Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

XLII. Magister Achatius Lampirius entbietet dem Magister Ortuin Gratius zahlreiche Grüße.

Ich wundere mich sehr, verehrter Mann, daß Ihr allen Euren Genossen und Freunden nach Rom schreibet, und nur mir allein nicht, da Ihr doch gesagt habt, Ihr wollet mir immer schreiben. Ich habe jedoch von einem, der von Köln gekommen ist, erfahren, Ihr möchtet gerne jene Kunst besitzen, von der ich Euch einmal gesagt habe, nämlich, wie man machen könne, daß eine Weibsperson recht verliebt in einen werde. Obgleich Ihr mir nun nicht geschrieben habt, will ich Euch doch schicken, damit Ihr sehen könnet, wie sehr ich Euch liebe; denn ich will nichts vor Euch verborgen halten, sondern Euch lehren,

»Was von den Alten sogar den vertrautesten Freunden verhehlt war«.

Diese Kunst besteht aber darin – doch dürft Ihr sie niemanden lehren, denn ich halte sie so geheim, daß ich sie selbst meinem Bruder nicht lehren möchte; Euch aber will ich sie mitteilen. Machet es also so: wenn Ihr eine Frauensperson liebet, dann müßt Ihr fragen, wie sie heiße, und wie ihre Mutter heiße. Setzen wir nun den Fall, Ihr liebet eine, welche Barbara, und deren Mutter Else heißt, dann suchet Euch ein Haar von dem Kopfe der Barbara zu verschaffen, und wann Ihr dieses Haar habt, müßt Ihr Reu und Leid machen und beichten, oder wenigstens eine Generalbeicht ablegen. Sodann machet ein Bild von Jungfernwachs und lasset drei Messen lesen, während Ihr jenes Haar um den Hals desselben bindet. Sodann höret eines Morgens zuvor die Messe, hernach nehmet einen neuen gläsernen Topf mit Wasser, machet Feuer in einem von allen Seiten verschlossenen Gemach, räuchert mit Weihrauch, und zündet eine Kerze von neuem Wachs an, worin ein wenig von der Osterkerze ist. Hierauf sprechet folgende Beschwörungsformel über das Bild: »Ich beschwöre dich, Wachs, bei der Kraft des allmächtigen Gottes, bei den neun Chören der Engel, bei der Kraft Kosdriels, Boldriachs, Tornabs, Lissicls, Farnachs, Pitraxs und Starnials, du wollest mir vorführen in ihrer ganzen Person und Körperlichkeit, Barbara, die Tochter der Else, daß sie mir zu willen sei in allem, was ich begehre«. Sodann schreibet um den Kopf des Bildes folgende Namen mit einem silbernen Griffel: Astrap †, Arnod †, Bildron †, Sydra †, und leget nun das Bild in den Topf mit Wasser. Stellet denselben an das Feuer und sprechet folgende Beschwörungsformel:: »Ich beschwöre dich, Barbara, Tochter der Else, bei der Kraft des allmächtigen Gottes, bei den neun Chören der Engel, bei der Kraft Kosdriels, Boldriachs, Tornabs, Lissiels, Farnachs, Pitraxs und Starnials, und bei der Kraft der Namen Astrap, Arnod, Bildron, Sydra, fange alsogleich an, mich so zu lieben, daß du unverzüglich zu mir kommen wolltest, denn ich verschmachte vor Liebe«. Und gleich, nachdem das Wasser anfängt warm zu werden, ist es genug: sie wird anfangen Euch zu lieben, wenn sie Euch auch nicht sieht, ja nicht einmal weiß, wo Ihr seid. Das Mittel hat gut getan, so oft, als es gebraucht wurde. Auch dürft Ihr mir glauben, daß diese Wissenschaft sehr kostbar ist und ich sie Euch nicht mitteilen würde, wem) ich Euch nicht so innig liebte. Daher müßt auch Ihr mir einmal ein Geheimnis mitteilen. Und so lebet denn wohl und bleibet gesund!

Gegeben in der römischen Kurie.


 << zurück weiter >>