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Hundertundsechzehntes Kapitel.
Geld oder ein Menschenleben

Die dollarlose Menge umstand heute dichter als, je das große Zelt auf dem Platze, und das Essiggesicht der Mrs. Seyers blickte saurer als je; denn so viel auch die Musiktruppe in ihrer goldbordirten Kleidung, die der Menge selbst in Richmond für ächt und außerordentlich kostbar galt, sich anstrengte, und obwohl sie heute Besseres leistete als gewöhnlich, so wollte doch der Besuch nicht so zahlreich werden, als sich Mrs. Seyers versprochen hatte.

Man hatte das Eintrittsgeld verdoppelt, weil man befürchtet hatte, daß andernfalls zu dieser außerordentlichen Production des Thierbändigers aus Centralafrica der Andrang· zu groß werden möchte, und andererseits, damit nicht die vornehmen Herren vom Sport durch die Gegenwart unbemittelter Leute incommodirt würden.

Mrs. Seyers halte indessen nicht Ursache, an einer guten Einnahme zu verzweifeln.

Sie war daran gewöhnt, daß sich sonst bereits eine Stunde vor Beginn der Vorstellung die Zuschauer des letzten Platzes einstellten. Diese allerdings blieben heute aus; dagegen kamen Karossen und Reiter zu der Stunde, da der Beginn der Vorstellung angesagt war, so zahlreich vor die Menagerie gefahren, daß Mrs. Seyers Gesicht sich aufhellte wie ein trüber Maitag, wenn plötzlich ein günstiger Wind die Wolken vor der Sonne verjagt.

Drinnen in der Menagerie war Alles beim Alten; die Käfige im Halbcirkel, dessen Mitte die Thiere vom Katzengeschlecht inne hatten: dort die sieben Löwen, in deren Käfig Noddy die »Löwenjagd aus Centralafrica« und das Tableau der »Ruhe nach der Jagd« auszuführen hatte, links daneben Ninus und Dido, welche Noddy jedesmal, wenn sie seiner ansichtig wurden, sehr verdrießlich anblickten, da sie es ihm noch keineswegs vergessen hatten, daß er sie so hinterlistig um das Vergnügen im Park gebracht hatte; rechts der Käfig mit dem Königstiger, welchen Mr. Seyers erst kürzlich aus einem zoologischen Garten käuflich erworben hatte.

Ruhelos schlüpfte das schöne Thier an den Eisenstäben hin und her. Seine Blicke sprühten Flammen und seine Augen schienen in jedem Moment die Distance zu messen, welche ihn von dem nächsten der Zuschauer trennte, und das Wedeln seines mächtigen, nur wenig gekrümmten Schweifes drückte deutlich das gierige Verlangen aus, sich des Ersten, der ihm nahen würde, als Beute zu bemächtigen.

Zuweilen öffnete er den Rachen ein wenig, wie im Vorgeschmack des Augenblickes, da er seine Beute im Käfig haben würde. Selbst über die Barriere hinweg, die mehrere Fuß von seinem Käfig entfernt war, fühlten die Zuschauer den heißen, glühenden Athem des Thieres und traten unwillkürlich einen Schritt zurück, so oft die blutgierigen Augen sich ihnen gerade vis-á-vis befanden.

Von Zeit zu Zeit hielt das Thier in seinen rastlosen Bewegungen inne, seine muskulösen und doch so leicht beweglichen Tatzen gespreizt und den riesig starken und doch so schlanken Nacken niederbeugend, als müsse es einen Versuch machen, die Eisenstäbe zu durchbrechen, um sich mitten in die Menge zu stürzen.

Das war das Thier, in dessen Käfig zu gehen Noddy auf dem Anschlagezettel versprochen hatte, ein Schauspiel, dessen gleichen man in Charleston noch nicht gesehen hatte.

In allen Zeitungen hatte man bereits über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit eines solchen Unternehmens debattirt, und war schließlich dahin übereingekommen, das es unausführbar sei, einem ausgewachsenen Königstiger waffenlos zu nahen, daß es also auch für Noddo Noddini unmöglich sei, diesen Käfig zu betreten.

In diesem Sinne war auch die Unterhaltung, welche fünf Schritte vom Käfig mehrere Herren, theils in Uniform, theils in bürgerlicher Kleidung, aber sämmtlich den besten Ständen angehörig, mit einander führten.

Sie saßen auf ihren reservirten Plätzen, die Beine auf den vor ihnen stehenden Stühlen wiegend, mit der silberbeschlagenen Reitgerte ihre Lenden klopfend, oder ihre Cigarre dampfend, oder sich sonst irgend einer harmlosen Beschäftigung hingebend.

Während jeder, weniger an Schauerscenen gewöhnte Mensch ein unheimliches Gefühl, eine Art Grausen empfand, wenn er bedachte, daß wenige Minuten später ein Menschenleben auf dem Spiele stehen, ja höchst wahrscheinlich verloren sein sollte, so ließ der Gedanke an das bevorstehende Schauspiel diese Herren nur in so weit nicht völlig kalt, als sie dabei finanziell interessirt waren.

»Ich versichere Ihnen, Mr. Tucker,« sagte einer der Junker, ein Mann mit grauweißem Haar und weißem Bart, »daß, wenn der Thierbändiger sein Versprechen ausführt, Ihre Wette gewonnen ist; aber meine Meinung ist, er geht nicht hinein.«

»Dann ist seine Wette verloren,« antwortete Mr. Tucker.

»Geben Sie gut Acht,« schnarrte ein junger blasser, abgemagerter und abgelebter Mann, der, auf dem Knopf seiner Reitgerte kauend, die Ellenbogen auf seine Knie gestützt, neben Mr. Tucker saß, »geben Sie gut Acht, daß uns kein Betrug gespielt wird! Man könnte eine Puppe hineinschieben in den Käfig und uns weiß machen, es sei der Löwenbändiger.«

Einer der Herren lachte laut auf.

»Sie sind zu ängstlich, Mr. Benjamin! Freilich, wenn an Sie die Ausgabe heranträte, sie würden lieber eine halbe Million für eine Strohpuppe ausgeben, die Ihnen ähnlich ist, als ohne die Täuschung eine halbe Million verdienen.«

»Lachen Sie nicht, Mr. Alston,« antwortete der Sohn des Staatssecretairs; »alle Blätter haben ja bereits von der Sache gesprochen, und Sachverständige haben versichert, daß es unmöglich ist.«

»Wenn es unmöglich ist, so thun Sie am besten, die Summe, welche Sie gewettet, zu verdoppeln.«

»Ich für meine Person,« antwortete Mr. Benjamin, »habe zweitausend Dollars gewettet, und wenn Mr. Johnston eine höhere Wette einzugehen Lust gehabt hätte, ich hätte zehntausend gewettet.«

»Ich habe bereits so viel verloren,« antwortete Mr. Tucker, »daß ich bei diesem Tollkühnen nichts für unausführbar halte und betrachte die tausend Dollars, welche ich gewettet, durchaus noch nicht für gewonnen. Was meinen Sie, Mr. Wirtz?«

Der Angeredete, welcher bis jetzt stumm und anscheinend wenig theilnehmend dagesessen, ist kein Anderer, als der uns bereits bekannte Commandant des Schreckensgefängnisses zu Millen.

Die Saison hatte ihn nach Charleston gelockt, und die Herren seiner Bekanntschaft hatten ihn, obwohl er zu dergleichen Belustigungen wenig inclinirte, bewogen, sich an dem heutigen außerordentlichen Vergnügen zu betheiligen.

Tucker mußte seine Frage wiederholen, ehe Wirtz kurz antwortete:

»Nun, mir ist's gleichgültig; ich würde die Summe, welche ich gewettet, und die gering genug ist, verdoppeln, wenn ich das Schauspiel haben konnte, nicht einen, sondern ein Dutzend Nigger zerfleischen zu sehen.«

»Ich muß gestehen, daß ich den Einfall nicht übel finde!« pflichtete Mr. Alston bei: »vielleicht, daß uns einmal Mr. Seyers diesen Anblick bereitet.«

»Ich wollte,« fügte Mr. Wirtz hinzu, »Mr. Seyers käme mit seiner Menagerie einmal nach Millen, ließe die Thiere eine Woche lang hungern und öffnete dann mitten im dortigen Gefängnisse ihre Käfige Ich bin überzeugt, wir hätten von dem Tage an ein Paar Tausend Yankees weniger zu füttern.«

Der Scherz fand ungeheuren Beifall; Alle lachten aus vollem Halse.

»Ja, ja!« stimmte Mr. Alston bei. »Das da arbeitet besser und schneller als die Hungerkur,« fügte er hinzu, auf den Königstiger deutend, der noch immer an den Eisenstäben seines Käfigs hin und her glitt.

»Wer ist denn eigentlich dieser Mr. Johnston, der so ungeheure Summen auf den Thierbändiger wettet?« ließ sich, nachdem sich das Gelächter ein wenig gelegt, die quälende Stimme Mr. Benjamins vernehmen. »Man sieht ihn in der Saison zum ersten Male, und auch in den Cirkeln zu Richmond habe ich ihn nicht bemerkt.«

»Man sagt, er sei ein Niggerhändler aus New-Orleans.«

»So sieht er auch aus,« bemerkte Alston; »muß verteufelt viel Geld haben, denn er nimmt jede Summe, welche gewettet wird, an und jedes Risico; aber verteufelt plebejische Manieren! Trinkt keinen Sherry, sondern Grogk und kaut Taback wie ein irländischer Matrose.«

»Mir ist's, als hätte ich ihn schon irgendwo einmal gesehen,« sagte der Alte mit dem weißen Haar.

»Ich möchte das auch behaupten, Viscount,« antwortete Tucker, »und wenn ich mich nicht sehr täusche, war's in jenem Hause, das Miss. Bagges gehörte.«

»Unmöglich wär's nicht,« antwortete der alte Viscount, »daß ich ihn dort ebenfalls sah. – Da geht er! Sehen Sie? Er geht auf den Wagen zu, den der Löwenbändiger bewohnt·« –

Im Wagen des Löwenbändigers fand, während dies Gespräch im Zuschauerraum geführt wurde, eine Unterredung statt, die unter andern Umständen sehr geeignet gewesen wäre, das in Aussicht gestellte herrliche Schauspiel zu vereiteln.

Noddy war gerade dabei, sich umzukleiden. Er hatte bereits die hohen Stiefel an und hing eben das Leopardenfell um seine Schulter; in seiner Toilette hatte er heute keine Aenderung getroffen, als daß er ein Panzerhemd von Büffelleder unter sein gewöhnliches Wams gezogen hatte.

Mr. Seyers hatte ihm eine Weile schweigend zugesehen; es hatte offenbar ein Gespräch stattgefunden, welches beide gleich sehr verstimmt hatte. Nach einer Pause von mehreren Minuten nahm Mr. Seyers das Gespräch wieder auf:

»Ich rathe Ihnen, Mr. Noddy, thun Sie es nicht! Nicht Ihretwegen rathe ich es Ihnen, denn ich habe mehr als einmal gesehen, daß Sie auf sich selbst gar keine Rücksicht nehmen, ja, daß Sie es beinahe darauf anlegen, dasselbe Schicksal zu haben, welches unser armer Mr. Smith hatte. Ihre damalige Production mit der Semiramis war Kinderspiel gegen das, was Sie heute vorhaben. Thun Sie es meinetwegen; machen Sie den Herrschaften irgendeine andere Production, und sie werden vollständig befriedigt sein. Treten Sie nach der Fütterung in den Käfig und nehmen Sie den Löwen das Fleisch weg; Sie wissen, welchen Beifall das Kunststück hatte; das ist doch nicht zum hundertsten Theil so gefährlich, als in den Käfig des Königstigers zu gehen, dem noch nie ein Mensch gewagt hat nahe zu kommen.«

»Sie sagen Ihretwegen, Mr. Seyers,« antwortete Noddy ernst; »Sie meinen, meine Stelle könnte nicht ersetzt werden?«

»Bestimmt nicht, Mr. Noddy! In den ganzen Vereinigten Staaten finde ich keinen Thierbändiger, wie Sie.«

Noddy schüttelte den Kopf.

»Mr. Seyers,« sagte er, »wenn ich ein Unglück haben sollte, so werde ich dafür sorgen, daß Sie schadlos gehalten werden, bis mein Verlust ersetzt ist; aber ich kann nicht anders.«

»Ich hätte Sie nicht für so geldgierig gehalten, Mr. Noddy, daß Sie wegen der hohen Wetten sich solcher Gefahr aussetzen!«

Noddy lächelte bitter, aber er antwortete nicht.

»Und dabei leben sie einfacher und sparsamer als je,« fuhr Mr. Seyers fort; »Sie verbrauchen für sich weniger, als der Letzte der Wärter in der Menagerie, und verdienen doch täglich hunderte, ja Tausende! Wozu sparen Sie nur das Geld?«

»Mr. Seyers, ein reicher Mann allein gilt in den Augen reicher Leute etwas; ein armer Teufel Nichts, Sie wissen es!«

»Um mit den reichen Leuten zu concurriren, dazu gehört viel, Mr. Noddy; und wenn Sie weiter nichts wollen, als sich später einmal in den Ruhestand setzen zu können – gut! Ich selber will Ihnen die Mittel dazu gewähren: nur hören Sie aus mit diesen wahnsinnigen Wetten!«

»Ich danke Ihnen, Mr. Seyers!« sagte Noddy und reichte ihm die Hand; »Sie sind theilnehmend gegen mich gewesen, Sie sowohl, wie Mrs. Seyers; ich danke Ihnen herzlich und reiche Ihnen meine Hand, vielleicht zum letzten Male; bestellen Sie meinen Gruß an Mrs. Seyers! für den Fall, daß ich sie nicht wiedersehe! und sorgen Sie dafür, daß die nöthigen Vorsichtsmaßregeln getroffen werden, die ich angeordnet habe.«

Mr. Seyers wollte etwas erwidern, allein in diesem Augenblicke öffnete sich die Thür des Wagens, und ein Mann, zwar in sehr feiner Kleidung, doch von gemeinem Aussehen trat ein.

»Gehorsamer Diener, Mr. Seyers,« redete er den Menageriebesitzer an.

»Guten Tag, Mr. Johnston,« antwortete Seyers mit einem Lächeln.

»Ich bitte, lassen Sie uns allein,« sagte Noddy, sich an Seyers wendend.

Zögernd und mit schwerem Herzen verließ Seyers den Wagen.

»Nun, Mr. Gamp, wie sieht's heute mit den Geschäften aus?« fragte Noddy den vermeintlichen Niggerhändler.

»Vortrefflich, Mr. Noddy! Ganz vortrefflich! Sechs tausend Dollars gewettet! Mr. Benjamin allein zwei Tausend, Mr. Alston ein Tausend, der alte Viscount fünfzehn hundert, Mr. Wirth fünf hundert; hübsche Summen das, nicht wahr? Will nur wünschen, daß sie gewonnen werde!«

Noddy antwortete nicht, sondern nickte schweigend mit dem Kopfe.

»Wenn es nicht gelingt,« murmelte er für sich, »gut! so habe ich doch das Bewußtsein, für sie gestorben zu sein.«

»Für sie?« wiederholte Gamp, der die letzten Worte Noddy's gehört hatte; »meinen Sie damit eine von den beiden jungen Damen, welche Sie uns damals entführten?«

Noddy schleuderte einen finstern Blick auf den Sprecher.

»Meinen Sie die, welche Mrs. Bagges auf fünfzig Tausend taxirte, oder meinen Sie die andere, wohlfeilere?«

»Still, Mensch!« fuhr ihn Noddy an; »erinnern Sie mich nicht an jenes Haus des Verbrechens und an jenes Scheusal von einem Weibe, daß sie zu opfern gedachte! Ich sage, erinnern Sie mich nicht daran, oder ich vergesse unsern Vertrag!«

»Dürfen Sie nicht, Mr. Noddy! Wir können ohne einander nicht mehr existiren. Sie gebrauchen Geld und müssen dem Publicum einen Betrug spielen. Es muß ein Niggerhändler aus New-Orleans da sein, welcher auf Sie wettet, und der Niggerhändler muß verschweigen, daß das Geld, welches er verwettet, von Ihnen kommt, und was er gewinnt, in Ihre Tasche wandert. Ihre Existenz in Charleston ist von dem Tage an unmöglich, wo ich den Herren, welche alle früher zu unserer Kundschaft gehörten, den Betrug entdecke. Also, lassen Sie uns Freunde bleiben, Noddo Noddini! – Um aber wieder auf Ihre Aeußerung zu kommen, die Sache scheint heute bedenklich?«

»Wie so?«

»Weil Sie vorhin so etwas redeten von »sterben für sie;« ich vermuthe, für die theuerste von den Beiden, was ich aber ungesagt lassen will, um Sie nicht zu erzürnen. Sie meinen wirklich, daß es heute das letzte Mal ist?«

»Unmöglich wenigstens ist's nicht!«

»Für den« Fall, Mr. Noddy, bitte ich mir meinen Antheil an der Summe vorweg aus; denn wenn Sie todt sind, kann ich nichts fordern von Ihnen, und in Ihrem Testament werden Sie mich vermuthlich nicht bedacht haben.«

»Gut!« sagte Noddy; »Sie sollen Ihren Antheil haben. Von den sechstausend Dollars, welche gewettet sind, gehört Ihnen vertragsmäßig der vierte Theil. Hier ist die Anweisung; lassen Sie sich nach Beendigung der Vorstellung die Summe von Mr. Seyers auszahlen.«

»Das ist ein ehrliches Geschäft,« versetzte Mr. Gamp. »Nun lassen Sie sich weiter nicht stören, denken Sie an »sie,« und falls Sie an »sie« noch etwas zu bestellen haben, so bin ich bereit, es auszurichten. Ich werde, wenn Sie's erlauben, mich entfernen und am Buffet ein Glas Punsch nehmen. Ist Ihnen auch eins gefällig?«

»Nein!»

»Nun meinetwegen. Damals, als ich die Menagerie hatte, gehörte ein Glas Punsch oder ein Glas Whisky zu den nothwendigsten Requisiten der Vorstellung des Löwenbändigers.«

Mr. Gamp war durch den vorzüglichen Verdienst, den er bei diesen Wetten hatte, von denen immer der vierte Theil auf seinen Antheil kam, in Stand gesetzt, nicht nur seiner Liebhaberei nach Punsch nach Belieben zu fröhnen, sondern auch seinem Aeußern ein so gentlemanisches Ansehen zu geben, daß die früheren Besucher von Mrs. Bagges' Institut ihn nicht wiedererkannten.

Mit dem Air eines Mannes, welcher in einer Stunde fünfzehn hundert Dollars verdient hat, schritt er durch den Hauptgang der Menagerie dem Buffet zu, und erreichte dasselbe gerade in dem Moment, als Mr. Mops die Glocke zog, um den Beginn der Vorstellung anzukündigen.

Dieselbe begann, wie immer, mit dem naturwissenschaftlichen Vortrage, welcher heute ungerechter und beleidigender gegen die einzelnen Individuen ausfiel, als jemals. Denn Mr. Mops war in großer Verstimmung. Einzelne von seinen Collegen wollten sogar gesehen haben, daß er, als er zuletzt mit Noddy gesprochen, sich eine Thräne von seinen dicken Wangen gemischt habe.

Nicht nur dem Nilcrocodil, dem Zebra von Ceylon und der Hyäne dichtete er Eigenschaften an, die offenbare Injurien waren, sondern selbst über die allerharmlosesten Thiere, mit deren Dressur sogar Mr. Seyers zu beschäftigen sich nicht gefürchtet hätte, wußte er nur Abscheuliches zu sagen.

Nach dem Vortrage kam die Produktion im Käfig der sieben Löwen, welche von Statten ging, wie immer. Die Bestien gehorchten Noddy's Befehlen auf's Pünktlichste; sie sprangen durch die Reifen, setzten sich auf die Consolen, dienten ihrem Bändiger als Lager, – kurz benahmen sich so, daß Noddy auch nicht ein einziges Mal von seiner Peitsche Gebrauch zu machen gezwungen war.

Was Ninus und Dido betrifft, so war, wie wir bereits wissen, die letztere das zahmste aller hier vorhandenen Thiere vom Katzengeschlecht und von je her gewohnt, ihren Bändiger für nichts anderes als einen etwas eigensinnigen Spielcameraden anzusehen, und Ninus gehorchte mit der würdevollen Selbstverleugnung, mit der stolzen Ruhe, welche dem König der Thiere stets eigen ist.

Um dem Thierbändiger eine Pause der Erholung zu gönnen, sollte zwischen dieser Production und dem eigentlichen Cardinalpunkte der ganzen Vorstellung, der Dressur des Königstigers, Mr. Mops die beiden Elephanten in ihren grotesken Stellungen verführen.

Während dieser Pause begab sich Noddy zurück in seinen Wagen; er ließ Niemanden zu sich, so Viele auch kamen, um ihn zum letzten Male zu warnen, oder von ihm Abschied zu nehmen. Selbst Mr. Seyers erhielt keinen Einlaß.

Was Noddy dachte? .... Er dachte an Fanny. Die Zeilen, welche noch feucht eine halbe Stunde später auf seinem provisorischen Tische gefunden wurden, bezeugten, daß er in dieser Zeit sich mit dem Gedanken an sie beschäftigte.


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