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Hundertunddreizehntes Kapitel.
In die eigene Grube

Mr. Spangler wollte eben in seine Portierloge treten, als sich die Hausthür öffnete und ein Mann eintrat, der, ohne ihn anzusehen, die Treppe hinaus zu gehen im Begriff war.

»Ah! guten Tag, Mr. Blackburn! Heute schon ein wenig in der Residenz spazieren gewesen?« rief der Wirth.

Er war in zu glücklicher Stimmung, um sich das Vergnügen versagen zu können, seiner Liebhaberei, zu spioniren, ein wenig zu fröhnen.

»Sehr heiß heute, Mr. Blackburn,« fuhr er fort; »ich sah Sie vorher über den Union-Place gehen, als ich aus dem Theater zurückkehrte.«

Mr. Blackburn antwortete nicht, sondern richtete nur die Frage an seinen Wirth:

»Ist etwas für mich da?«

»Nichts, Mr. Blackburn; Niemand hat gefragt nach Ihnen, außer ihren beiden Nachbarinnen, den Damen aus Charleston, welche vor Sehnsucht sterben, den berühmten Arzt kennen zu lernen. Sie würden ihnen wohl nicht die Gefälligkeit erweisen, sie zum Thee zu besuchen?«

Mr. Spangler war sicherlich von Niemandem beauftragt, dem Arzt eine solche Einladung zu hinterbringen. Allein vor allen Dingen lag es ihm daran, Mrs. Gamp zu zerstreuen und ihr eine Untersuchung der eichenen Kiste vorläufig unmöglich zu machen.

Blackburn antwortete kurz, daß er nicht Zeit habe, und ging die Treppe hinauf.

Spangler war in der glücklichsten Stimmung von der Welt; in seiner Loge auf und ab schreitend ließ er die heitersten Bilder sich umgaukeln, das funkelnde Gold, die dicken Packete von Banknoten und dann wieder der Gewinn, den er aus seinen unverhältnißmäßig hoch vermietheten Wohnungen zog, da weder Mr. Blackburn, noch die beiden Damen aus Charleston um den Miethszins gefeilscht hatten, – das waren Bilder, welche ihn unterhielten und entzückten.

Vielleicht auch ließ sich aus den Geheimnissen, die er besaß, Gewinn ziehen.

Mr. Conover war nach dem Süden abgereist; das schöne Mädchen, welches ihn zuweilen besuchte, war seit seiner Abreise nicht wieder da gewesen; vermuthlich hatte er sie entführt. Vielleicht, wenn er die Angehörigen dieses Mädchens auffände, daß man ihm die Entdeckung gut bezahlte?

Und Mr. Blackburn? –

Sicherlich hatte auch er ein Geheimniß! Denn war er nicht über den Unions-Place direct in das neue Kleidermagazin des Mr. Bob Hugh gegangen? und hatte er nicht von dort die Richtung nach dem Weißen Hause eingeschlagen?

Der Besitzer des Kleidermagazins war, – das war ja eine bekannte Thatsache – aus dem Süden gekommen und Mr. Blackburn auch. Sie waren aus den verschiedensten Gegenden der Südstaaten und hatten doch einen solchen Verkehr mit einander? – Dahinter mußte etwas stecken!

So weit war Mr. Spangler in seinen Betrachtungen gekommen, als er plötzlich ein überraschtes »Ah!« ausstieß.

Dieser Ausruf galt dem Erscheinen einer Person, welche soeben an dem Fenster der Portierloge vorüber ging.

»Wenn man vom Wolfe spricht, so ist er in·der Regel nicht weit,« sagte Mr. Spangler; »diesen Augenblick denke ich an jenen räthselhaften Bob Hugh, und da geht er vorüber.«

Vorüber? – Nein! Mr. Bob Hugh, oder vielmehr Bob Harrold, ging nicht vorüber, sondern klopfte und erwartete, augenscheinlich mit der größter Ungeduld, das Oeffnen Mr. Spanglers.

Mr. Spangler indessen hatte nicht so große Eile, wie der Besuch. Vielmehr hatte er die äußerst wichtige Aufgabe, sich durch das Fenster der Loge die Persönlichkeit erst genau anzusehen, und aus dem verstörten Aussehen des Mannes und seinem ungeduldigen Benehmen aus ein neues Geheimniß zu schließen.

»Dahinter muß etwas stecken!« murmelte er, als er endlich zögernd die Hausthür öffnete.

»Sie wollen ...·« begann er.

Aber der Fremde ließ ihn nicht ausreden, sondern sagte:

»Zu Mr. Blackburn. – Wo wohnt er?«

»Zu Mr. Blackburn, Sir? Sind wohl ein Freund des Herrn Doctors?«

»Halten Sie mich nicht auf mit Ihrer Neugierde! Ist Mr. Blackburn zu Hause?«

»Ich denke, daß es für den Inhaber eines so feinen Garderobemagazins nicht passend ist, Leute so grob zu behandeln, und noch dazu Leute, in deren Hause man sich befindet! Man sollte einen höflicheren Ton annehmen, wenn man nicht riskiren will, unfreiwillig wieder zur Thür hinaus zu kommen!«

»Esel!« sagte Harrold, stieß Mr. Spangler bei Seite und stürzte die Treppe hinauf.

»Halt da!« rief der Wirth ihm nach; »das geht so nicht, guter Freund! Ich werde Mr. Blackburn berichten, daß Sie den Mann, den Mr. Conover seinen Freund nannte, einen »Esel« schimpfen und mißhandeln und Mr. Blackburn wird Sie hoffentlich zur Thür hinauswerfen, Sie ...«

Harrold war längst unsichtbar und rief nur noch von oben herab:

»Mit Blackburn wird Ihnen eine seiner Gelbfieberpillen beibringen und Ihnen Ihr geschwätziges Maul stopfen!«

Da in dem Hause außer Blackburn und den beiden Damen aus Charleston Niemand wohnte, so war es nicht schwer, die Wohnung des Arztes zu finden.

Harrold pochte ungeduldig an die Thür.

»Wer ist da?« fragte Blackburn von innen.

»Bob! – Machen Sie auf!«

Harrold sah bleich und erregt aus, was von dem Arzt sofort bemerkt wurde und ihn zu der Frage veranlaßte:

»Was ist Ihnen widerfahren?«

»Wir sind verrathen, Mr. Blackburn; wir sind entdeckt!«

»Verrathen? entdeckt? Unmöglich! – Wer sollte ...?«

»Eine Farbige, Miß Esther Brown! Ich sah sie, gleich nachdem Sie das Weiße Haus verlassen hatten, hinein gehen. Sie hat eine lange Audienz beim Präsidenten gehabt; sie ist eine Spionin und kennt manches Geheimniß von uns; sie ist auch in Leesbourg gewesen und weiß, wer Sie sind, weiß auch möglicherweise, was mit den Kleidern geschehen ist.«

»Woher vermuthen Sie das?«

»Sehr einfach, Mr. Blackburn! Ein Mann, der einen so gefährlichen Auftrag übernimmt, wie ich mit dem Garderobengeschäft, muß vorsichtig sein. Sofort Verrath ahnend, als ich die Quadroone nach dem Weißen Hause gehen sah, verließ ich meinen Laden und begab mich in ein an der entgegengesetzten Seite des Platzes liegendes Café. Etwa eine Stunde wartete ich dort. Da sah ich zwei Polizeibeamte die Straße herabkommen vom Weißen Hause her, gerade auf meinen Laden zu; der Eine von ihnen ging hinein, der Andere blieb als Posten vor der Thür stehen und steht vermuthlich noch da, um sich meiner Person zu versichern. Natürlich bin ich nicht dahin zurückgekehrt, sondern sofort zu Ihnen geeilt, um mich gemeinschaftlich mit Ihnen zu retten.«

Blackburn machte ein sehr finsteres Gesicht. Die Nachricht hatte ihn offenbar mehr erschreckt, als er zeigte, denn er vermochte mehrere Minuten kein Wort hervorzubringen.

Mit unsichrer Stimme hob er endlich an:

»Retten? Ja! Aber wie, Mr. Harrold? Man kennt meinen Namen; man wird den Beamten eine genaue Beschreibung meiner Person gemacht haben. Wo wir auch passiren mögen, man wird uns anhalten!«

»Würde nicht eine Verkleidung dem·abhelfen?«

»Eure Verkleidung? Ja! Aber wo dieselbe hernehmen?

»Gehen Sie hinunter zu Mr. Spangler, er ist beim Theater! Vielleicht, daß er uns von den Garderobenstücken das Eine oder das Andere verschaffen könnte!«

Das leuchtete Mr. Blackburn ein; er öffnete die Thür, um hinunter zu gehen.

Er hatte aber nicht nöthig, denn Mr. Spangler hatte sich bereits erlaubt, an der Thür Posto zu fassen, um, wenn möglich, etwas von dem Gespräch zwischen seinem Miether und dessen Gast zu erlauschen.

Mr. Blackburn hatte deßhalb auch nicht erst nöthig, ihm sein Anliegen vorzutragen, denn Spangler wußte bereits, um was es sich handelte.

»Eine Verkleidung, Sir?« fragte er; »nun, bei guter Bezahlung wäre es nicht unmöglich, eine solche zu bewerkstelligen, aber ...«

»Sie sollen gut bezahlt werden,« fiel der Arzt hastig ein; aber sorgen Sie, das wir Kleider erhalten, die uns vollständig unkenntlich machen!«

»Kleider, Mr. Blackburn, thun es zum Beispiel bei Ihnen nicht! Der Bart macht Sie in jeder Verkleidung kenntlich.«

Blackburn hatte, wie wir bereits erwähnten, einen auffallend großen, vollen und namentlich in die Breite gezogenen Bart. Spangler hatte ganz Recht, als er hinzufügte, daß man in ganz Washington einen solchen Bart nicht zum zweiten Male finde.

»Man muß ihn abrasiren,« sagte Blackburn; »holen Sie einen Barbier!«

»Einen Barbier, der verschwiegen ist, giebt es in Washington nicht, Sir, aber ...«

»Nun, aber?«

»Aber gegen ein gewisses Honorar würde ich selber die Arbeit übernehmen und Sie von dem verrätherischen Barte zu befreien suchen.«

»Machen Sie sich an's Werk! Geschwinde! Hier ist Geld!«

Blackburn ging an sein Pult und drückte eine schwere Rolle in Spanglers dürre Hand.

Spangler wog das Geld mit wohlgefälliger Miene und sagte dann nach einer Weile:

»Ja, das reicht, was Sie betrifft; aber was Ihren Freund da betrifft, so wird auch er hoffentlich für eine gute Verkleidung gut bezahlen!«

»Sie sollen noch hundert Dollars haben! Sorgen Sie nur auch für ihn.«

»Hundert Dollars, Sir? Nein, einem Mann, der mich einen Esel nennt, helfe ich nicht für hundert Dollars, und wenn er auch Ihr Freund ist, Mr. Blackburn, der Sie ein honetter Mann sind, so thue ich es doch nicht, so wahr ich ein armer und bedürftiger Mann bin, der sich kümmerlich durchschlägt, wie es eben geht!«

»Keine Weitläufigkeiten, Mann, Sie sollen das Doppelte haben, aber eilen Sie!«

Mochte auch Mr. Spanglers Rachegefühl sich noch so lebhaft in ihm regen, die Habgier war eine stärkere Leidenschaft, und für das gebotene Gold wäre er bereit gewesen, noch viel mehr, als seine Rache zu opfern.

Er entfernte sich und kehrte nach einiger Zeit zurück mit einem Anzug über den Arm, bestehend aus einer blauen, wollenen Blouse, Beinkleidern, deren ursprüngliche Farbe schwerlich zu ermitteln war, ja, deren Stoff selbst zweifelhaft sein mußte, da überall Stücke aufgesetzt waren von Leinwand, von Wolle, von Baumwolle, so daß man vor lauter Ausbesserungen kaum noch den ersten Stoff ermitteln konnte; dazu ein runder Hut mit sehr stark verbogener und noch stärker beschmutzter Krämpe.

»Mein Arbeitsanzug,« erklärte Mr. Spangler. »Ist nicht besonders comfortable mehr, aber wozu auch? In dem staubigen Maschinenraum würde besseres Arbeitszeug viel zu schade sein. Der Anzug wird Mr. Hugh unkenntlich genug machen, namentlich, wenn noch dies hinzukommt.«

Er zog mit diesen Worten aus der Tasche seines Ueberrockes einen flachsblonden Vollbart hervor.

»Vom Ford-Theater, Mr. Hugh,« fügte er hinzu; »gehört zum Stück »die Räuber.« Sie wissen, der mörderische Schufterle trägt dort solchen Bart.«

Bob Harrold sah sich den Anzug und Bart mit sehr mißvergnügten Blicken an, aber es blieb ihm doch nichts weiter übrig, als gute Miene zum bösen Spiele zu machen und den Anzug anzulegen, um so mehr, als die Verkleidung eine ganz vorzügliche war.

Er machte sich sofort ans Werk, die Metamorphose mit sich vorzunehmen, und ein Blick in den Spiegel überzeugte ihn, daß ihn das geübteste Polizeiauge nicht wieder erkennen würde.

»Nun Sie, Mr. Blackburn,« sagte Spangler und langte sein Rasirzeug vor.

Nach wenigen Minuten war der schöne, dunkle Vollbart verschwunden, und ein rundes, glattes Gesicht kam zum Vorschein.

»Bei Gott!« rief Mr. Spangler, entzückt über diese gelungene Verwandlung, »Sie sehen aus so glatt, so rund und so voll, wie ehemals die schöne Julie in Mrs. Gamp's Hause. Wahrhaftig! So braune Augen, so volle Wangen, so dunkles Haar ... Ha!« unterbrach er sich plötzlich, »du habe ich einen Einfall, Mr. Blackburn, einen Einfall, der für Sie allein hundert Dollars werth ist!«

»Nun?«

»Sie müssen sich als Weib verkleiden!«

Dem Arzt wollte diese Art der Vermummung nicht recht behagen, aber Spangler fuhr fort:

»Sehen Sie, Ihr Anzug würde Sie vielleicht verrathen; ich selbst habe keinen mehr; wenn ich in der Stadt einen borgen oder kaufen müßte, so könnte das unter Umständen auch verdächtig sein; aber einen Weiberanzug, Sir, den könnte ich Ihnen sehr leicht verschaffen. Sehen Sie, die Damen da gerade unter Ihnen, sie würden nicht abgeneigt sein, Ihnen einen vollständigen Anzug abzulassen, natürlich gegen gute Bezahlung, wissen Sie – Soll ich hinuntergehen?«

»Gehen Sie!«

»Ich denke, für sechszig bis achtzig Dollars einen guten Anzug zu bekommen,« sagte Spangler, die Hand ausstreckend.

Blackburn verstand ihn, und zählte eine Anzahl Greenbacks in seine Hand.

Mr. Spangler hatte noch einen andern Grund, die Damen zu besuchen.

Es lag ihm vor allen Dingen daran, sich zu überzeugen, ob Mrs. Gamp bereits Anstalten getroffen, die Kiste zu öffnen.

Er fand diese Dame in der That vor der Kiste sitzend; sie hatte beide Hände in den Schooß gelegt und war eben dabei, ernstlich mit sich zu Rathe zu gehen, wie es wohl möglich wäre, diese Schlösser zu öffnen, und ob es am Ende nicht besser sei, die Kiste zu zerstören.

Beides hatte seine Nachtheile Im ersten Falle hätte man einen Schlosser mit in's Geheimniß ziehen müssen; im andern Falle würde Mr. Spanglers Argwohn durch das verdächtige Geräusch erregt worden sein.

»Ich sehe, Sie sind beschäftigt, Mrs. Gamp,« sagte Spangler höflich einschmeichelnd; »sind wohl eben dabei, Ihre Sachen aus der Kiste auszupacken und Ihr Erspartes zu überzählen? Hoffentlich stimmt's.«

Mrs. Gamp durfte nicht sagen, daß sie zu der Kiste keinen Schlüssel habe. Sie versicherte daher Mr. Spangler, daß die in der Kiste enthalten gewesene kleine Sparsumme bis auf den Cent vorhanden sei.

»Ich habe ein Anliegen an die Damen,« fuhr Mr. Spangler fort, nachdem er seine Freude über diesen glänzenden Triumph seiner Ehrlichkeit ausgedrückt; »ich brauche einen Anzug für eine Dame. Würden Sie wohl die Güte haben, mir einen solchen, vielleicht einen von Ihren Anzügen, zu verkaufen?«

»Sie wollen einen Anzug für eine Dame!?« fragte Mrs. Bagges verwundert.

»Eine Verwandte, welche verreist,« erklärte Spangler; »ich muß sie auf meine Kosten ausstatten; so arm ich auch bin, und so kümmerlich ich mich auch durchschlage, ich thue es doch, denn ich halte etwas darauf, gegen Verwandte freigebig zu sein.«

Mrs. Gamp wechselte mit ihrer Schwester einen Blick.

»Wir haben ja da einen Anzug," sagte sie, »den wir in Old Church gekauft; Du weißt, den Anzug, den Mr. Atzerott damals Mrs. Powel zum Geschenk machte. Vielleicht convenirt er Mr. Spangler.«

Die kleine hölzerne Kiste – es war noch dieselbe, in welcher zu Leesburg der vergiftete Anzug verpackt war, – wurde von Mrs. Bagges herbeigeholt, und Mr. Spangler das carirte Seidenkleid, das seidene Camessous und der Shawl präsentirt.

»Ein ganz neuer, sehr werthvoller Anzug, Mr. Spangler,« erklärte sie; »wenn Sie ihn wo anders kauften, könnten Sie ihn unter hundert und funfzig Dollars nicht haben. Indessen, ich habe ihn wohlfeil gekauft, und auch Sie sollen ihn wohlfeil haben· Zahlen Sie die Hälfte des Werthes.«

Mr. Spangler versicherte, daß ein Mann, der in so dürftigen Verhältnissen lebe, wie er, unmöglich einen so theuren Anzug bezahlen könne. Aber derselbe fand doch seinen Beifall, und nach vielem Hin- und Widerreden kam man endlich doch zum Ziel.

Die fehlenden Stücke der weiblichen Garderobe sowohl Unterkleider wie Hut, und was noch zum Putz einer Dame gehört, ward aus Mrs. Bagges Garderobe dem Anzuge beigefügt, und Mr. Spangler erhielt das Ganze für einen Preis, daß er immer dabei noch ein kleines Sümmchen profitirte.

Noch ehe der Abend hereinbrach, saß Mr. Blackburn in einem Coupe erster Klasse der Bahn nach Baltimore; Harrold aber in seinem Arbeiter-Anzuge schlug die entgegengesetzte Richtung ein nach Alexandria zu. –

Das Magazin des Charlestoner Kaufmanns, Bob Hugh ward in Esthers Beisein revidirt, und in jedem Kleidungsstücke fand sich das verhängnißvolle rothe Kreuz.

Der ganze vorgefundene Vorrath ward am 19. August 1864 den Flammen übergeben. Massenhafte Vorräthe trafen an die Adresse des Magazins aus dem Süden noch ein, die natürlich alle ein gleiches Schicksal hatten.

Man schätzt den Werth der Kleider, welche aus dem Süden geschickt wurden um das gelbe Fieber in den Nordstaaten zu verbreiten, auf mehrere hunderttausend Dollars.

Von dem Inhaber des Magazins und von dem Arzt war anfangs keine Spur aufzufinden.

Nach drei Tagen erhielt man aus Baltimore die Nachricht, daß dort ein Mann in Frauenkleidern von Washington her angekommen, der unterwegs am gelben Fieber erkrankt und Tages darauf gestorben sei.

Das telegraphisch gemeldete Signalement des Arztes Blackburn passe auf den Gestorbenen bis auf den Bart genau.

So war auch dieser scheußliche Anschlag gescheitert, und der Anstifter in seine eigene Grube gefallen.


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