Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Bei den Kassuben in Hinterpommern war die Welt schon weitläufig genug, und wer anderswo für seine Ellenbogen und die Beine seines Gaules keinen Platz hatte, der brauchte ihnen dort wenig Gewalt anzutun.
Aber das heilige Rußland übertraf diese Geräumigkeit noch um ein beträchtliches. Es zerfloß nach allen Seiten in Wälder, Sümpfe und Ackerbreiten, und je mehr Werste die kleinen Pferdchen mit ihren Hufen zerschlugen, desto mehr wuchsen vor dem Wagen aus dem Boden. Selbst wenn man königlich preußischer Gesandter war und nicht bloß von Amts wegen, sondern auch im Herzen durchdrungen von der Größe Preußens, so kam dieses einem, je weiter man ins Russische hineingeriet, desto armseliger und unbedeutender vor. Es verschwand nicht bloß hinter der Krümmung des Erdballes, sondern auch sozusagen unter dem geistigen Horizont, und schließlich schien Rußland nichts als ein ungeheurer Bauch, der sich mit lauter Quadratmeilen bis zum Zerplatzen angestopft hatte, während alle übrigen Länder und Völker, das großartige Albion mit eingeschlossen, nur als verkümmerte Gliedmaßen und wedelnde Schwänzlein daransaßen.
Wer es etwa eilig hatte, tat besser, mit dem heiligen Rußland erst gar nichts anzufangen, schon deshalb, weil niemand, der sich mit ihm einließ, wissen konnte, ob er nicht etwa erst am Jenissei oder einem anderen lieblichen Fluß Sibiriens aufhören werde.
Bisweilen war überhaupt nichts als lauter Gegend vorhanden, ganz tief im Schnee, daß man die Wälder kaum von den Feldern und Sümpfen zu unterscheiden vermochte, mit einzelnen Stationen mitten darin, so selten wie Rosinen im Armeleutekuchen. Die Pferdchen taten ihr Bestes, um den Wagen mit dem königlich preußischen Gesandten Otto von Bismarck und seinem Begleiter Klüber von einer Station zur anderen zu bringen. Der Kutscher brüllte, der Vorreiter brüllte, und die Konniky legten sich ins Geschirr; aber was half das alles, wenn den Wegen der heilige Therasius zum Schutzpatron gegeben war, als welcher zur Pilgerfahrt von Byzanz nach Jerusalem siebzehn Jahre und drei Monate gebraucht hatte. Sie gefielen sich in einer Musterkarte von Schneeverwehungen, von Warmwasserlöchern, von Glatteis. Es war, als solle dem neuen preußischen Gesandten in Petersburg schon zwischen Königsberg und Pskow alles vorgeführt werden, was ein richtiger russischer Winter auf richtigen russischen Wegen an Naturereignissen zu veranstalten imstande sei. Es ging immer hart am Umschmeißen hin, der schmale, hochgepackte Postwagen schwankte in den tiefen Gleisen herum und schien nur deshalb nicht umzufallen, weil er immer auf ein noch übleres Loch wartete, in dem Reisende und Gepäck so recht mit Wollust kurz und klein gedroschen werden könnten. Bisweilen trat ein Pferd auf einer schadhaften Brücke in einen morschen Spalt, dann wieder kollerte das ganze Gespann einen vereisten Abhang hinunter, und die Pferdchen lagen zu acht auf einem Haufen, kläglich ineinandergewirrt und ins Geschirr verstrickt, daß Bismarck recht lebhaft an das Taxissche Palais zu Frankfurt erinnert war.
Er hatte die qualvolle Enge im Innern des Wagens mit dem freieren Platz neben dem Kutscher vertauscht. Da schnitt ihm freilich die Kälte unmittelbar ins Gesicht und zersprengte ihm die Wangen, daß sich Fetzen von ihnen lösten, als müsse er für seinen neuen Dienst durchaus aus seiner alten Haut heraus- und in eine neue hineinfahren. Er saß so hoch, daß er die buntfarbig geringelten kaiserlich russischen Schlagbäume ganz nahe über seiner Pelzmütze sah, als solle er bei jedem Straßenwärterhaus geköpft werden, und wenn sie durch Wald fuhren, dann schlug ein jeder tiefere Fichtenast nach ihm und warf seine Winterlast in den Wagen, daß Bismarck immer in minutenlangem Schneegestöber saß.
Die Kutscher wechselten, aber Bismarck mußte ausharren, die blauen und weißen Tage und die schwarzen und weißen Nächte, in denen der Schlaf immer nur ein kurzes Versinken ins Leere zwischen je einem heftigen Aufschrecken war, das die müden Sinne wieder auf Wache jagte. In den Nächten flimmerten die Sterne, als wollten sie sich vom Firmament lösen, die Sonne ging im russischen Stil auf, schnapsrot und gedunsen, und erst, wenn sie ein wenig im kalten Morgen gestanden hatte, wurde sie wieder klar und nüchtern wie in Deutschland.
Bismarck ließ es gern geschehen, daß seine Gedanken auslüfteten und ausfroren. Sie waren nach dem Abschied nicht allzu springetoll und übermütig gewesen, Herz- und Heimweh warf Schatten über sie, und Fragezeichen wuchsen allerorten, ob es denn wirklich nötig sei, sich nach Petersburg schicken zu lassen. Neue Räder waren in die Staatsmaschine eingefügt worden, die saßen scharf in den Achsen, knirschten und knarrten und schliffen. Den König hatte seine Krankheit ins Ausgedinge gewiesen, und mit ihm war Fra Diavolo gesunken, der sich ehrlich und getreu bis zuletzt mit ihm gebalgt und gebüschelt hatte. Der Prinz von Preußen war erster Diener des Staates, als Regent zuvörderst, und neue Männer, die man zu wenig kannte, saßen am Ministertisch. Man wußte nicht, ob die Petersburger Sendung die Auszeichnung sei, als die sie angepriesen wurde, oder ob sie in einem mißgestimmten Frauenkopf ersonnen worden war und man in der Verbannung kaltgestellt werden sollte. Da hatte man sich in acht Frankfurter Jahren in das Leben dort eingefügt und das Labyrinth gründlich kennengelernt; man kannte alle freimaurerischen Bundesgebräuche und Losungsworte, und wenn einem jemand bei einer Vordertür entkommen war, so konnte man ihn bei der Hintertür erwarten, durch die er wieder auftreten mußte. Nun war Bundesastrologie und Frankfurter Kabbala und Nekromantik für die Katze, und man konnte auf russisch von vorn anfangen. Es war ein magerer Freundestrost, wenn der neue Kriegsminister Roon gemeint hatte, man werde Bismarck schon auch in Petersburg nicht aus den Augen verlieren, und wenn der Champagner was taugen solle, so müsse er vorher kalt gestellt werden.
Als Bismarck über die preußische Grenze getreten war, da war eine dichte Wolke von Traurigkeit in ihn gesunken. In der war alles das darin, Enttäuschung über vergebliche Mühe und ein leiser Schmerz wie von erlittenem Undank. Aber noch mehr war darin, außer diesen geordneten und erfaßbaren Gedanken und Gefühlen: etwas Schwebendes und Unnennbares, Hauch einer Ahnung, Schauer innerer Kälte, als strecke sich eine graue Faust aus der russischen Unendlichkeit, als warte hinter diesen Werstpfählen ein verhüllter Schrecken. Man hatte, unter Brüdern gerechnet, mehr als die Hälfte des Lebens hinter sich, nun ging es abwärts bis zum Schönhausener Gewölbe, wo schon die Würmer warteten. Dieses Dasein war wie ein geschicktes Zahnausziehen. Man glaubt, das Richtige komme erst, und da macht der Zahnarzt schon mit dem Zahn in der Zange seine Verbeugung: es ist vorbei. Hatte nicht Johanna recht: warum warf man den ganzen Plunder von Dienst samt allen Drückereien und Scherereien nicht fort und fing auf dem eigenen Grund und Boden das eigentliche Leben an, sich, den Seinen und ein paar guten Freunden zuliebe.
Das wehte wie ein kalter Schauer von Angst um unwiederbringlich Verlorenes aus den russischen Einöden, wie ein erster Hauch aus dem Rachen des Todes, und Bismarck war froh, daß die Kälte in seinen Knochen dagegen ankämpfte und der Winterwind und der Anblick der dampfenden Pferdchen vor dem Wagen.
Sie kamen nach Ägypten, das aber nicht am Nil gelegen war, sondern in der Nähe der Düna, und wo man nicht durch Wüstensand fuhr, sondern durch Schneewehen, bis die Konniky nicht mehr konnten und man in einer Station zur Nacht bleiben mußte, die man zu überflügeln gehofft hatte. Der verschneite Wald war eng um das Blockhaus gestellt; ein anderer Wagen hatte sich vor der Tür so breit gemacht, daß Bismarcks zwei Fuhrwerke kaum auffahren konnten. Bismarck sprang ab und ging, seinen erstarrten Beinen zu Gefallen, einen schmal ausgetretenen Waldpfad ins unbekannte Dunkel. Aber er war noch gar nicht weit gekommen, da erhob sich in seinem Rücken ein Lärm, als seien sämtliche Werwölfe Kurlands und Livlands miteinander ins Raufen geraten. Eine gesunde und fröhliche Balgerei war Bismarck seit jeher ein nicht unwillkommenes Schauspiel gewesen, weil er annahm, es wirkten sich in ihr Kräfte aus, die sonst anders und gefährlicher ins Handeln geleitet würden. Wenn es nicht bis zum Messer kam, sondern bei Beulen und blauen Flecken blieb, so war es wohlgetan, solchen Überschüssen freie Bahn zu geben. Er ließ also sein Weglein allein weiter in die Winternacht laufen, wandte sich zurück und sah, daß sein Kutscher sich mit einem fremden am Kragen hatte, und daß sie aufeinander losbrüllten, als sollte man auf dem Newski-Prospekt darüber entscheiden, wer recht habe. Das Wörterbuchrussisch reichte eben hin, um zu verstehen, daß es um Unterkunft, Pferdefutter und Vorspann für morgen ging, die man einander streitig machte. In ihren dicken Pelzen sahen die beiden Kutscher aus, als seien sie zwei Knechte Ruprecht, die über den Weihnachtssack uneinig geworden waren. Obzwar sie einander immer noch mit Väterchen und Bruderherz anredeten, ließ die Höhe des Tones keinen Zweifel darüber, daß das Handgemenge nicht mehr weit sei.
Während Bismarck diese Entwicklung lächelnd abwartete, sprang ein Herr in einem Zobelpelz über die Stufen des Blockhauses herab, schwang eine Reitpeitsche kurz auf und hieb einen Jagdhieb über die Schultern des königlich preußischen Gesandtenkutschers. Als er aber zum zweitenmal aufziehen wollte, war sein Handgelenk plötzlich in der Luft festgenagelt, eine Faust lag eisern darum, und ein Gesicht wuchs gegen das seine: »Entschuldigen Sie, das ist mein Kutscher!« sagte Bismarck.
Das war freilich eine Empörung gegen die russische Weltordnung, daß jemand einen Fürsten Suworow verhindern wollte, von seiner Peitsche den von Gott gewollten Gebrauch zu machen. »Herr, wer sind Sie?« brüllte der Fürst, indem er sich bemühte, sein Handgelenk aus der Klammer zu reißen; aber da stürzte der Postmeister aus dem Stall herbei, bekreuzte sich schreckensbleich und vermittelte nach hüben und drüben die Bekanntschaft zwischen dem russischen Fürsten und dem pruski poslamik. Und da war es freilich nichts damit, daß die Herren etwa fortsetzten, was die Kutscher so schön eingeleitet hatten; der Fürst breitete die Arme aus und zog den Gesandten hinein und beförderte ihn sogleich vom Widersacher zum Gastfreund. »Alles gehört Ihnen«, versicherte der Fürst, und während seine Diener durch das Haus trampelten und auf dem Herd ein Braten und Backen aus den Vorräten des Fürsten anhob, als sei die Einkehr des verlorenen Sohnes zu feiern, schafften die Kutscher draußen alle Streitfragen hinsichtlich Unterkunft und Pferdefutter und Vorspann bei einer Flasche Wodka einträchtiglich aus der Welt.
Es wurde gemütlich, der Samowar summte auf dem Tisch russische Nationalweisen, man streckte zu dritt die verfrorenen Beine unter die von unzähligen Fahrgästen in langweiligen Wartestunden zerschnitzelte Platte. Der Fürst wurde nicht müde, zu versichern, daß man in Petersburg vor Freude ganz außer sich sei, gerade Herrn von Bismarck an die Newa zu bekommen. Man wisse ihn und seine gute Gesinnung zu schätzen, und er beglückwünsche sich selbst dazu, daß er ihn als erster begrüßen dürfe. Ihre Kaiserliche Hoheit, die Kaiserinmutter, die ja eine Tochter der großen Preußenkönigin Luise sei, könne ihn kaum erwarten, und es vergehe kein Tag, an dem der Kaiser selbst nicht von Bismarck spreche. Der Inhaber eines Hutladens auf dem Newski-Prospekt sei sogar vor kurzem bei der Polizei darum eingeschritten, seine neueste Sommerschöpfung Bismarck-Hut nennen zu dürfen; aber die Polizei habe das Gesuch nicht eher bescheiden wollen, als bis man wisse, ob es Seiner Exzellenz genehm sei, seinen Namen an eine Mode geheftet zu sehen.
Bismarck teilte alles das in zwei Hälften und rechnete die eine der Wahrheit, die andere der russischen Liebenswürdigkeit zu, und über alles das war der Samowar abgetragen worden, und auf das heiße Zeitalter folgte für den Magen das kalte. Man brachte einige Flaschen Sekt, die sich draußen im Schnee sehr rasch das russische Winterklima geholt hatten, und nun erwies es sich, daß dem Fürsten Suworow nicht ohne Nutzen vier Heidelberger Semester in seine Jugend gepflanzt worden waren.
Es ging mit Prosit und Ex wie auf der Kneipe in einem Bierdorf, nur daß anstatt eines dünnen und saueren Bieres der feurige Franzose da war, der die Geister um soviel schneller umzutreiben begann. Alte Hannoveranertage flammten vor Bismarck, rot, blau und gold, klingende Jugendtollheit, und er besann sich, daß es unter keinen Umständen anging, sich von diesem ehemaligen Heidelberger Badenser unter des Postmeisters wackeligen Tisch trinken zu lassen.
Der Fürst war auf ein Gespräch verfallen, das außergewöhnlich peinlich war. Er sprach vom russischen Zorn gegen Österreich, und daß dieses durchaus zerschlagen werden müsse. Ob die Welt jemals einen solchen Undank erlebt habe wie Rußland von Österreich? Hätten ihm die Russen nicht in seiner größten Not beigestanden, indem sie ihre Armee nach Ungarn geschickt und die Revolution niedergeworfen hätten? Und zum Dank habe Österreich mit Rußlands Feinden während des Krimkrieges gemeinsame Sache gemacht. Noch jetzt weine die Kaiserinmutter jeden Tag bei diesem Gedanken, und der Kaiser Nikolaus sei sicher darüber an gebrochenem Herzen gestorben. Über diese Dinge wurde der Fürst so gerührt, daß ihm selbst die Tränen über die Wangen liefen und er schluchzend sein Glas leerte, worauf er infolge dieser Mischung von Seelenschmerz und Sekt den Schlucken bekam und sich für einige Minuten mit aufgehobenem linken Bein und vorgestrecktem rechten Arm an die Wand stellen mußte.
Bismarck sah der Petersburger Gesellschaft und der russischen Politik in die Falten, aber er wollte das böse Gespräch nicht fortsetzen und drängte es sachte nach Heidelberg und Göttingen, zu Mensuren, Kommersen und Bierulken in Stadt und Land. Noch einmal wechselte das Magenklima, der Sekt war zu Ende, und Fürst Suworow ließ ihm, nachdem er seinem Haushofmeister heftige Vorwürfe an den Kopf geworfen hatte, daß er sich nicht reichlicher versehen habe, eine kleine Schnapsorgel folgen. Schmale und dicke Pfeifen, bauchige und schlanke Flaschen, braune, weiße und grüne Schnäpse mit hellen und tiefen Stimmen, auf denen der Fürst mit etwas locker gewordener Hand seine Akkorde griff.
Mit Entsetzen sah der biedere Klüber, wie dieses freundschaftliche Gefecht immer tiefer in die Winternacht hineinging, und mit Bewunderung stellte er fest, daß sich der Sieg immer mehr auf Seite Preußens neigte. So mochten die alten Sachsen auf ihren Metbanken gesessen haben, wie Bismarck dasaß, eine Zigarre nach der anderen ansteckend, und wie er immer gelassener sprach, je verworrener der Fürst seine Worte torkeln ließ.
Und während Bismarck so bewies, daß bei gleichem Aufwuchs auf Deutschlands hohen Schulen das altmärkische Holz immer noch knorriger sei als das sarmatische, plagte sich Klüber mit dem höchst beunruhigenden Gedanken, ob es etwa in Petersburg zu den diplomatischen Obliegenheiten gehöre, sich mit den russischen Fürsten in solche Choräle auf der Schnapsorgel einzulassen.
Jetzt war aber der Fürst auf dem Punkt, wo ohne alles weitere Kratzen der Tatar zum Vorschein kam. Er versuchte sich zu erheben, riß den Tisch um, daß alle dicken und dünnen Pfeifen, bauchigen und mageren Flaschen auf dem Boden zerschellten, und wurde dann wie von der Drehung der Erde gerade gegen den großen Ofen geworfen. Da hing er mit geknickten Beinen und umklammerte das Ungetüm mit beiden Armen. Es dauerte eine ganze Weile, bevor seine betäubten Nerven empfanden, daß ein wohlgeheizter russischer Ofen nicht so ohne weiteres zärtlich umfangen werden dürfe. Und jetzt überkam ihn ein großer Zorn, »du Hundesohn, du Dreckseele«, schrie er und schlug mit beiden Fäusten auf den Ofen los, und als dieses Getrommel auf den Lehmkoloß wenig Eindruck zu machen schien, wandte sich der Fürst um und begann ihn mit den Stiefeln zu bearbeiten. Dabei war ihm offenbar unversehens die politische Gehirnlade aufgegangen, denn er begleitete jeden Fußtritt mit einer Verwünschung Österreichs, als habe er es nicht mit einem ehrlichen alten russischen Lehmofen zu tun, sondern müsse die gottverdammten, unbequemen Austriaken vernichten. Im Ofen begann es zu poltern und zu kollern, Lehmbrocken rollten, ein Riß sprang in den Bewurf.
Hierauf erschien der fürstliche Haushofmeister mit vier baumlangen Kosaken, die packten den Fürsten an Armen und Beinen und schleppten ihn, ungeachtet seines Brüllens und Zappelns, ehrfurchtsvollst, aber nachdrücklichst zu Bett.
Drei Schlafstunden beendeten diese Nacht. Der Fürst lag noch in sein verschwitztes Bettzeug hineingewirrt, als Bismarck schon in den Morgen trat. Die Bäume standen noch tiefer gebeugt unter neuer Schneelast, die diese Nacht über sie geworfen hatte. Föhrenstämme brannten rot im rosenfarbenen Schnee. Bismarck wölbte die Brust und trank die kalte, klare Winterwelt in sich; er sah sich um, packte einen schweren Hackklotz, auf dem des Postmeisters Iwan eben das Futter für den großen Ofen zerkleinert hatte, suchte ihm einen Augenblick mit winklig angezogenem Arm Halt und Gleichgewicht zu geben und stemmte ihn dann in großem Schwung durch die Luft. Der Hackklotz versank zu Füßen der mächtigen Buche in einer Schneewehe; Iwan entfiel das Holzbeil, die vier Kosaken des Fürsten Suworow grinsten vor Hochachtung.
Oh, man war also noch zu Dummheiten fähig, man konnte sich noch auf bacchische Gefechte einlassen, man war also noch nicht zu alt, um ganz neue Menschen und Verhältnisse zu erobern, und man brauchte sich keineswegs von heimwehbangen Ahnungen und einödenfinsteren Todesgedanken einschüchtern zu lassen!