Lied der Deutschen.

Helgoland, 26. August 1841.

Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt –
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!

Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang –
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!

Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach laßt uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand –
Blüh' im Glanze dieses Glückes,
Blühe deutsches Vaterland!

*

Nur in Deutschland.

1824.

Zwischen Frankreich und dem Böhmerwald,
Da wachsen unsre Reben.
Grüß mein Lieb am grünen Rhein,
Grüß mir meinen kühlen Wein!
Nur in Deutschland
Da will ich ewig leben.

Fern in fremden Landen war ich auch,
Bald bin ich heimgegangen:
Heiße Luft und Durst dabei,
Qual und Sorgen mancherlei –
Nur nach Deutschland
Tät heiß mein Herz verlangen.

Ist ein Land, es heißt Italia,
Blühn Orangen und Zitronen.
Singe! sprach die Römerin,
Und ich sang zum Norden hin:
Nur in Deutschland
Da muß mein Schätzlein wohnen.

Als ich sah die Alpen wieder glühn
Hell in der Morgensonne:
Grüß mein Liebchen, goldner Schein,
Grüß mir meinen grünen Rhein!
Nur in Deutschland
Da wohnet Freud' und Wonne.

*

Heimweh in Frankreich 1839.

Zwischen Saone und Rhone.

Lyon, 6. August 1839.

Wie sehn' ich mich nach deinen Bergen wieder,
Nach deinem Schatten, deinem Sonnenschein!
Nach deutschen Herzen voller Sang und Lieder,
Nach deutscher Freud' und Lust, nach deutschem Wein!

Könnt' ich den Wolken meine Hände reichen,
Ich flöge windesschnell zu dir hinein;
Könnt' ich dem Adler und dem Lichtstrahl gleichen,
Wie ein Gedanke wollt' ich bei dir sein!

Die Fremde macht mich still und ernst und traurig;
Verkümmern muß mein frisches junges Herz.
Das Leben hier, wie ist es bang' und schaurig,
Und was es beut, ist nur der Sehnsucht Schmerz.

O Vaterland, und wenn ich nichts mehr habe,
Begleitet treu noch diese Sehnsucht mich;
Und würde selbst die Fremde mir zum Grabe,
Gern sterb' ich, denn ich lebte nur für dich.

*

Heimkehr aus Frankreich.

Gent, 5. September 1839.

Deutsche Worte hör' ich wieder –
Sei gegrüßt mit Herz und Hand!
Land der Freude, Land der Lieder,
Schönes heitres Vaterland!
Fröhlich kehr' ich nun zurück,
Deutschland, du mein Trost, mein Glück!

O wie sehnt' ich mich so lange
Doch nach dir, du meine Braut,
Und wie ward mir freudebange,
Als ich wieder dich erschaut!
Weg mit welschem Lug und Tand –
Deutschland ist mein Vaterland!

Alles Guten, alles Schönen
Reiche sel'ge Heimat du!
Fluch den Fremden, die dich höhnen,
Fluch den Feinden deiner Ruh'!
Sei gegrüßt mit Herz und Hand
Deutschland, du mein Vaterland!

*

Mein Vaterland.

21. Oktober 1889.

Treue Liebe bis zum Grabe
Schwör' ich dir mit Herz und Hand:
Was ich bin und was ich habe,
Dank' ich dir, mein Vaterland.

Nicht in Worten nur und Liedern
Ist mein Herz zum Dank bereit;
Mit der Tat will ich's erwidern
Dir in Not, in Kampf und Streit.

In der Freude wie im Leide
Ruf' ich's Freund und Feinden zu:
Ewig sind vereint wir beide,
Und mein Trost, mein Glück bist du.

Treue Liebe bis zum Grabe
Schwör' ich dir mit Herz und Hand:
Was ich bin und was ich habe,
Dank' ich dir, mein Vaterland.

*

Mein Lieben.

14. Dezember 1841.

Mel.: Ach, wenn du wärst mein eigen.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Ich weiß, was du mir bist,
Wenn auch die Welt ihr Liebstes
Und Bestes bald vergißt.
Ich sing' es hell und ruf' es laut:
Mein Vaterland ist meine Braut!
Wie könnt' ich dein vergessen!
Ich weiß, was du mir bist.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Dein denk' ich allezeit;
Ich bin mit dir verbunden,
Mit dir in Freud' und Leid.
Ich will für dich im Kampfe stehn,
Und soll es sein, mit dir vergehn.
Wie könnt' ich dein vergessen!
Dein denk' ich allezeit.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Ich weiß, was du mir bist,
So lang' ein Hauch von Liebe
Und Leben in mir ist.
Ich suche nichts als dich allein,
Als deiner Liebe wert zu sein.
Wie könnt' ich dein vergessen!
Ich weiß, was du mir bist.

*

Deutschland.

16. Juli 1847.

Deutschland! Deutschland!
O heil'ger Name, o süßer Klang!
Dich lieb' ich, preis' ich mein Leben lang.
Wie schlägt mir vor Lust
Das Herz in der Brust,
Deutschland! Deutschland!
Bei deinem Namen!

Deutschland! Deutschland!
Umsonst nicht bist du Europas Herz:
Streb immer höher, streb himmelwärts!
Daß jedes Gemüt
Erbebt und erglüht,
Deutschland! Deutschland!
Bei deinem Namen!

Deutschland! Deutschland!
Sei uns, die liebend dir zugewandt,
Ein freies glückliches Vaterland,
Daß Süd dir und Nord
Singt einig hinfort:
Deutschland! Deutschland!
Heil deinem Namen!

Deutschland! Deutschland!
Daheim und ferne, stets denk' ich dein!
Dein ist mein Leben, dein soll es sein!
In Freud' und in Leid,
In Fried' und in Streit,
Deutschland! Deutschland!
Heil deinem Namen!

*

Am Rheine.

Poppelsdorf, 10. August 1819.

Wo im veilchenblauen Scheine
Da die sieben Berge blinken,
Wo am grünlichhellen Rheine
Weiße Wimpel wehn und winken –
Will ich weilen, will ich lauschen,
Ob die Winde, die da weben,
Ob die Wogen, die da rauschen,
Kunde von der Heimat geben?

Lange Tage, lange Tage
Lauscht' ich, bis der Herbst gekommen,
Liebesgruß und Liebesklage
Hab' ich nie und nie vernommen.
Horcht dann immer hin, ihr Ohren,
Rinnet immer hin, ihr Tränen –
Hab' ich alles auch verloren,
Nach der Heimat blieb mein Sehnen.

*

In der Heimat.

Fallersleben, 25. Mai 1867.

In der Heimat bin ich wieder,
Endlich ward sie wieder mein,
Soll für mich und meine Lieder
Niemals mehr verboten sein!
In der Heimat bin ich wieder!

Meiner Kindheit Lieblingsräume,
Alle Gärten, Weg' und Au'n,
Alle Blumen, alle Bäume
Lächelnd mir entgegenschaun.
Meiner Kindheit Lieblingsräume!

Glücklich, wem's wie mir beschieden,
So die Heimat wiedersehn,
So in ihrem Glück und Frieden
Wie im eignen wandeln gehn!
Glücklich, wem's wie mir beschieden!

*


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