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XXXIII. Peter Lapp, der heiligen Schrift Lizentiat, grüßt den Magister Ortuin Gratius.

Nach dem, was Ihr mir einmal geschrieben habt, erregt es Eure Bewunderung in hohem Grade, daß sich dermalen so viele ausgezeichnete Doktoren in Köln befinden, und auch andere, welche zwar noch nicht promoviert haben, aber demnächst zu unseren Magistern gehören werden, sowie viele höchst vortreffliche Theologen, unter denen Ihr mir genannt habt: unsern Magister Jakob van Hoogstraten, unsern Magister Arnold von Tongern, unsern Magister Remigius, unsern Magister Valentin von Geltersheim, unsern Magister Süls, welcher zu meiner Zeit Vorsteher der Kuck-Burs war, den Herrn Lizentiaten Rutger und viele andere, welche gegenwärtig in Köln sind, und auch den Johannes Pfefferkorn, der, obgleich er Laie und ohne Kenntnis in den freien Künsten ist, auch nie christliche Schulen besucht und weder Grammatik, noch Logik studiert hat, dennoch wie Ihr schreibet, einen tiefen Verstand und ein erleuchtetes Herz besitzt. Waren ja doch auch die Apostel keine Gelehrte, und haben gleichwohl alles gewußt; und so glaubet Ihr, der heilige Geist könne genanntem Johannes Pfefferkorn alle Wissenschaft der Heiligen eingießen, wie die Schrift sagt. Auch habt Ihr mir in Mainz zwei unserer Magister genannt: den Herrn Domprediger Bartholomäus Zehnder, und den Herrn Leutpriester Peter Bertram; auch in Frankfurt den Herrn Peter Meyer, der bewundernswürdig in seinen Vorträgen ist, und, wann er will, die Leute lachen, und wieder, wann er will, sie weinen macht und mit seinen Predigten Wunder tut. Demgemäß wünschte ich, Ihr tätet Euch alle zusammen und überwändet jene Juristen und weltliche Poeten, oder legtet ihnen Stillschweigen auf, daß sie es nicht wagten, so Bücher zu schreiben. Und wann sie etwas zusammenstoppeln wollten, so müßten sie es zuvor unseren Magistern zeigen, um zu prüfen, ob es gedruckt werden dürfe, und falls es unsern Magistern nicht gefällt, dürfte es nicht gedruckt oder müßte verbrannt werden. Auch sollten unsere Magister ein Mandat erlassen, daß kein Jurist oder Poet etwas Theologisches schriebe und jene neue Latinität in die heilige Theologie einführte, wie Johannes Reuchlin getan hat und ein Gewisser, der sich – wie ich höre – »Proverbia Erasmi« nennt, da sie nicht gründlich in derselben bewandert sind; auch ist es wohl möglich, daß sie nie öffentlich disputiert oder Schlußformulierungen gehalten haben, wie es Gebrauch ist. Sie wollen die Sichel in die Ernte des andern bringen, was die Theologen nicht leiden dürfen. Ich bitte Euch, Ihr wollet diejenigen, von denen Ihr schreibet, ersuchen, daß sie sich zum Disputieren gegen jene Neulateiner anschicken, und sie tüchtig heruntermachen. Und wenn sie sagen, sie verstehen Griechisch und Hebräisch, so habt Ihr ihnen zu antworten, um solche Sprachen kümmern sich die Theologen nicht, da die heilige Schrift hinreichend übersetzt ist und wir anderer Übersetzungen nicht bedürfen. Und noch vielmehr dürfen wir diese Sprachen nicht lernen wegen der Verachtung der Juden und Griechen; denn wenn die Juden sehen, daß wir ihre Sprache lernen, so sagen sie: »Schau, die Christen lernen unsere Wissenschaften, und ohne diese können sie ihren Glauben nicht verteidigen«, daraus entsteht eine große Schmach für die Christen, und die Juden bestärken sich in ihrem Glauben. Die Griechen aber sind von der Kirche abgewichen: deshalb müssen sie auch für Feinde gehalten, und ihre Wissenschaften dürfen von den Christen nicht getrieben werden. So hätte ich gerne, daß Ihr verführet, und mir dann schriebet, was geschehen soll. Lebet wohl!

Gegeben zu Halberstadt!


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