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LIX. Johannes Löffelholz an Magister Ortuin Gratius.

Ihr habt mir den Auftrag erteilt, wann die hiesige Messe sei, mich bei allen Kaufleuten, welche aus verschiedenen Gegenden hierher kommen, über jene Verschwörung zu erkundigen, von der man Euch geschrieben hat. Es sollen nämlich mehrere Poeten und Juristen eine Verschwörung gemacht haben, den Johannes Reuchlin verteidigen und gegen die Kölner Theologen und Brüder Prediger schreiben zu wollen, wenn sie nicht genannten Johannes Reuchlin auf der Stelle im Frieden lassen. So wisset denn, ich habe allen Fleiß angewendet mit Nachforschen und Fragen, und zuletzt bin ich an einen Buchhändler aus dem Oberland gekommen. Der hat mir Wunderdinge erzählt. Er hat mir viele mit Namen genannt und gesagt, er habe ihre Schreiben gesehen, die sie einander gegenseitig zusenden. Zuerst sagte er von Doktor Murner, der gewissermaßen das Haupt dieser Gesellschaft ist, er wisse zuverlässig, daß dieser ein Buch über die ärgerliche Aufführung der Prediger, und eines zur Verteidigung Reuchlins verfaßt habe. Sodann nannte er den Hermann Busch und sagte, er habe einen Brief von ihm gesehen, worin er seinen Genossen verspreche, nicht der Geringste sein und mutig für ReuchIin einstehen zu wollen. Ebenso sagte er ferner, daß auch der Graf von Neuenaar, Domherr zu Köln, bei dieser Verschwörung sei, und daß dieser erstaunliche Dinge über die Theologen aufgesetzt habe, die er unverzüglich zum Druck geben wolle. Er habe noch viele andere Freunde und Personen aus dem Adel, die er durch seine Schriften aufhetze, ihre Gunst dem Johannes Reuchlin zuzuwenden. Desgleichen Wilibald – ich kenne ihn sonst nicht – er soll in Nürnberg sein: dieser stieß viele Drohungen aus und sagte, er wolle die Theologen in seinen Schriften tüchtig abfertigen. Hierauf erwiderte ich »qui moritur minis. ille compulsabitut bombis,« zu deutsch: »Wer vom Drohen stirbt, dem soll man mit Fürzen zu Grabe läuten.« Nach diesem nannte er mir einen Poeten in Erfurt, namens Eoban Hesse, der noch ein junger Mann, aber ein sehr gewandter Poet sein soll; dieser habe ebendaselbst einen Freund, genannt Petrejus Aperbach: sie verfassen bereits Bücher. welche sie sogleich drucken lassen wollen, wenn nicht die Theologen sich zu gutem Einvernehmen mit Reuchlin verstehen. Dazu soll in Leipzig noch ein Engländer sein; ich weiß nicht, wie er heißt, glaube aber, daß es derselbe ist, der vor zwei Jahren in Köln war und auch einer ist. Auch Vadianus zu Wien, von dem man sagt, er sei ein schrecklicher Poet. Desgleichen befindet sich in der Kurie ein Kardinal, ein gewisser Kaspar Ursinus, der griechische Gedichte machen kann, dem Reuchlin seine Hilfe zugesagt hat und unter den Mitgliedern sein soll. Er hat auch gesagt, er habe gehört, Philipp Melanchthon, Jakob Wimpheling, Beatus Rhenanus und Nikolaus Gerbellius seien auch dabei. Auch hat er gesagt, er schreibe an Ulrich Hutten, der zu Bologna studiert, Briefe, der auch einer von ihnen sein soll. Von anderen aber hat er nicht gehört. Da fragte ich andere, ob auch Erasmus von Rotterdam dabei sei. Ein Kaufmann gab mir folgende Antwort: »Erasmus ist ein Mensch für sich, gewiß aber ist, daß er nie der Freund jener Theologen und Brüder sein wird, und daß er ganz rückhaltlos in seinen Reden und Schriften den Johannes Reuchlin verteidigt und entschuldigt, selbst in Briefen an den Papst.« Auch habe ich von anderen gehört, daß Paul Rizius ebenfalls unter dieser Zahl ist. Einige sagen auch, Johannes Spießhammer und Konrad Peutinger, die in großer Gnade bei dem Kaiser stehen, halten jene Genossenschaft zusammen, und tun alles, was sie können, gegen die Kölner Theologen zur Ehre Johannes Reuchlins. Ein Erfurter Student, den ich kenne, hat gesagt, Konrad Mutianus sei der Schlechteste unter allen denen, welche es mit Reuchlin halten, und ein solcher Feind der Theologen, daß er es gar nicht hören könne, wenn man die Kölner Theologen nur nenne. Auch sagte dieser Student, er habe wohl zwanzig Briefe von ihm gesehen, worin er gewisse Freunde bitte, ebenfalls zu Reuchlin zu halten. So viel habe ich für jetzt gehört; erfahre ich aber noch mehr, so will ich es Euch schreiben. Lebet wohl in Christo!

Gegeben zu Frankfurt.


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