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Nr. 199. Wo man singet

Text und Musik Volksweise.

 

1. Wo man singet, laß dich ruhig nieder, ohne Furcht, was man im Lande glaubt, wo man singet wird kein Mensch beraubt, böse Menschen haben keine Lieder.

2. Mit Gesange weiht dem schönen Leben jede Mutter ihren Liebling ein, trägt ihn lachend in den Maienhain, ihm der Blüten Wiegenlied zu geben.

3. Mit Gesange eilet in dem Lenze rasch der Knabe von des Meisters Hand, und die Schwester flicht vom Wiesenrand mit Gesang dem Gaukler Blumenkränze.

4. Mit Gesänge spricht des Jünglings Liebe, was mit Worten unaussprechlich war, und der Freundin Herz wird offenbar im Gesange, den kein Dichter schriebe.

5. Männer hangen an der Jungfrau Blicken; aber wenn ein himmlischer Gesang seelenvoll der Zauberin gelang, strömt aus ihrem Strahlenkreis Entzücken.

6. Mit dem Liede, was die Weisen sannen, sitzen Greise froh vor ihrer Tür, fürchten weder Bonzen noch Vezier; vor dem Liede beben die Tyrannen.

7. Mit dem Liede greift der Mann zum Schwerte, wenn es Freiheit gilt und Fug und Recht; steht und trotzt dem eisernen Geschlecht, und begräbt sich dann im eignen Werte.

8. Wenn der Becher mit dem Traubenblute unter Rosen unsre Stunden kürzt, und die Weisheit unsre Freuden würzt, macht ein Lied den Wein zum Göttergute.

9. Des Gesanges Seelenleitung bringet jede Last der Arbeit schneller heim, mächtig vorwärts geht der Jugend Keim, weh dem Lande, wo man nicht mehr singet.

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