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Wie Leufried und Walter mit dem Jäger in den Wald ritten, der Leu Leufried stets nachlief und wie der Jäger mit einem Spieß nach Leufried schoß, ihn aber verfehlte.

Als nun die Morgenröte herangekommen, rüstete sich Leufried samt seinem Gesellen, und packten sie alle ihre Kleinodien und Barschaft so geschwindig zusammen, als sie nur immer konnten. Dann begab sich Leufried zu dem Jäger und sprach ihn freundlich an, mit ihm ins Holz zu reiten. Er sei neulich mit seinem Hunde auf eines Hirschen Spur gekommen, hätte ihm aber nicht folgen mögen, weil ihn die Nacht überfallen. Der Jäger war dies gar wohl zufrieden, wollte es aber noch vorher dem Herrn ansagen, damit er nicht von ihm gestraft werde. Nun begab sich der Schalk eiligst zu dem Grafen und zeigte ihm an, daß heute der Tag sei, an dem er solle gerächt werden, worüber der Graf große Freude hatte. Also befahl Leufried seinem Gesellen Walter, ein wenig vorauszureiten und an einem bestimmten Orte des Waldes ihn zu erwarten. Lotzmann, der Leu, hat sich auch schnell aufgemacht und ist seinen Gesellen gefolgt. Sobald sie nun in den Wald kamen, hat sich der Jäger stets versäumt und ist hinter Leufried hergeritten. Das hat dieser aber nicht gestatten wollen, worauf der Jäger etwas vor ihn getrabt, dann sein Pferd schnell umgewendet und seinen Spieß mit aller Stärke nach Leufried geschossen hat. Leufried aber sah sich vor und sprengte aus dem Schuß, fiel sodann den Bösewicht mit gezücktem Schwerte an und schrie:

»Nun merke ich, daß du schändlicher Verräter meinen Tod geschworen. Darum soll dir dein verdienter Lohn werden; denn heute sollst du von meiner Hand sterben.«

Der Schalk wehrte sich, so gut er mochte. Sobald aber Lotzmann, der Leu, solchen Ernst ersah, riß er den Jäger mit Gewalt vom Roß, brachte ihn unter sich und erwürgte ihn.

Walter hörte Leufrieds Geschrei und eilte herzu. Da vernahm er alles und sah auch noch den Leuen, wie er den Mörder grimmig zerriß. Nun ritten sie eilends durch den Wald nach Lissabon zu und sodann nach ihrem Vaterland. Walter kam zuerst mit seinem Knecht in seines Vaters Haus, aber Leufried stellte in einer Herberge ein und ging eine Zeitlang in der Stadt herum, ohne von jemand als seinem liebsten Gesellen Walter und dessen Diener gekannt zu sein.


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