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XXXVI. Johannes Arnoldi grüßt vielmals den Magister Ortuin Gratius.

Ich hätte immerhin geglaubt, es würde Euch zu Ohren gekommen, oder mehrfach gesagt worden sein, daß ich aus löblichem inneren Drange ganz kürzlich eine Reise an die Kurie nach Rom eines Profitchens wegen unternommen habe, nämlich, um ein kleines Benefiz oder Präbende, oder eine Meßpfarre zu erhaschen, wovon ich von jetzt an bis zu meinem Lebensende hinreichende Mittel für Lebensunterhalt und Kleidung beziehen könnte, falls die göttliche Gnade mir dies bescheren sollte. Darum, beim Herkules oder wahrhaftigen Gott! müßt Ihr mir nicht nur so gar selten ten ein freundlich zusammengestoppeltes Briefchen schreiben und darin mit Gunst vermelden, wie Ihr Euch in jeder Hinsicht an Leib und Seele befindet, und welches Los Euch das Schicksal zugewiesen hat nach der göttlichen Vorherbestimmung von Ewigkeit, wie Lactantius sagt, den ich erst kürzlich mit großem Eifer studiert habe, als regelmäBige Vorlesungen über ihn hier in der Sapienz gehalten wurden. Nebstdem aber kam auch ein Bürschchen aus Köln und den nördlichen Gegenden Deutschlands, und überbrachte Briefschaften, die ihm an verschiedenen Orten waren übergeben worden und bestätigten; ich ersah daraus, daß Ihr ein Büchlein dem Drucke übergeben habt, welches den Titel führen, oder geführt haben, oder genannt sein soll »Briefe von Dunkelmännern an Magister Ortuin Gratius«, in welchem Bändchen oder Büchlein, wie mir jener zu verstehen gegeben hat, alle an Ew. Ehrwürden da- und dorther von Euren Freunden und Bekannten gerichtete, vertrauliche und freundschaftliche Briefe enthalten seien. Ihr hättet auch meinem Schreiben eine Stelle darin gegönnt, und ich wäre außerordentlich erstaunt, daß Ihr mich einer solch ellenlangen Ehre würdig erachtet und meinen Ruhm verewiget. Daher sollt Ihr auch wissen, daß ich Euch hierfür meinen Dank darbringe, soviel dies in meinen Kräften steht. Auch setze ich Euch in Kenntnis, daß ich mich hier ganz dem Studium der Kunstfertigkeit in der Poetik widme, weshalb auch mein Stil ein anderer ist, als früher. Lebet ellenlang wohl!

Gegeben zu Rom.


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