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III. Allerlei Klänge aus dem Volksleben.

Januar 1827.

Was ist denn das für Saus und Braus?
Man rennt zum Keller ein und aus,
Die Kannen klappern und blinken,
Die Henne schreit, es kräht der Hahn,
Im Rauchfang hebt ein Rauschen an:
Herab die Würst' und die Schinken!

Die Karten weg! was zaudert ihr?
Ein ander Spiel beginnen wir!
Die Saiten müssen erklingen!
Wer nicht in Schuhn zu Gaste kam,
Der mag hier ohne Gram und Scham
In Stiefeln tanzen und springen.

Zwar geh' ich stets in Schuhn einher,
Doch fällt die Wahl mir gar zu schwer
Beim Tanz und blinkenden Weine.
Doch weil Musik sich hören läßt,
So feir' ich gern ein Doppelfest:
Ich trink' und tanze – zum Scheine.

Dreh du dich um, mein Mägdelein,
Du sollst fürwahr mein Liebchen sein!
Ich will's dir redlich beweisen:
Reicht mir ein Glas, der größten eins,
Ein jedes Tröpflein kühlen Weins,
Das soll dich ehren und preisen.

*

Reigentanz.

1826.

Heida, die liebe Maienzeit
Jetzt allen Herzen Freude beut.
Hätt' ich Rosen auf meinem Hut,
Hätt' ich einen fröhlichen Mut,
Könnt' ich auch brav tanzen!

Ja, und der Mai steht vor der Tür:
Maria, komm und tanz mit mir!
Hätt' ich Rosen auf meinem Hut,
Hätt' ich einen fröhlichen Mut,
Könnt' ich auch brav tanzen!

»Nimm, mein Bub', nun nimm den Kranz
Und tanz mit mir den Abendtanz!
Hast du Rosen auf deinem Hut,
Hast du einen fröhlichen Mut,
Kannst du auch brav tanzen.«

*

Abschied.

Frühling 1826.

Morgen müssen wir verreisen,
Und es muß geschieden sein:
Traurig ziehn wir unsre Straße,
Lebewohl, mein Schätzelein!

Lauter Augen, feucht von Tränen,
Lauter Herzen, voll von Gram:
Keiner kann es sich verhehlen,
Daß er schweren Abschied nahm.

Kommen wir zu jenem Berge,
Schauen wir zurück ins Tal,
Schaun uns um nach allen Seiten,
Sehn die Stadt zum letztenmal.

Wenn der Winter ist vorüber,
Und der Frühling zieht ins Feld,
Will ich werden wie ein Vöglein,
Fliegen durch die ganze Welt.

Dahin fliegen will ich wieder,
Wo's mir lieb und heimisch war.
Schätzlein, muß ich jetzt auch wandern,
Kehr' ich heim doch übers Jahr.

Übers Jahr zur Zeit der Pfingsten
Pflanz' ich Maien dir ans Haus,
Bringe dir aus weiter Ferne
Einen frischen Blumenstrauß.

*

Hirtenlied.

2. Juni 1827.

Des Morgens in der Frühe,
Da treiben wir die Kühe
Auf Wies' und Au,
Des Morgens in der Frühe,
Wann summend aus den Zellen
Die Bien' ins Freie fliegt,
Und auf den Ährenwellen
Das Morgenrot sich wiegt.
Ha hi, ha hi, ha hih!

Des Morgens in der Frühe
Vergißt man Sorg' und Mühe
Auf Wies' und Au,
Des Morgens in der Frühe,
Wann Lerch' und Amsel singen
In Luft und Busch gar schön,
Und Glöcklein laut erklingen
Im Tal und auf den Höhn.
Ha hi, ha hi, ha hih!

Des Morgens in der Frühe
Kommt her von Alp und Flühe
Auf Wies' und Au!
Des Morgens in der Frühe,
Wann man im Lindenschatten
Wie wir behaglich ruht;
Kommt her auf diese Matten!
Hier lebt es sich gar gut.
Ha hi, ha hi, ha hih!

*

Jägerleben.

1828.

Lustig ist das Jägerleben,
Wenn das Hifthorn hell erschallt,
Und die Hasen, Hirsch' und Rehe
Schüchtern flüchten durch den Wald.

Von dem Morgen bis zum Abend
Streif' ich dann im Wald umher,
Auf dem Rücken meine Tasche,
Unterm Arme das Gewehr.

Wenn's dann endlich graut und dunkelt,
Keine Stimme ruft und hallt –
Schlafen muß dann auch der Jäger,
Und es schläft mit ihm der Wald.

Aber hussa! springt er morgens
Auf von seiner Lagerstatt –
Sang und Klang von allen Zweigen,
Glanz und Duft auf Blum' und Blatt!

Ja, wenn auch die Blätter rauschen,
Und es rieselt, reift und schneit,
Bleibt doch warm das Herz des Jägers,
Frühlingsgrün des Jägers Kleid.

*

Neujahrslied.

28. Dezember 1841.

Das alte Jahr vergangen ist,
Das neue Jahr beginnt.
Wir danken Gott zu dieser Frist,
Wohl uns, daß wir noch sind!
Wir sehn aufs alte Jahr zurück,
Und haben neuen Mut:
Ein neues Jahr, ein neues Glück!
Die Zeit ist immer gut.

Ja, keine Zeit war jemals schlecht,
In jeder lebet fort
Gefühl für Wahrheit, Ehr' und Recht
Und für ein freies Wort.
Hinweg mit allem Weh und Ach!
Hinweg mit allem Leid!
Wir selbst sind Glück und Ungemach,
Wir selber sind die Zeit.

Und machen wir uns froh und gut,
Ist froh und gut die Zeit,
Und gibt uns Kraft und frohen Mut
Bei jedem neuen Leid.
Und was einmal die Zeit gebracht,
Das nimmt sie wieder hin –
Drum haben wir bei Tag und Nacht
Auch immer frohen Sinn.

Und weil die Zeit nur vorwärts will,
So schreiten vorwärts wir;
Die Zeit gebeut, nie stehn wir still,
Wir schreiten fort mit ihr.
Ein neues Jahr, ein neues Glück!
Wir ziehen froh hinein.
Denn vorwärts! vorwärts! nie zurück!
Soll unsre Losung sein.

*

Ein Abendbild.

18. Mai 1852.

Dort unter der breiten Linde,
Dort bei der steinernen Bank
Wehn kühl die Abendwinde
Und der Born gibt frischen Trank.

Wir haben des Tages Lasten
Getragen in Sonnenglut,
Nun wollen wir feiern und rasten
Und singen wohlgemut.

Die Mädchen kommen und bringen
Die schönsten Blumen zum Strauß
Und weil wir jeder was singen,
Geht jeder beschenkt nach Haus.

*


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