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Herbstrose.

7. November 1830.

Heiß sie willkommen in so kurzen Tagen!
Die Rose kennet unsern Winter nicht,
Sie blüht so schön, als wollte sie uns sagen:
Zeit ist es immer, daß man Kränze flicht.

Und ward sie um den Frühling auch betrogen
Und um der Nachtigallen Melodein,
Sie weiß, ihr ist doch jedes Herz gewogen,
Und eben darum muß es Frühling sein.

Sie ist zufrieden mit dem schönen Lose,
Sie spräche gern, das Glück nur macht sie stumm.
So möcht' ich blühen auch wie diese Rose,
Ich aber sagte dir gewiß, warum.

*

Wie diese letzten Blumen hier
Noch sterbend nach der Sonne schauen,
So blickt auch einst noch hin nach dir
Mein Aug' aus seinen dunklen Brauen.

So fragt es dich, so fleht's zu dir:
O blick' noch einmal auf mich nieder!
Kehrt dann in ihrer Frühlingszier
Die Welt für mich auch niemals wieder.

*

Rosen in so kalten Tagen!
Oder ward es Frühling wieder?
Nur den Sänger magst du fragen,
Blumen wurden seine Lieder.

Seines Herzens milde Töne
Sät' er auf die Winterauen;
Bald darauf in Maienschöne
Ließ sich manche Blume schauen.

Wie in Tönen, so in Farben,
Für den Sänger lenzt es immer:
Draußen nur die Blumen starben,
Seine Blumen welken nimmer.

*


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