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Trinklied für Freie

(1774)

            Mit Eichenlaub den Hut bekränzt!
    Wohlauf! und trinkt den Wein,
Der duftend uns entgegenglänzt!
    Ihn sandte Vater Rhein!

Ist einem noch die Knechtschaft wert
    Und zittert ihm die Hand,
Zu heben Kolbe, Lanz und Schwert,
    Wenn's gilt fürs Vaterland:

Weg, feiler Bastard, weg von hier!
    Nicht deutsch, ein halber Franz!
Dem fremden Zwingherrn frön als Tier,
    Und schwelg, o Junker Schranz!

Und putze deinem Herrn die Schuh,
    Und führe deinem Herrn
Dein Weib und deine Tochter zu;
    Und trage Band und Stern!

Uns, uns gehöret Hermann an
    Und Tell, der Schweizerheld,
Und jeder freie deutsche Mann!
    Wer hat den Sand gezählt?

Uns weckte längst der Bräutigam
    Mit wildem Jammerlaut:
Des fremden Zwingherrn Kuppler nahm
    Ihm seine junge Braut.

Uns winselte bei stiller Nacht
    Der Witwe Trauerton:
Der Raubsucht und des Haders Schlacht
    Erschlug ihr Mann und Sohn.

Uns ächzte, nah dem Hungertod,
    Der Waise bleicher Mund:
Man nahm ihr letztes hartes Brot
    Und gab's dem Jägerhund.

Zur Rach erwacht, zur Rach erwacht
    Der freie deutsche Mann!
Trompet und Trommel, ruft zur Schlacht!
    Weht, Fahnen, weht voran!

Ob uns ein Meer entgegenrollt;
    Hinein! sie sind entmannt,
Die Knecht, und streiten nur um Sold,
    Und nicht fürs Vaterland!

Hinein! das Meer ist uns ein Spott!
    Und singt mit ernstem Klang:
Ein feste Burg ist unser Gott!
    Dann mutig Schlachtgesang!

Der Engel Gottes schwebt daher
    Auf Wolken Pulverdampf,
Schaut zornig in der Feinde Heer
    Und schreckt sie aus dem Kampf!

Sie fliehn! Der Fluch der Länder fährt
    Mit Blitzen ihnen nach;
Und ihre Rücken kerbt das Schwert
    Mit feiger Wunden Schmach!

Auf roten Wogen wälzt der Rhein
    Die Sklavenäser fort
Und speit sie aus und schluckt sie ein
    Und jauchzt am Ufer fort!

Der Rebenberg am Leichental
    Tränkt seinen Most mit Blut!
Dann trinken wir beim Freudenmahl,
    Triumph! Tyrannenblut!


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