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XXXVII. Bruder Georg Bleck an Magister Ortuin Gratius.

Mein demütiges Gebet, nebst geziemender Unterwürfigkeit, Herr Magister! Das mir von Euch hierher geschickte Buch des Johannes Pfefferkorn, welches den Titel führt: »Verteidigung Johannes Pfefferkorns gegen die Verleumdungen etc.«, habe ich, Eurer Bitte gemäß, allen unsern Magistern in ganz Paris, und ebenso den Theologen von unserem Orden gezeigt, welche einstimmig sagten: »Seht da, Deutschland hat ausgezeichnete Theologen; wenn ein gewöhnlicher Mann solche Dinge schreibt, was müßten erst die Gelehrten und Promovierten leisten! « Und einer frug mich, ob auch die Fürsten in Deutschland dem Johannes Pfefferkorn große Ehrerbietung erwiesen? Ich erwiderte: »Teilweise nicht; er sei aber der wirkliche, und liebwerte Sachwalter des Kaisers um die Angelegenheit wegen der Bücher der Juden und die Mehrung des christlichen Glaubens zu besorgen; auch sei ihm der verstorbene Bischof von Mainz, frommen Angedenkens, mit großer Liebe zugetan gewesen, und habe ihm in allen Sachen möglichst kräftige Hilfe versprochen, und wann er in Sachen des Glaubens umherreiste, eine ansehnliche Summe als Reisegeld gegeben. Ein Theologe entgegnete: »Zeigt denn auch Pfefferkorn großen Eifer bei diesem Geschäft?« Ich sagte, wie Ihr mir geschrieben habt: »ja, denn unverdrossen bereiste er ganz Deutschland, obgleich dies damals nicht zu seinen Verhältnissen paßte, da er Frau und Kinder zu ernähren und zu erziehen hatte, und sie verließ. Freilich erwiesen während seiner Abwesenheit die Theologen seiner Frau viel Gutes und trösteten sie, da sie sahen, wie ihr Mann seine Tätigkeit der Sache des Glaubens widmete. Auch besuchen sie hier und da die Brüder aus unserem Kloster und sagen: »Wir haben Mitleid mit Euch, daß Ihr so alIein seid«, worauf sie darin erwidert: »Kommet auch manchmal auf Besuch zu mir, denn ich bin, sozusagen, Witwe, und spendet mir Eure Tröstungen«. jedoch der neue Bischof von Mainz ist dem Johannes Pfefferkorn nicht gewogen, und dies darum, weil er einige Räte hat, welche dem Johannes Reuchlin großen Vorschub tun und die Theologen hassen. Auch wollte genannter Bischof den Johannes Pfefferkorn nicht vorlassen, als er ihm seine ‹Verteidigung gegen die Verleumdungen etc.› überreichen wollte, wie ich aus Eurem Briefe ersehen habe«. So sprach ich. Hierauf frug einer: »Wer ist doch dieser Pfefferkorn« Ich erwiderte, er sei einst ein Jude gewesen, nun aber glücklich in Christo getauft und ohne Zweifel ein ganz rechtschaffener Mann; er sei aus dem Stamme Naphtali. Da sagte jener: »Wahrlich, der Segen, welcher dem Naphtali erteilt worden, ist an Johannes Pfefferkorn in Erfüllung gegangen, denn Jakob hat zu seinem Sohne gesagt: »Naphtali ist ein schneller Hirsch und gibt schöne Rede, I.Mos. 49, 21«. Nachher haben viele Magister, Lizentiaten und andere Theologen das Buch ganz gelesen, von Blatt zu Blatt, von Wort zu Wort, von Artikel zu Artikel. Allein da ist so ein Oberländer, der sich mit dem Griechischen abgibt; der läuft überall herum und sagt, es sei nicht wahr, daß Pfefferkorn der Sachwalter des Kaisers sei, und er sei es auch nie gewesen; der Kaiser habe zugunsten Reuchlins an den heiligen Vater geschrieben und verlange ohne weiteres, daß die Theologen seinen getreuen und rechtschaffenen Rat ungeschoren lassen sollen. Ebenso ist Jakob Fabri von Estaples, von dem Ihr schon vieles gehört habt, ein offenkundiger Gönner von Johannes Reuchlin, obgleich die Theologen ihn davor gewarnt haben. Auch wurde gesagt, er habe in einem Briefe nach Deutschland geschrieben, die Pariser Theologen hätten den Johannes Reuchlin nicht anders behandelt, als die Juden Christum. Allein er mag sagen, was er will, der größere Teil in Paris ist doch für uns, zur Ehre der Universität und aus Haß gegen die Juristen; somit dürft Ihr guten Muts sein, Euch freuen und jubeln. Lebet wohl in alle Ewigkeit!

Gegeben zu Paris.


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