Julius Wolff
Der Sülfmeister
Julius Wolff

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Dreizehntes Kapitel

Kloster Lüne lag kaum eine halbe Stunde weit nördlich von der Stadt an der Ilmenau, und seine Mauern umschlossen, abgeschieden von der wirklichen, eine kleine, freundliche Welt für sich. Da war die große Kirche mit dem schönen, auf Goldgrund gemalten Altarvorhang, der schon zweihundert Jahre dort hing, da waren weitläufige Klostergebäude für die zahlreiche Schar der weiblichen Insassen, ein stattliches Herrenhaus für höhere Geistliche, die hier einige Tage wohnen wollten, die Propsteigebäude für den Propst und mehrere Priester, die den Gottesdienst versahen und der Nonnen Beichte hörten, auch Wirtschafts- und Gesindehäuser und endlich ein großer Garten mit alten, hohen Bäumen, in deren breiten Schatten sich's gar beschaulich wandeln ließ. Trat man von dem stillen, grasbewachsenen Klosterhof in das Hauptgebäude, dessen Portal von Efeu und feuerfarbigen Wildrosen umrankt war, so empfing den Gast eine weite, gewölbte Halle, wo ein immerfließender Brunnen sein klares Wasser aus acht eisernen Röhren in ein ebenfalls eisernes, muschelartiges Becken von altertümlicher Gestalt goß. Aus der Halle gelangte man in den herrlichen Kreuzgang, der in einem weiten Viereck den Kirchhof umgab. Unter den großen Bogen trugen mannigfaltig gearbeitete Säulchen mit den schmuckreichsten Kapitellen wieder kleinere Bogen, von denen viele mit köstlichen Glasmalereien verschlossen waren, Bilder aus der Geschichte der Heiligen oder die bunten Wappenschilder adliger Geschlechter darstellend, deren Angehörige hier gelebt oder sich um das Kloster verdient gemacht hatten.

Überall herrschte die tiefste Ruhe, und wer draußen in der Welt alles verloren oder nichts mehr zu suchen hatte, der hätte in diesem geweihten Frieden die ersehnte Zufluchtsstätte finden können für ein wundes, müdes Herz und einen stillen, gottergebenen Sinn. Nicht alle, die herkamen, suchten das hier, und nicht alle, die es suchten, fanden es.

Hildegund wurde von allen Seiten mit Rücksicht und Freundlichkeit behandelt. Die hochbetagte Äbtissin, die leider schwerhörig und fast ganz erblindet war, waltete schon seit einer Reihe von Jahren ihres Amtes mit großer Milde und sah und hörte nichts mehr von den groben Mißbräuchen, die sich auch in diesen Mauern eingenistet hatten, und denen zu steuern sie freilich kaum die Macht gehabt hätte. Sie war von aufrichtiger Frömmigkeit beseelt und sprach Hildegund nur in einer sanften liebevollen Weise zu, ihr Leben den Heiligen zu widmen. Anders machten es der Propst und die jungen Geistlichen, die alle Kunst der Überredung aufboten und die Ratsherrntochter mit falschen Gerüchten zu beeinflussen suchten, aufs kräftigste unterstützt von Fräulein Barbara von Erpensen, die auch ihr Wappen gern so bald wie möglich im Kreuzgang blinken und prunken gesehen hätte. Aber erst mit Hildegund zugleich sollte sie den Schleier erhalten, was sie zur Bekehrung ihrer jungen Verwandten noch mehr anspornte. Die Nonnen benahmen sich schwesterlich liebevoll oder sittsam zurückhaltend gegen Hildegund, denn es war das allgemeine Verlangen oder der vom Propste erteilte Befehl, ihr den Aufenthalt im Kloster in jeder Weise angenehm und zum Bleiben auf immer einladend zu machen.

Sie aber strebte aus dieser Friedhofsstille nach ihrem geräuschvollen Vaterhause zurück. Ach! Wenn nur einer als Befreier käme, kein Ritter, nur ein blonder Böttcherknecht, und sie herausholte aus diesem rosendurchglühten, mauerumgürteten Kerker! Noch war sie nicht Nonne und wollte es auch nicht werden, und doch schwellte auch ihre Brust schon die alte Nonnenklage und Nonnensehnsucht: Hinaus, hinaus in die Welt, in die Freiheit, in die Arme der Liebe!

Als hätte er ihre Seufzer gehört, so lebte in Gilbrechts Seele nur noch ein Gedanke, der ihn Tag und Nacht nicht verließ, der als ein all sein Tun und Trachten durchdringender Wunsch Gewalt über ihn bekommen hatte und ihm wie eine vom Schicksal für ihn auserlesene Sendung heilig war. Das war die Befreiung Hildegunds. Seine Sehnsucht nach der Geliebten überstieg alle die Schranken, die sich ihm in Wirklichkeit als unüberwindliche Hindernisse entgegenstellten, und vor nichts wäre er zurückgeschreckt, was ihm nur einen Dämmerschein des Gelingens gezeigt hätte. Die Leidenschaftlichkeit seines jungen heißen Blutes trieb ihn mit seinen kühnen Plänen von Stufe zu Stufe, und bald verlor er den Boden unter den Füßen, den Sitte, Herkommen und Gesetz als sichere und unverrückbare Grundlage für die Ordnung des Lebens geschaffen haben.

Als Hildegund damals in das Goldene Ei gekommen war und den Freunden ihre Not geklagt hatte über die Bekehrungswut des Propstes und der Base, hatte er gesagt: »Hildegund, wenn du ins Kloster gehst, so hole ich dich wieder heraus, und wenn ich einen Mord darum begehen müßte.« Das war ein Wort, das er einlösen mußte. Und hatte sein eigener Vater, der gewissenhafte, makellos rechtschaffene Mann, nicht in seiner Gegenwart zu Hildegund gesagt: »Wenn du mit Gewalt ins Kloster gebracht wirst, so kannst du dich auch mit Gewalt daraus befreien lassen?«

Damit beschwichtigte er jedes Bedenken, das seine Liebe und Sehnsucht überhaupt noch aufkommen ließ, und endlich glaubte er einen Weg gefunden zu haben, der ihm das Erreichen seines Zweckes verhieß, wenn auch das Mittel dazu nichts anderes war als eine ruchlose Tat.

Schon mehrmals hatte er, um eine Gelegenheit auszukundschaften, das Kloster umschlichen und bemerkt, daß nahe dabei auf der dort vorüberfließenden Ilmenau viele Schiffe lagen, die jetzt selten genügende Ladung erhielten und von Schifferknechten bewacht und bewohnt wurden. Darauf baute Gilbrecht seinen Plan, dessen Grundgedanke war, das Kloster in Brand zu stecken. Nicht die eigentlichen Klostergebäude wollte er beschädigen und das Leben ihrer Insassen gefährden, sondern nur Schreck und Bestürzung hervorrufen, um in der Verwirrung und bei den Löschungsversuchen mit vom Feuerlärm geweckten und zu Hilfe eilenden Schiffern unerkannt eindringen und Hildegund entführen zu können. Hart an der Mauer, aber innerhalb derselben und von dem Hauptgebäude getrennt, standen zwei kleine Wirtschaftsgebäude mit Strohdächern; diese wollte er anzünden und hatte sich die heutige, mondscheinlose Nacht dazu ausersehen.

In aller Heimlichkeit hatte er seine Vorbereitungen getroffen. Er hatte sich ein paar kleine Tonnenreifen mit auf sein Kämmerlein genommen, sie mit Werg und Stroh umwickelt und dieses fleißig mit Pech getränkt, wie es in seines Vaters Werkstatt zum Verdichten der Fässer gebraucht wurde. Diese Brandkränze nahm er, in seinen langen Mantel gewickelt, mit auf den Viskulenhof und barg sie dort in einem stillen Winkel. Auch Stahl und Feuerstein steckte er zu sich und sein langes Messer. Den Seinigen sagte er, er würde die nächste Nacht bei Balduin schlafen, weil sie noch bis spätabends zu schaffen hätten, aber auch Balduin machte er nicht die leiseste Andeutung von dem, was er vorhatte, sondern schied wie allabendlich von dem Freunde, als wäre es nur zur nächtlichen Ruhe im Elternhause. Dann nahm er seinen Mantel mit den Pechkränzen und ging zum Tor hinaus.

Es war noch ziemlich hell, als er den einsamen Weg mit der bangen Frage im pochenden Herzen dahinschritt, ob er ihn mit oder ohne Hildegund zurückwandern würde. Gar sehr bekümmerte es ihn, daß er ihr keine Nachricht hatte zukommen lassen können, damit auch sie das Ihrige zum Gelingen der Flucht beitragen konnte. So ahnte sie seine Nähe ebensowenig, wie er die Lage der von ihr bewohnten Zelle im Kloster kannte. Wenn sie sich aber seinen spähenden Blicken zeigte, so hoffte er sie schon durch ihre weltliche Kleidung von den in klösterliche Tracht gehüllten Nonnen zu unterscheiden.

Die Nähe der Ilmenau vermied er auf seinem Gange, damit ihn die Schiffer nicht sähen und wandte sich seitlich, an Gartenzäunen entlang. Aus einer Lücke derselben trat plötzlich Mutter Hombrok und kam nun Gilbrecht entgegen. Sie trug eine Harke in der Hand, deren langer Stiel ihr als Stab und Stütze diente, und wandelte schwerfällig und gebeugt wie einer, der sich müde gearbeitet hat. Noch hatte sie ihn nicht gesehen, aber Gilbrecht wollte nicht umkehren, Erst dicht vor ihm, durch das Geräusch seiner Schritte aufmerksam gemacht, blickte sie auf und erkannte den jungen Böttcherknecht. »Gilbrecht! Wohin noch so spät?« fragte sie verwundert stehenbleibend, die Linke auf die breite Hüfte stemmend und den rechten Arm mit dem aufgestützten Rechen steif von sich streckend.

»Wo ich hinwill, Mutter Hombrok?« antwortete Gilbrecht sehr verlegen. »Das kann ich Euch nicht sagen.«

»Mir nicht sagen? Ei ei, dann bist du auch nicht auf guten Wegen«, sagte Mutter Hombrok, »und dann will ich's auch gar nicht wissen. Oder wartest du auf ein Liebchen hier draußen?«

»Könnte wohl sein, Mutter Hombrok«, erwiderte Gilbrecht.

»Richtig! Dacht' ich's doch! Bist ja jung, will dir's nicht übelnehmen, wenn's ein rechtschaffen Mädel ist«, sprach die Alte gutmütig. »Wir haben hier das bißchen Grabeland mit einem Grasfleck dabei; da habe ich unser Heu zusammen auf einen Haufen gebracht, weil ich dachte, es wollte regnen, und mein Alter hat es wieder im Kreuze und kann sich nicht gut bewegen. Wo wartet sie denn auf dich, deine Liebste? Oder vielleicht ist sie noch nicht da; dann will ich sie dir nachschicken, wenn ich ihr begegne.« Dabei schaute sie ringsum und sagte plötzlich sehr ernst mit ihren großen graublauen Augen: »Höre, jung Gilbrecht, du willst doch nicht etwa nach Kloster Lüne?«

»Wieso, Mutter Hombrok?« fragte Gilbrecht betroffen.

»Weil's da liegt! Hast doch wohl nicht gar ein Techtelmechtel mit einer Nonne, Gilbrecht?«

»Aber Mutter Hombrok!«

»Na na na na! Laß dir was sagen, Herzensjunge! Klosterfrieden ist Gottesfrieden; wer den stört, begeht eine große Sünde. Das bedenke wohl, mein Gilbrecht! Die Mauern da umfrieden geweihten Boden, da hat die Liebe kein Recht daran. Gilbrecht, störe den heiligen Frieden nicht! So! ich hab's dir gesagt, nun tu, was du willst, die alte Hombroksche meint es gut mit dir. Gehab dich wohl, mein Goldsohn!«

Sie ging weiter und ließ Gilbrecht, ohne sich noch einmal nach ihm umzublicken, in tiefen Gedanken stehen. »Klosterfrieden ist Gottesfrieden«, murmelte er, »und die Liebe hat kein Recht daran.« Noch war es Zeit, noch hatte er den Feuerbrand nicht auf das Dach geschleudert; sollte er umkehren, der guten Alten nachgehen, ihr alles gestehen und seine Liebe Gott anheimstellen? Und Hildegund in jenen Mauern lassen? Schutzlos? Sie zur Nonne machen lassen? Nein! Nimmermehr! und wenn er der ganzen Welt, wenn er dem Himmel und allen seinen Engeln den Frieden nehmen sollte – Hildegund wollte er retten, ihr Frieden ging ihm über alle Frieden.

Entschlossen schritt er weiter, und als er beim Kloster angekommen war, versteckte er sich in einem Gebüsch, um hier die Dunkelheit der Nacht zu erwarten. Da lag er nun auf seinem Mantel ausgestreckt, die verschränkten Hände unter dem Haupt, und spann und klügelte sich mit erregter Einbildungskraft jede Einzelheit, jeden möglichen Zufall und sein Handeln und Verhalten auf Schritt und Tritt seines Vorgehens sorgfältig aus.

Die Dämmerung sank immer tiefer, die Türme der Stadt waren Gilbrechts Blicken schon entschwunden, nur die Klostergebäude und die Wipfel hoher Bäume, von keinem Windhauch bewegt, waren noch sichtbar. Der Himmel war wolkenlos, die Sterne schauten freundlich herab, und es war sehr kühl. Das Gewitter, das über dem Kalkberg gedroht und sich von der Stadt wieder verzogen hatte, mußte draußen in der Heide niedergegangen sein. Tiefe Stille war rings umher, nur daß einmal ein Vogel im Nest aufschrie oder am Boden sich ein kleines Waldgetier raschelnd bewegte.

Die trägen Stunden zogen über dem ungeduldig Harrenden mit einer folternden Langsamkeit hin. Er wollte warten, bis im Kloster alles zur Ruhe sei, und als ihm ungefähr die Mitte der Nacht herangekommen zu sein deuchte, machte sich Gilbrecht zum Werke fertig. Erst bat er Gott und die lieben Heiligen aus voller Seele, ihm gnädiglich beizustehen, wohl der erste Brandstifter, der so inbrünstig und aufrichtig um das Gelingen seiner Tat betete. Dann schlich er sich an das Kloster heran, wo die Strohdächer über die Mauer ragten, schlug mit Stahl und Stein Feuer auf einen der Pechkränze und warf ihn auf das Dach. Mit fieberhafter Spannung beobachtete er den Erfolg. Aber der Kranz glimmte und glimmte nur und wollte nicht zünden.

Sollte das ein Fingerzeig von oben sein? Eine Warnung, die Tat nicht zu tun? Aber Hildegund war ja im Kloster, Hildegund wurde dort getrennt von ihm, zurückgehalten, Hildegund sehnte sich hinaus, Hildegund mußte er befreien!

Gilbrecht zögerte nicht, dem ersten Kranz einen zweiten nachzusenden. Der traf brennend mitten auf das Dach; im Augenblick fingen die sonnengedörrten Halme Feuer, und in wenigen Sekunden züngelten die Flammen daraus empor. Da, als die helle Lohe den Umkreis erleuchtend hoch aufschlug und dicker Rauch zum Himmel qualmte, packte ihn doch ein Grauen vor dem, was er getan hatte; zitternd, mit starrem Blick und stockendem Atem stand er davor, ein kalter Schauer lief ihm durch den Körper, und ihm war, als ob sich die Haare ihm sträubten. Jetzt hätte er doch den Brand wieder gelöscht, wenn er gekonnt hätte. Im rötlichen Widerschein des Feuers traten die Klostergebäude und die sie übersteigende Kirche hell aus dem Dunkel der Nacht hervor; da dachte er wieder an Hildegund, ob sie wohl dieses Flammenzeichen ihrer Freiheit schon sähe, und im Nu war alles Zagen von ihm gewichen.

Er lief an das linke Ufer der Ilmenau und ahmte mit lauter Stimme den Ruf der Schiffer nach: »Ahoi! Hiahoi!« Schnell erhielt er Antwort, und als der zuerst Geweckte, der wohl gar nicht geschlafen hatte, das lodernde Feuer erblickte, half er Gilbrecht, ihn ebenfalls für einen Schifferknecht haltend, kräftig rufend, so daß in kurzer Zeit immer mehr Knechte hervorkamen und mit allerlei Schöpfgefäßen, mit Stangen und Beilen zum Klostertor eilten und unter lauten Feuerrufen krachende, donnernde Stöße gegen die Planken desselben führten. Von dem gewaltigen Lärm erwachte man endlich im Kloster, und ein durchdringendes Zetergeschrei innerhalb der Mauern antwortete den noch ausgeschlossenen Rettern. Schon machten sie Anstalt, die Mauern zu ersteigen, da nahten sich innen eilige Schritte, das Tor ward aufgetan, und die Schiffer stürmten hinein; mit ihnen Gilbrecht.

Er versuchte durch fortgesetztes lautes Rufen, durch hastiges, hetzendes Hin- und Herrennen die Verwirrung noch zu steigern, und seine gemachte Kopflosigkeit wirkte so ansteckend, daß der Tumult immer größer ward. Klosterknechte und Mägde brachten Gefäße und Leitern herbei, einige Schiffer kletterten auf die Mauer, ließen sich die gefüllten Wassereimer zureichen und suchten das brennende Dach damit zu begießen. Aber sie konnten wenig ausrichten, und schon fing auch das zweite Dach Feuer.

Der Propst eilte höchst bestürzt mit den Kaplänen herbei; auch Nonnen kamen vom Hauptgebäude und halfen aus dem Brunnen in der Halle Wasser schöpfen. Jetzt schien Gilbrecht der rechte Augenblick gekommen. Immerfort laut irgendwelche Anordnungen und Vorschläge rufend, damit Hildegund seine Stimme hören und erkennen sollte, lief er selber in das Wohngebäude hinein und in den Kreuzgang, der von einigen Leuchten notdürftig erhellt war. Da begegneten ihm weibliche Gestalten, aber nicht alle waren sie in dunkler Nonnentracht, sondern manche huschten im leichten Nachtgewand an ihm vorüber, in der drohenden Gefahr alle Scheu vor einem eingedrungenen Mannsbilde vergessend. Gilbrecht sagte im geschäftigtuenden, rettungsbeflissenen Vorbeigehen jeder ein paar laute, beruhigende Worte, aber alle eilten an ihm vorüber. Wenn er nur dem edlen Fräulein Barbara von Erpensen nicht in die Arme liefe, dachte er, die ja auch ihn und seine Stimme kannte; aber die lag bei solchen Gelegenheiten, wo tätige Hilfe erforderlich war, gewöhnlich betend und jammernd auf den Knien, statt Hand anzulegen.

In der einen Ecke des Kreuzganges, lauschig versteckt, war eine kleine Wendeltreppe, die wie ein verbotener Weg in das obere Geschoß führte. Da kamen leichte, eilende Schritte die Stufen hinab; Gilbrecht bog den Kopf in das Treppengewinde und sprach laut hinauf: »Es ist keine Gefahr, Jungfrau! Retter sind nahe!« Ein kurzer, unterdrückter Aufschrei antwortete ihm, dann rastete die Kommende einen Augenblick auf den Stufen, um gleich darauf desto eiliger herabzuspringen. »Retter sind nahe? Wo? Wo?« rief es – das war Hildegunds Stimme. »Hildegund, hier! Ich bin es, Gilbrecht!« gab er halblaut zurück, aber schon lag sie aufgefangen in seinen Armen. Drei Herzschläge lang drückte er sie an sich, dann flüsterte er: »Komm, komm, schnell! Das Tor ist offen, ich bringe dich hinaus.« Sie zitterte und wankte, und mußte sich auf ihn stützen. Die Hand auf die Brust gepreßt, ihrer Sinne kaum mächtig, folgte sie dem Freund durch den Kreuzgang und die Vorhalle ins Freie. »Geh voraus, schleiche dich durch das Gedränge und zum Tor hinaus, da stehen Frauen und Mädchen genug, du wirst nicht auffallen, und ich folge dir auf dem Fuße«, sprach Gilbrecht.

Hildegund eilte mit bebenden Knien dem Ausgang zu. Auf dem halben Wege kam ihr eine verhüllte Frauengestalt entgegen, der sie, ohne Verdacht zu erregen, nicht ausweichen konnte, und – o Schrecken! – es war Barbara, die, in der Meinung, das Klostergebäude brenne, sich mit den anderen daraus geflüchtet und nun voll Neugier sich auch bis zur Brandstätte vorgewagt hatte. Hildegund konnte vor Angst und Verlegenheit nicht sprechen, war wie gelähmt, wie an den Boden gewurzelt. Die Base hatte sie erkannt und sagte: »Kommst du auch, Kind? Oh, welch ein Unglück hätte das werden können! Das haben die Bösewichter, die Empörer getan, die in Lüneburg sengen und morden, ach du barmherziger Himmel, wie mag es da hergehen Aber Gott sei gepriesen und gedankt! Die Gefahr ist vorüber, die braven Schiffer haben das Feuer gesehen und uns gerettet. Komm, komm in das Haus, geh zu Bett, daß dir die Nachtluft nicht schadet.«

»Oh, Base«, sprach Hildegund zitternd, »ich möchte mir's auch einmal ansehen.«

»Nein, nein, Kind! Komm, komm schnell! Es ist ja beinahe vorüber«, drängte die Base und ergriff Hildegund bei der Hand, um sie mit sich in das Klostergebäude zu ziehen.

»Nur einen Augenblick, Base, laß es mich sehen!« bat Hildegund. »Ich komme gleich wieder zurück.«

»Dann will ich mit dir gehen, daß du nicht in Gefahr kommst«, sagte Barbara.

»Ach nein, Base! Geh hinein! Ich fürchte mich nicht«, erwiderte Hildegund in steigender Angst, »ich komme gleich nach.«

»So nimm meinen Mantel, daß du dich nicht verkühlst; ich brauche ihn nicht mehr, ich gehe hinein.« Sie nahm ihren Mantel ab und hängte ihn Hildegund um, die sich das gern gefallen ließ. Die Base eilte in das Haus, und Hildegund war von ihr erlöst.

Gilbrecht hatte, im Dunkel hinter einem Baum verborgen, den Auftritt mit angesehen und alles gehört. Ihm war dabei schrecklich zumute. Um ein Haar wäre alles vergeblich gewesen, was er getan hatte, das Feuer umsonst, das Wagnis gescheitert. Schon wollte er vorspringen, um Barbara an der Kehle zu packen; da sah er die Geliebte frei, und er atmete auf.

Hildegund, nun auch noch durch Barbaras Mantel verhüllt und gegen die Kühle der Nacht geschützt, erreichte unangefochten den Ausgang; niemand merkte auf sie, als sie das Tor durchschritt. Gilbrecht behielt sie scharf im Auge und folgte ihr in kurzer Entfernung. Dabei konnte er sich noch überzeugen, daß von den schon ziemlich niedergebrannten Strohdächern keine weitere Gefahr für die übrigen Gebäude zu befürchten war, und sah den Propst in der Nähe einer Leiter stehen, über die man das Wasser zur Mauer hinaufreichte.

Jetzt war auch Gilbrecht wieder draußen, hatte schnell die Geliebte gefunden und sich mit ihr vereinigt. Sie gingen zu dem Gebüsch, wo Gilbrechts Mantel lag, und als sie einem Schifferknecht begegneten, der einen gefüllten Wassereimer vom Fluß herzutrug, griff Gilbrecht in die Tasche und sprach zu dem Burschen: »Kennst du den Propst hier im Kloster?«

»Jawohl!« war die Antwort.

»Hier sind ein paar lübische Schillinge; tu mir den Gefallen und gieße dem Propst diesen Eimer voll Wasser über den Kopf, er steht dicht neben der Leiter.«

»Soll gut besorgt werden, Junker!« erwiderte lachend und das Geld nehmend der Knecht, der den Böttcher für einen Stadtjunker hielt.

Hildegund war frei, frei nach langen bangen Wochen schmerzlicher Trennung von ihren Lieben. Das Herz klopfte ihr, und sie war noch sprachlos vor Staunen und Freude, daß gerade im rechten Augenblick der Freund zur Stelle gewesen und ihr Retter geworden war. Er führte sie näher der Stadt zu und tiefer in das Gebüsch hinein, wohin das Getöse vom Klosterhof nicht mehr drang. »So!« sagte er dann auf einem von Baum und Busch umgebenen Hügel, von wo sie einen freien Blick in die Heide hatten. »Hier sind wir geborgen, hier wollen wir warten, bis der Morgen kommt und sie in der Stadt die Tore öffnen; jetzt können wir nicht hinein.«

Noch immer schweigend hatte sie sich auf dem Gange durch das dunkle Gebüsch vertrauensvoll an ihn geschlossen; länger aber bezwang sie nicht den Sturm der Gefühle. Sie warf sich an die Brust des Geliebten, umschlang ihn und küßte ihn und weinte an seinem Halse vor Glück und Seligkeit.

Ihm war das alles wie ein Traum. Vor seinen Augen tanzten rote Flammen, aber auf seinen Lippen fühlte er den Wunderrausch des ersten Kusses, und in seinen Armen hielt er die blühende Lust seines Lebens.

Lange standen sie so und überließen sich ganz und gar der namenlosen Wonne, sich wiederzuhaben und Liebe für Liebe zu tauschen. Sehen konnten sie sich nicht, jeder fühlte nur an seinem Körper innig den Körper des anderen geschmiegt. Gilbrecht legte die Hand auf Hildegunds Haupt, das an seiner Schulter ruhte, und sandte mit einem vollen Atemzuge aus der Tiefe seines Herzens einen Blick zu den Sternen empor. Das war des Brandstifters Dankgebet.

Noch einmal drückte sie ihn mit überschwellender Kraft an ihre Brust und sagte, seine Augen mit den ihren suchend, leise und langsam: »Gilbrecht!!« – Weiter nichts; aber in das eine Wort drängte sie allen ringenden, springenden Jubel ihrer Seele, für den sie andere Worte, als den Namen des Geliebten, nicht hatte.

Dann löste sie sich aus seinen Armen, und ihre erste Frage war: »Was macht mein Vater?«

»Wir haben ihn noch nicht wieder, Hildegund«, antwortete er zögernd.

»Habt ihr Nachricht von ihm?« fragte sie weiter.

»Nein; sie lassen niemand zu ihm.«

Sie seufzte schwer. »Und Balduin?« sagte sie dann. »Und Ilsabe?«

»Die sind wohlauf«, erwiderte Gilbrecht. »Komm, setze dich hierher, ich will dir alles erzählen.«

Auf dem sanft geböschten Rain breitete er seinen Mantel über das betaute Gras, und darauf ließen sie sich nieder. Er gab ihr nun von allem Kunde, was sich inzwischen in Lüneburg und in ihren Elternhäusern ereignet hatte. Es war wenig Bemerkenswertes, aber über dem Fragen und Antworten und der Erwähnung vieler sie nahe berührender Einzelheiten verstrich ihnen im fröhlichen Plaudern die Zeit mit geflügelter Schnelle. Als die Dämmerung so weit vorgeschritten war, daß sie sich deutlich erkennen konnten, blickten sie sich mit lachenden Augen und so glückselig an, als hätten sie sich seit Jahren voll zehrender Sehnsucht nicht gesehen.

Bald malte sich fern im Osten dicht über der Heide ein rötlicher Streifen am Himmel und wuchs und dehnte sich. Purpurumsäumtes Gewölk zog und schob sich in wandelnder Gestaltung langsam her und hin; immer neue, immer prächtigere Farben, hier sich begrenzend, dort ineinander verfließend, tauchten daraus hervor vom tiefsten Violett bis zum schimmernden Gold sich steigernd, das die Heide durchflutete und die Wipfel der Bäume mit einem leuchtenden Anhauch beglänzte.

In schweigendem Entzücken betrachteten Gilbrecht und Hildegund das prunkvolle Schauspiel. »Das habe ich lange nicht gesehen«, sagte Hildegund endlich, »und wärst du nicht gekommen, Gilbrecht, so sähe ich es auch heute nicht. Sage mir nur, wie war es möglich, daß du mitten in der Nacht von dem Brand erfuhrst und so pfeilgeschwind zur Stelle warst?«

»Wie ich von dem Brand erfuhr?« lächelte er verwundert. »So ahnst du nicht, wie er entstanden ist?«

»Nein«, erwiderte sie unbefangen, »ich schlief und träumte von dir, bis der Feuerlärm mich weckte. Weißt du es denn?«

»Hildegund!« rief er da selbstvergessen. »Wenn sie dich nacheinander in hundert Klöster sperrten, so stecke ich auch hundert Klöster in Brand, um dich zu befreien!«

»Du? Du?« rief sie erschrocken. »Du hast ihn entzündet? Das hast du für mich getan? Für mich gewagt und auf dich genommen – Gilbrecht, liebst du mich denn wirklich?«

»Ach, Hildegund! Über alles in der Welt im Himmel und auf Erden!«

Da sanken sie sich wieder an die Brust und hielten sich umschlungen. In diesem Augenblick hob sich die Sonne über den Rand der Heide empor, und ihr erster Strahl traf diese zwei glücklichen Menschenkinder, Arm in Arm, umwob mit einem Kranz die blonden und die braunen Locken, umspielte mit rosigem Schein ihre Wangen und funkelte ihnen in die fast geblendeten Augen.

»Die Sonne! Die Sonne!« rief Gilbrecht. »Da ist sie, Hildegund! Und du bist frei, ich habe dich wieder, du Sonne meiner Tage!«

Sie konnte nichts antworten; sie hielt seine Hand umfaßt und schaute ihm in das freudige Antlitz, das unter diesem Blick unsäglicher Liebe noch mehr erglühte als vom Flimmer und Glanz der steigenden Sonne.

Ein leiser Wind bewegte die Zweige, Waldvöglein sangen, Kräuter und Blumen dufteten und blühten, und an den Gräsern hingen die farbenblitzenden, strahlenschießenden Diamanten des Morgens.

»Wie einsam es hier ist«, sprach Hildegund jetzt, »man sieht nichts als Himmel und Heide, als wären wir zwei ganz allein in der Welt.«

»Ich wär' es zufrieden, Hildegund!« erwiderte Gilbrecht. »Dann dürft' ich dich schützen, könnte für dich sorgen, wir zögen umher, ich zeigte dir den Rhein und die Berge –«

»Und wir führen über das Meer und schauten die Wunder des Morgenlandes –«

»Bis uns die Sehnsucht wieder heimwärts triebe.«

»Sehnsucht wonach?« fragte sie. »Wenn ich bei dir bin und du bei mir?«

Er zeigte mit der Hand in die Ebene hinein und sagte: »Danach, Hildegund! Du weißt es nicht, wie man sich in der Fremde, und wäre sie noch so schön, doch nach der Heimat sehnt. Wir würden nicht ruhen und rasten, bis wir unsere Heide wiedersähen.«

»Gilbrecht, mit dir fände ich überall eine Heimat.«

Er schüttelte den Kopf. »Glaube mir, der das Brot der Fremde gegessen hat!« sprach er. »Lustig ist es, die Welt zu durchwandern, aber wohnen möcht' ich nur da, wo ich aufgewachsen bin, wo ich jeden Stein, jeden Baum und jeden Vogel kenne.«

»Nun, wie du willst«, lächelte sie, »dann bleiben wir hier.«

Er schwieg und blickte gedankenvoll in die Heide hinaus.

Hildegund hatte ein kleines, zierliches Sträußchen für Gilbrecht gebunden, das er sich an das Wams steckte, und bald darauf konnten sie an den Aufbruch denken. Langsam machten sie sich auf den Weg und besprachen sich in ihrem Frohsinn und in dem Bewußtsein ihrer reinen, unschuldigen Liebe, wie sie Balduin überraschen und aus den Federn trommeln wollten, und wie sich Ilsabe und Gilbrechts Eltern freuen würden, und was der Propst – ach, der Propst, patschenaß von oben bis unten durch des Schifferknechts hoffentlich gut getroffenen Wassersturzes! –, und Base Barbara, die mit ihrem Mantel noch zur Flucht geholfen hatte, für lange Gesichter im Kloster machen würden, wenn sie den Käfig leer und das Vöglein ausgeflogen fänden. Zum Glück war heute Markttag; viele Landleute kamen von den Dörfern und brachten ihre Feldfrüchte zur Stadt; da wurde nicht jeder einzelne beachtet, der durch das Tor schritt. So mischten sich denn Gilbrecht und Hildegund in einen Zug bepackter Bäuerlein, als ob sie mit dazu gehörten, und kamen ungefragt zum Lüner Tor in die Stadt hinein.

Schnell waren sie auf dem Viskulenhof, vom Gesinde fröhlich begrüßt, und vor Balduins Schlafzimmer. Gilbrecht pochte an die Tür und rief: »Balduin! Auf! Schnell!«

»Was gibt's? Wer ist da?« kam es von innen zurück.

»Steh nur schnell auf! Wir haben Besuch.«

Balduin brummte etwas von »nachtschlafender Zeit«, aber sie hörten ihn sich erheben. Kurz darauf steckte er ziemlich verdrießlich den Kopf durch die nur wenig geöffnete Tür. Hildegund lachte ihm schmetternd entgegen und jauchzte: »Balduin, da bin ich wieder!« Er nickte der Schwester freundlich zu: »Hildegund! Du? Willkommen! Willkommen! Gleich bin ich da!«

Dann zog er den Kopf zurück, und sie hörten ihn beim Ankleiden in sonderbaren Tönen singen und jubeln.

Martin sorgte für einen Imbiß, und als Balduin erschien und die Schwester umhalst hatte, setzten sie sich vergnügt an den gut bestellten Tisch und labten sich, und die zwei mußten dem dritten, der sorglos in seinem Bett geschlafen hatte, ihr Abenteuer genau berichten. Dann verschwand Hildegund, um sich umzukleiden; die beiden Freunde blieben aber noch beisammen, und der Malvasier samt Fleisch und Brot mundete Gilbrecht nach der bewegten Nacht selbst zu so früher Stunde schon, zumal er gestern um sein Abendessen gekommen war. Endlich erhob er sich und sagte: »Jetzt werden sie zu Hause beim Frühmahl sitzen; da will ich hin und es ihnen erzählen.« Und er ging.

Richtig! Da saßen sie alle in der Wohnstube um den Tisch herum, als er mit fröhlichem Morgengruß eintrat. Sie wunderten sich über sein Kommen zu dieser Zeit; er aber schritt auf Ilsabe zu, neigte den Mund an ihr Ohr, als wollte er ihr etwas zuflüstern, und rief dann plötzlich laut: »Hildegund ist wieder da!« Ausrufe der Freude antworteten ihm, und sie blickten ihn alle an, daß er mehr sagen sollte. »Ich habe sie diese Nacht aus dem Kloster geholt«, fuhr er dann fort.

»Du? Wie hast du das angefangen?« fragte Meister Gotthard aufmerksam.

»Ich habe das Pfaffennest in Brand gesteckt, Vater!«

»Gilbrecht!« riefen die Seinen erschrocken.

»Nun, nun, ein paar Strohdächer abgesengt, weiter nichts; das Kloster steht noch.«

»Aber, Gilbrecht! Was hast du getan?« sprach Frau Johanna.

»Was der Vater mir erlaubt hat, Mutter!« erwiderte Gilbrecht.

»Ich?« sprach der Meister. »Dir erlaubt?«

»Du hast gesagt, Vater: was mit Gewalt hineinkommt, kann auch wieder mit Gewalt herauskommen.«

»Und so hast du Hildegund mit Gewalt befreit?«

»Jawohl! Hab' ich. Hurra! Da ist sie!«

Die Tür war aufgegangen; Hildegund stand auf der Schwelle.

Alle erhoben sich, sie herzlich zu begrüßen; Ilsabe warf ihren Stuhl um, als sie aufsprang, und ließ ihn auch umgestürzt liegen, bis ihn Lutke aufhob. Gilbrecht und Hildegund erzählten nun gemeinschaftlich mit aller Ausführlichkeit, in welcher Weise die Befreiung vor sich gegangen war, aber womit sie die Stunden von dem Gelingen der Flucht bis zur Heimkehr in die Stadt ausgefüllt hatten, das behielten sie für sich.

Als die jüngeren Böttcher aufstanden, um an die Arbeit zu gehen, sprach der Meister: »Wir wollen es alle verschweigen, von wem und in welcher Weise Hildegund aus dem Kloster erlöst ist, denn der Propst von Lüne, Herr Dietrich Schupper, ist nicht unser Freund und würde dem Retter eine düstere Messe lesen. Auch unsere liebe Obrigkeit würde gewiß gern die Gelegenheit wahrnehmen, ihn an seinem besten Halse vor Schultheiß und Schöppen zu führen.«

Meister Gotthard sagte das absichtlich in einem halb scherzenden Ton, um Gilbrecht nach seiner kühnen Tat das Herz nicht schwer zu machen, aber innerlich war er tief erschrocken und besorgt über den Gewaltstreich, mit dem sein Sohn zum Brandstifter geworden war. Der Gedanke brannte ihm auf der Seele und ließ sich nicht auslöschen wie das Feuer auf dem Dache. Er hoffte, daß bei dem nahen Ausbruch des Aufstandes der Sache nicht weiter nachgespürt werden würde, aber er nahm sich vor, es Gilbrecht früher oder später büßen zu lassen, damit der Makel durch eine gerechte Sühne von ihm genommen und wieder redlich gemacht würde.


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