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Wie der Graf mit allem seinem Adel wieder zu Land kommt und mit großem Frohlocken von seinen Bürgern und seiner Tochter empfangen ward.

Des Grafen Untertanen putzten sich sehr köstlich auf und zogen ihrem Herrn mit einem aufrechten Fähnlein entgegen. Diejenigen aber, welche Pferde hatten, ritten ihm allesamt in einer Kleidung entgegen, worüber der Graf nicht wenig Lust und Freude genommen; denn er sah daran die Liebe seines Volkes. Also kamen sie mit Freuden und Frohlocken in die Stadt.

Als nun Angliana vernahm, daß ihr lieber Vater samt ihrem allerliebsten Ritter gekommen war, schmückte sie sich mit allen ihren Jungfrauen auf das zierlichste, ging ihrem Vater entgegen, als er zu Hof einritt, und empfing ihn gar freundlich und mit großen Freuden. Ritter Leufried ritt ihm auf dem Fuß nach mit gar fröhlicher Gebärde. Als er seine liebste Jungfrau erblickte, ist er vor großen Freuden ganz in seinem Angesicht errötet, nicht minder ist Angliana von seinem Anblick erfreut worden. Alsbald sind sie von ihren Pferden abgestiegen und in den großen Saal gegangen, darin haben sie ihre Harnische von sich gelegt und sich ganz entwaffnet. Bald sind eine große Anzahl von Tafeln gedeckt und jeder nach seiner Würde zu Tisch gesetzt worden. Da ist eine fürstliche Mahlzeit bereitet gewesen; denn Angliana hatte alles nach dem Köstlichsten und Scheinbarlichsten Glänzendsten, Prächtigsten. angeschickt, darob der Graf ein großes Wohlgefallen hatte. Es ist auch nicht minder auf allen Trinkstuben in der ganzen Stadt große Freude gewesen; denn alle Bürger samt ihren Weibern haben ihr Essen zusammengetragen und so freundlich und fröhlich miteinander gelebt, daß der Graf ein großes Wohlgefallen darob gehabt. Er hat auch der gemeinen Bürgerschaft allerhand Gaben und Geschenke verehrt, damit sie desto unbekümmerter möchten in Freuden leben.

Zu Hof war etliche Tage ein großes Jubilieren und wurde großer Hof gehalten; denn der Graf hat alle seine Ritterschaft eine Zeitlang beieinanderbehalten. Als sie aber wohl ausgezecht hatten, sind sie mit Urlaub des Grafen ein jeder wieder zu Haus geritten. Doch bat der Graf die nächsten Insassen, daß sie ungefähr in acht Tagen wieder zu Hof erscheinen möchten; denn er hätte ein gar nötiges Geschäft zu verrichten. Das ward ihm von ihnen allen versprochen.

Also ritten sie von Hof. In der Zeit aber schickte sich sich schicken – sich versehen. der Graf mit allem, was zu einer solchen Hochzeit vonnöten war, als mit Kleidung, Speis und Trank; wiewohl niemand wissen mochte, was er Sinns wäre, denn allein Angliana und Leufried, der Ritter.

Nun war ein Freiherr nicht weit von dem Grafen in einer anderen Stadt. Derselbige war auch von der Reise gewesen und war ein Witwer, sehr reich an Gut, Land und Leuten, so daß er den Grafen an Reichtum übertraf; dabei aber war er ein ungetreuer und zorniger Mann. Als nun alle von Hof geschieden waren, blieb er noch länger in der Stadt in einer Herberge und ließ eine Werbung an den Grafen gelangen um seine Tochter Angliana. Das schlug ihm der Graf gänzlich ab und gab ihm zu verstehen, wie er seine Tochter schon einem Ritter versprochen hätte und demselbigen seine Zusage leisten wollte, darum ließ er ihm für seine ehrliche Werbung großen Dank sagen. Als dies dem Freiherrn gesagt wurde, erzürnte er sich ohne Maßen hart, verbarg aber seinen Zorn, damit er sich an dem Grafen möchte rächen.

Als er nun durch andere Mittel erfuhr, wer der Ritter war, dem Angliana versprochen worden, trachtete er mit Ernst dem Ritter nach seinem Leben, ließ es auch heimlich halten, damit er ihn möchte in sein Gefängnis bringen. Dies aber ist Leufried von einem guten und getreuen Freund angesagt worden, damit er sich möchte vor ihm verwahren. Leufried, der Ritter, hat alles zu Ohren gefaßt und ist nicht mehr vor die Stadt geritten, er habe denn seinen guten Harnisch an, er hat sich auch ob solchem Aufsatz Anschlag, Hinterhalt. gar nicht besorgt, wo er nicht mit Hinterlist und ungewarnter Sache überfallen würde.


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