Hermann Bahr
Kritik der Gegenwart
Hermann Bahr

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4. September

Zwei köstliche Gaben des Inselverlags: Goethes Liebesgedichte, der unendliche Regenbogen seines Herzens, von Annetten zu Ulriken, und Goethes Novelle. Jene von Hans Gerhard Graf chronologisch gereiht, dem Treuesten der Treuen, in dem gerade die Tugenden des bürgerlichen, des häuslichen Goethe, die vom Vater ererbten, die Tugenden der Stille, der hellen Ordnung, des inneren Wohlklangs, die Tugenden der Stifterseite Goethes bis ins Sublime gediehen sind. Diese mit Zeichnungen von Bernhard Hasler, die ganz nach der alten Art den Gang der Erzählung munter begleiten, fast einem heiter voraus wedelnden oder auch auf einmal kräftig bellenden Hündchen gleich: da kehrt die gute, diskrete, selbstlose »Illustration« der Vergangenheit wieder, das Auge des Lesers niemals ablenkend, sondern nur durch Verweilen beruhigend, daß er Satz um Satz, ja Laut um Laut dieses tönenden Teppichs hegen und wägen lerne, der, Iphigeniens Sinn vollendend, die Wunderkraft der Liebe zeigt an einer Welt, die »böses Wollen zu verhindern, zu befördern schöne Tat« nicht erst Gewalt mehr braucht, sondern alles Geschehen gelinder beherrscht durch »frommen Sinn und Melodie«.


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