Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Siebenundzwanzigstes Kapitel.
Die Meuterei.

Am zwanzigsten August befanden wir uns auf dem vierundzwanzigsten Grad westlicher Länge und neunundzwanzigsten Grad südlicher Breite.

Der Südost-Passatwind hatte uns verlassen. Zur Umschiffung des Kaps der guten Hoffnung waren wir jetzt nur auf flaue Brisen angewiesen. Stärkere Winde mußten wir erhoffen für die acht bis neun Tausend Meilen, die wir noch zurückzulegen hatten, ehe wir die graue, trostlose Küste von Sydney in Sicht bekommen konnten.

Am Mittag dieses Tages wurde der Kurs nach O.-S.-O. geändert.

Während die Mannschaft die Raaen Vierkant braßte, gab Deacon, der am Rade stand, den Leuten, welche die großen Brassen anholen sollten, ein Zeichen, indem er einen Finger in die Höhe hob. Die Bewegung war nur eine ganz kurze, machte mir aber jedenfalls einen verdächtigen Eindruck. Ich begab mich deshalb in seine Nähe, that, als ob ich aufmerksam die Windrose betrachte, und fragte ihn ganz leise:

»Was bedeutete soeben das Zeichen?«

»Welches Zeichen?«

»Du erhobst einen Finger in einer mir auffälligen Art gegen die Leute hin.«

»That ich das?«

»Ich frage, was das bedeutete?«

»Möchtest du es gerne wissen?«

Ich blickte fragend in sein Gesicht und entdeckte auf demselben ein lauerndes Grinsen.

»Dies ist nicht der Kurs nach Teapy,« sagte ich.

»Jawohl ist er es, wenn wir ihn lange genug beibehalten,« antwortete er; »doch was hat das mit meinem Finger zu thun?«

»Die Bewegung erregte meine Neugierde,« erwiderte ich sorglos.

»Ich fühlte nach dem Winde,« sagte er; »hast du nicht gesehen, daß ich erst den Finger in den Mund steckte?«

»Nein.«

»Ein ander Mal achte also auf alles, ehe du urteilst, damit du keinen Mißgriff begehst.«

Es lag in der Art, wie er dies sagte, keine direkte Grobheit, ein anderer Ton würde seine Sprache aber entschieden unverschämt gemacht haben.

»Ich hoffe,« flüsterte ich sehr eindringlich, »daß du zweimal überlegst, ehe du handelst; es giebt Reichtum in der Welt, der mehr kostet, als er wert ist.«

»Du hast keine Ursache, einen Mangel an Ueberlegung von meiner Seite zu fürchten,« entgegnete er, als ich wegging; mir fiel aber auf, daß er das ›du‹ stark betonte.

Während des Nachmittags wurde der Wind schwächer. Die Leesegelspieren wurden ausgeschoben, die Segel gesetzt, und unter einer Wolke von Leinwand schwebte die Brigg über die großen Wogen, welche von Süden herrollten.

Gegen vier Uhr kam ein Schiff auf unserm Steuerbordbug in Sicht. Ich betrachtete es durch das Glas und rekognoszierte es als einen großen Schraubendampfer, offenbar ein Kriegsschiff. Seine Bramstengen waren binnenbords geholt und festgemacht, kein Segel war zu sehen. Rote Gestalten auf seinem Vorderdeck deuteten an, daß es ein Truppenschiff war.

Für ein Seemannsauge liegt immer etwas Entzückendes in der imposanten Takelung eines Kriegsschiffes. Die bedeutende Ausbreitung der schwarzen Wanten, die massiven Raaen, die starken Tops, die weißen Reihen der Hängematten, die großen Backen, welche sich wie mit Verachtung über die anprallenden Wogen zu heben schienen, und das Buttern des Schaumes unter der Gillung, all dies bietet einen großartigen Anblick.

Wir hißten die Flagge, bereit, sie beim Vorbeifahren des Schiffes dreimal auf und nieder zu holen, denn dies ist die Art, in welcher Schiffe einander salutieren, und das Handelsschiff ist verpflichtet, in dieser Weise vor jedem englischen Kriegsschiff seinen Hut zu ziehen, welches ihm auf hoher See begegnet.

Als Erwiderung unserer Begrüßung ging auf dem Dampfer das ruhmreiche St. Georg-Kreuz auf, ein Symbol, das jedem Engländer teuer ist und seine Pulse kräftiger schlagen macht, so wie bei den Klängen von » Rule Britannia« oder der munteren Melodie » Cheer, Boys, Cheer«. Ein Mann tanzte uns zu Ehren auf der Mars des Großmastes einen Hornpipe, und beim Anblick unserer roten Flagge schwenkten die Soldaten ihre Mützen und Taschentücher und die Schiffskapelle spielte einen Walzer. Schön drangen die Klänge der munteren Weise zu uns herüber, bald aber wurden sie schwächer und schwächer und verhallten endlich ganz. Der große Rumpf des Schiffes schrumpfte mehr und mehr zusammen, die Masten wurden immer kleiner, nach kurzer Zeit war der Koloß nur noch ein schwarzer Punkt am Horizont und tiefes Schweigen herrschte um uns her.

Zum erstenmal an diesem Tage kam Miß Franklin jetzt an Deck. Sie blieb nachdenklich auf das Schiff blickend stehen, bis Meilen von Wasser zwischen uns lagen; darauf ging sie wieder nach unten. Unsere Augen trafen sich und sie lächelte mir zu, ohne etwas zu sagen. Ich schloß daraus, daß ihr Bruder ihr verboten hatte, mit mir zu sprechen, und ihr untersagt hatte, auf Deck zu gehen, wenn ich oben war. Sicherlich stimmte ihr Benehmen mit diesen Vermutungen überein, aber ihr Stolz erlaubte es ihr nicht, zu gestehen, daß ihr Bruder sie nicht viel weniger despotisch behandelte als mich. Dies nahm mir nun auch die einzige gute Meinung, die ich bisher von ihm gehabt hatte: daß sein Herz seiner Schwester gegenüber weich sei.

Ich hielt ihn in seiner besonderen kalten Art für ebenso roh wie den alten Windwärts in seiner ewig lärmenden und fluchenden Weise. Von ganzer Seele haßte ich ihn jetzt, weil er mir das einzige Glück entzog, welches mich noch die fast unerträglich gewordenen Zustände einigermaßen vergessen ließ. In der That, die Behandlung war nachgerade eine so tyrannische geworden, wie man sie nur aus den Verhandlungen vor dem Liverpooler Polizeiamt kennt, wenn ein Yankee-Kapitän sich dafür verantworten soll, daß er seine Leute auf Lebenszeit zu Krüppeln geschlagen hat.

Als ich in der Nacht um zwölf Uhr auf Deck kam, war es völlig windstill geworden. Es stand kein Mond am Himmel, aber der Glanz der Sterne war so prachtvoll, daß bei den Strahlen vom Himmel oben und ihrem Wiederschein auf der glatten Oberfläche des Wassers die fernsten Strecken des Ozeans sichtbar wurden und das höchste Tauwerk so deutlich zu erkennen war, wie die Zweige eines Baumes im Mondschein. Das südliche Kreuz stand in seiner klaren Schönheit über dem Horizont, ein Sinnbild des Christenglaubens, welches Gottes eigene Hand über die entlegenen Länder des Stillen Ozeans gepflanzt hat.

Manchmal wurde die Stille unterbrochen durch das melodische Gurgeln des Wassers. Die Segel schlappten leise und die Radketten rasselten auf den eisernen Scheiben der Blöcke. Ich vernahm vorn ein unterdrücktes Stimmengemurmel, etwas ganz Ungewöhnliches zu dieser Stunde. Ich fühlte mich versucht, nach der Luke hinzuschleichen und zu hören, was da verhandelt würde, dachte aber an Banyards Rat, mich fern zu halten, und blieb demnach auf meinem Posten.

Demungeachtet regte sich in mir ein Gefühl der Unbehaglichkeit. Diese totenstillen, feierlichen Nächte auf dem Meer wirken auf die Nerven. Die umgebende Unendlichkeit berührt das Herz mit einem überwältigenden Gefühl der Einsamkeit.

Man glaubt, leise Stimmen in der Luft zu hören, ein geheimnisvolles Murmeln und Säuseln, welches das Gehör sich nicht erklären kann, welches aber der Phantasie wie der Nachhall des Echos vorübergezogener Stürme erscheint.

Ein stärkeres Geräusch ließ mich an die Schanzkleidung treten und auf das Wasser sehen. Ein mächtiger Bewohner der Tiefe stattete einen mitternächtlichen Besuch ab. Um Luft zu schöpfen und einen Blick auf das Wetter zu werfen, war ein Walfisch aufgestiegen. Keinen Zwiebackwurf von der Brigg lag das Tier wie der Rumpf eines kieloberst liegenden Schiffes und blies seinen Wasserstrahl in die Luft. Furchtbar anzuhören war das schnaubende, keuchende, hohle Geräusch, welches das Ungeheuer machte, als es seine nasse Ladung gegen die Sterne schleuderte. Bald sah ich, daß er nicht allein war, denn unter den Backen, dicht unter dem Stern und auch zur Rechten kamen noch vier andere Walfische zum Vorschein. Es sah aus, als ob eine ganze Verwandtschaft sich hier ein Rendezvous gegeben hätte und zur Feier des Familientages Fontänen sprängen. Wenn wir Walfischfänger gewesen wären, hätten wir hier eine schöne Jagd gehabt. Eine ganze Weile hatte ich mein Vergnügen an diesen harmlosen Ungeheuern, dann aber verschwanden sie meinem Blick und ich und der Mann am Rade waren wieder allein.

Es war dies Sawings, ein Mann, der sich mit der denkbar ärmlichsten Garderobe eingeschifft hatte, aber die glückliche Gabe besaß, zu borgen und zu vergessen wie ein irischer Major. Er wurde für dumm gehalten, oft gehänselt, aber auch oft geknufft.

Eines Tages z. B. hatte man ihn eingeschlafen gefunden, ein Hosenbein an, das andere ausgezogen. Das war Wasser auf die Mühle der Leute. Sie schnitten ihm das abgezogene Hosenbein am Knie ab und nähten es zu. Darauf klopften sie auf die Luke und einer schrie herunter: »Alle Mann!« Sawings springt natürlich auf, fährt in das Bein hinein, martert sich eine Weile ab, wirft dann in seiner Angst vor dem Maat die Hosen ganz fort und springt unter dem wiehernden Gelächter der ihn noch zur Eile antreibenden Leute im bloßen Hemde aufs Deck. Hier stößt er bald auf den alten Windwärts, der, in der Meinung, die anstößige Bekleidung sei ein Hohn für ihn, sofort die Verfolgung des Unglücklichen aufnimmt, ihn um das ganze Deck jagt und schließlich mit einem fürchterlichen Fußtritt in die Luke hinabschleudert.

Also dieser Mann stand jetzt am Rade, ich trat zu ihm und sagte:

»Hast du eine Ahnung, weshalb die Leute im Vorderkastell noch wach sind?«

»Snaken velliecht von ehre Dierns,« antwortete er, mir ins Gesicht grinsend.

»Und von was wohl noch, möchte ich wissen.«

»Je, ja, mögt ik ok weiten. Master, künnt' Sei mi nich en Mul vull Tobak leihn? Glöwte, ik hädd en Prim in mien Mütz-Fauder, as ik an dat Stüer gung, äwer Jim, dit Walroß, möt 't mi stahlen hebben.«

Ich reichte ihm ein Stück aus meiner Tasche und er verstaute den Leckerbissen sogleich in seine Backe.

»Was mögen die Leute so spät noch haben?« fragte ich.

»Ik mien, 's ward woll Sniggers sien, de sien Garn spinnt.«

»Von der Insel und dem Gold?«

»Nu frielich! Het hei dat ok all nah achter bröcht? Ik wullt' woll mitmaken nah de Insel.«

»Du glaubst also, was er sagt?«

»Worüm süllt ik dat nich dauhn? Ik glöw em jed's Wurt, hew jo de Zeidung sahn, in weck allens druckt steiht. Sniggers hat uns dat ganze Garn vörlasen.«

»Glauben denn die andern ihm auch?«

»Dat will ik meinen; de Sak kann doch ganz gaud schahn sien. Wat kömmt nich allens vör? Ik hew sülwsten erlewt, wo ut en Haifisch-Buk Knöpp, Stäweln, Pött un so 'n Tüg, äwer ok mittenmang en grot Büdel mit Dollars treckt würd; würkliches Geld segg ik Sei, un jedwerein von uns kregt' en Stück, un denn was noch wat äwerblewen, dat bekem de Passagiers as Markwördigkeit.«

»Wollen die Leute Deacon helfen, seinen Schatz wieder zu erlangen?«

»Dorvon weit ik niks,« erwiderte er mit plötzlich verändertem Ton, »da möten Sei sülwst sei dornah frogen.«

Hieraus merkte ich, er wollte nichts sagen, ich ließ deshalb den Gegenstand fallen. Wäre ich mit weiteren Fragen in ihn gedrungen, hätte er leicht den Leuten erzählen können, ich hätte versucht, ihn auszuhorchen. So sehr ich den Maat haßte, beabsichtigte ich doch, ihm einen Wink zu geben, sobald er auf Deck käme. Demgemäß sagte ich zu ihm, als er sich um acht Glasen einfand: »Mir scheint, vorn wird Unheil gebraut. Sie werden gut thun, auf der Hut zu sein.«

»Woraus schließen Sie das?« fragte er, meine Warnung in weniger beleidigender Art aufnehmend, als ich erwartet hatte.

»Nun, die Leute sind noch alle wach, – ich hörte ein fortwährendes Gemurmel.«

»Und was weiter?«

»Das scheint mir genug, Sir, denn es ist etwas ganz Außergewöhnliches.«

»Fürchten Sie sich davor?« höhnte er. »Was zum Teufel macht das aus, wenn die Halunken die ganze Nacht zusammen schwatzen? Die Hunde sind nicht verpflichtet, zu schlafen. Mögen sie unter sich schimpfen, soviel sie Lust haben, aber nicht ihre frechen Fratzen hierher tragen, sonst dürften sie meine Fäuste fühlen.«

»Schon gut,« dachte ich, »baue nur immer auf deine Fäuste, schließlich bist du doch nur ein Mann gegen viele. Ich traue der nächtlichen Konferenz da vorn nicht.«

Meine Koje lag dicht neben dem Vorratsraum. Scum, wenngleich ein ziemlich guter Koch, hielt doch seine Küche nicht recht in Ordnung und verstand das Aufstauen des Geschirrs nicht. Ich wurde deshalb beständig durch das Klirren der Teller und Schüsseln gestört, wenn die Brigg schlingerte. Als ich jetzt schlafen ging, fand ich das Geräusch unerträglich. Es war zum wahnsinnig werden, nur dieses ewige Geklapper in den Ohren zu haben und nichts anderes hören zu können.

Um die Wahrheit zu sagen, ich warf mich auf mein Bett mit einer unbestimmten, mich geradezu folternden Angst; ich sah das Unmännliche derselben ein, vermochte meiner Aufregung aber doch nicht Herr zu werden. Meine Befürchtungen machten einen förmlichen Narren aus mir. Das Gemurmel, welches ich während meiner ganzen Wache im Vorderkastell gehört hatte, war für meine Phantasie die reine Fundgrube der schrecklichsten Bilder, Vorstellungen und Ahnungen. Mein Gehirn arbeitete wahrhaft fieberhaft. Ich dachte an das von Deacon den Leuten gegebene Zeichen, an das finstere, unheimlich gefügige Verhalten derselben seit dem Tode des Schiffsjungen und an Deacons nächtliches Geflüster hinter der Küche. Es war ja gar nicht anders denkbar, als daß die Erzählung von dem vergrabenen Golde die Begehrlichkeit der Leute reizen und sie, wie nichts anderes, bereitwillig machen mußte, auf Deacons dunkle Pläne einzugehen; ich gelangte bei meinen Gedanken zu der festen Ueberzeugung, daß der schon lange vorhandene unbotmäßige Geist nur noch eines geringen Anstoßes bedürfe, um zum Ausbruch zu kommen; es war mir klar, die Rache lauerte schon vor der Thür und blickte gierig nach ihren Opfern. Gott, was waren das für qualvolle Gedanken! Wie Schlangen krochen sie hervor, ihre Häupter erhebend, mit weit geöffnetem Rachen nach mir züngelnd, mich bannend mit ihrem giftigen Blick. Ich schloß die Augen, um diesen schrecklichen Bildern zu entgehen, steckte mir die Finger in die Ohren, um das Geklirr in der Küche los zu werden, fing an zu rechnen – –

»Himmlischer Vater!« – Wie von einem furchtbaren Stoß in die Höhe geschleudert, war ich emporgefahren. Ich rieb mir die Augen; hatte ich denn geschlafen? – Da, – ein lauter Schrei, – ein kurzes Stöhnen, ein schrilles Aufkreischen einer weiblichen Stimme. Dieser Ton traf mich, als wenn man mir einen Nerv durchschnitten hätte. Mit einem Satze war ich aus meiner Koje.

Die Morgensonne lag voll auf dein Glas des Oberlichts der großen Kajüte. Drei oder vier Mann waren teils in, teils außerhalb der Kapitäns-Kajüte, dicht bei meiner eigenen Koje stand Miß Franklin, schaudernd und mit brechenden Knieen, bleich wie eine Leiche und schwankend, als ob sie jeden Augenblick umsinken wolle.

Ich faßte ihren Arm, und erst als sie meine Hand fühlte, wandte sie ihre angstvoll weit aufgerissenen Augen von dem ab, was in ihres Bruders Kajüte vorging.

»Kommen Sie mit mir,« raunte ich ihr zu, und sie halb tragend, halb ziehend, brachte ich sie in meine Koje. »Bleiben Sie hier, bis ich zu Ihnen komme, – riegeln Sie sich ein.«

»Sie haben meinen Bruder getötet!« schrie sie, mit einer Stimme, die mir durch Mark und Bein ging, als ich die Thür hinter ihr schloß.

Wie betäubt eilte ich nach der Kajüte des Kapitäns; ich kam gerade dazu, wie sein lebloser Körper hinaus getragen wurde. Blunt, Jimmy und der alte Sam hatten ihn unter Armen und Beinen gefaßt; alle drei waren schweigsam wie Henker.

»Um Gottes willen!« schrie ich, »was habt ihr gethan? Wahnsinnige, ihr habt Blut vergossen!«

»Ut den Weg!« schrie Blunt, »wie warden glik mit dir reden.«

Und ohne sich stören zu lassen, trugen sie ihre Bürde die Kajütentreppe hinauf.

Ich ging hinter ihnen her. Die Sonne stand schon höher, als ich erwartet hatte, aber der Himmel war umwölkt und ein leiser Luftzug aus Südwest kräuselte die glänzende Fläche der See. Als ich das Deck betrat, warf ich einen schnellen Blick umher. Das erste, worauf mein Auge fiel, war der an Händen und Füßen gebundene, im Gesicht blutbefleckte Maat. Er war jedoch nichts weniger als tot; seine Augen rollten ruhelos und er preßte seine kräftigen Glieder gegen seine Banden, daß sie krachten.

Mehrere Leute, unter denen sich auch Deacon befand, machten das Seitenboot auf der Steuerbordseite klar zum Niederlassen. Die, welche den Kapitän aus Deck getragen hatten, legten ihn jetzt nieder.

In diesem Augenblick sah Deacon sich um und sprang von der Schanzkleidung herunter.

»Ihr habt ihn doch nicht getötet, hoffe ich!« schrie er; »ich sagte euch doch, wir brauchten nicht zu morden.«

»Hei is nich dod,« erwiderte Blunt, »äwer denkst du, ik ward mi von em scheiten laten; wenn ik mi nich duckt hädd, würd ik up Stunns en Kugel in mien Bregen hebben; ik gaw em blot en Slag mit de verkihrte Hand in't Gesicht, un da föll hei üm, äwer dod is hei nich mihr as ik.«

»Deacon!« rief ich, indem ich auf ihn zutrat, »sage mir, was in aller Welt bedeutet dies alles?«

»Was es bedeutet?« lachte er laut auf; »ei, weiter nichts, als daß die Brigg unser ist. Zur Hölle mit den Mördern von Jung-Joey!«

Bei diesem Ausruf Deacons sprang Welchy aus der Gruppe der Leute, welche am Boot beschäftigt waren, und brüllte:

»Hängt müßt hei warden; ik takel en Block an de Raacknoe, scheer dat Seil dörch, mak en Slinge un legg sei em üm den Hals, allens in en Ogenblick. Ja, du Minschenschinner, du Düwel süllst hangen,« schrie er, mit einem wütenden Satz auf den Maat zuspringend und diesem die geballte Faust drohend vor das Gesicht haltend, »un dann sall'n di de Hai freten!«

Der alte Windwärts wurde fast schwarz im Gesicht von der übermenschlichen Anstrengung, seine Arme frei zu bekommen; rund und weiß traten seine Augen aus ihren Höhlen, aber er biß die Zähne fest aufeinander und kein Wort kam über seine Lippen.

Ich faßte Deacon am Arm und es gelang mir, ihn einige Schritte von den Leuten fortzuziehen.

»Beantworte mir eine Frage, ich sehe, du bist hier der Rädelsführer. Ich habe dir einst das Leben gerettet, wie du oft gesagt hast; wenn du nicht ein ganz erbärmlicher Kerl bist, wirst du mir jetzt deine Schuld abtragen.«

»Was soll das heißen?« grollte er dumpf, mich mit einem wilden, meuterischen Blick ansehend.

»Ist Miß Franklin sicher?«

»Ja! – Laß aber meinen Arm los, du quetscht ihn ja, als wenn er im Schraubstock säße.«

»Was wollt ihr mit dem Kapitän und dem Maat machen?«

»Sie ins Boot setzen und ihrem Schicksal überlassen.«

Ich fing an, Fürsprache für sie einzulegen, aber mit einem Fluch that er mir Einhalt.

»Ich rate dir, versuche keine Einmischung. Wir sind alle wütend, Maat, und du bist nicht mein Freund, wenn du für diese Mörder eintrittst. Es ist der beste Weg, sie los zu werden, unsere Hände bleiben rein von Blut.«

Er wandte sich ab und beauftragte einen der Leute, ein paar Faden Leine von einem Signal-Fall abzuschneiden und dem Kapitän um die Arme zu schlingen. Nun rief er den andern zu, das Boot fertig zu machen. »De Wind zeiht up, Jungens, un wi möten desen Urt verlaten hebben, ehe uns ein Schipp äwer den Hals kümmt.«

Ich kehrte an die Kampanje zurück, lehnte mich an dieselbe, sah zu und überlegte, ob ich die Leute ansprechen solle. Meine erregten Gefühle und das Entsetzen, welches mich erfüllte, würden meiner Rede Gewalt verliehen haben, aber es lag etwas in ihren Gesichtern, was mir sagte, daß jedes Wort verloren sein würde; ja, ich mußte sogar bei ihrem hämischen, wilden Grinsen und der Wut, mit welcher sie hin und wieder auf den alten Windwärts und die blasse, stille Gestalt des Kapitäns hinsahen, befürchten, daß sie durch begütigende Worte nur noch mehr gereizt werden würden, da Deacon, dieser Erzteufel, sich bemühte, das Feuer ihrer Leidenschaft immer von neuem anzufachen durch listige Hindeutungen auf alles Böse, was die beiden gefesselten Männer ihnen nur je angethan hatten.

Ich war genötigt, um so vorsichtiger zu sein, als Miß Franklins Sicherheit von der meinigen abhing. In mir besaß sie für alle Fälle einen Freund, der entschlossen war, sein Leben für sie einzusetzen. Um ihr Schutz gewähren zu können, mußte ich stillschweigend geschehen lassen, was geschah, das war mir klar. Entsetzen ergriff mich bei der Vorstellung, wie mir zu Mut sein würde, wenn ich, mit in das Boot geworfen, um das Schicksal des Kapitäns und des Maats zu teilen, die Brigg davonsegeln sehen müßte. Das Mädchen, welches ich liebte, wäre dann ohne Hilfe einer Rotte Gesellen preisgegeben, die in ihrer Roheit gefährlicher für sie waren als wilde Bestien.

Die ganze Bemannung der Brigg war geschäftig, den beiden Unglücklichen ihr Grab zu graben, und sehr erstaunt war ich, den alten Pendel ganz ebenso emsig bei der Instandsetzung des Boots zu sehen als alle andern. Ihn allein, von der ganzen Mannschaft, würde ich nicht für fähig gehalten haben, seine Hand zu einer That zu leihen, wie sie da vorbereitet wurde. Ich sah, wie Wasser und Zwieback in das Boot verstaut wurden; offenbar waren dies die einzigen Lebensmittel, welche die Schurken ihren beiden Opfern mitgeben wollten. Als es soweit war, daß das Boot zu Wasser geführt werden konnte und nur noch das Einladen der beiden Gefesselten übrig blieb, that der Schiffer einen schweren Seufzer, schlug die Augen auf und gewann das Bewußtsein wieder. Gleichzeitig durchzuckte aber seinen Geist wie ein Blitz das Verständnis für das grausame Schicksal, welches man im Begriffe war, ihm zu bereiten. Mit einem gräßlichen Schrei versuchte er, sich aufzurichten. Dies gelang ihm jedoch nicht, da ihm die Arme fest an den Körper geschnürt waren.

»Macht mich los, Leute, laßt mich auf die Füße kommen! Was habt Ihr vor mit mir?« schrie er, und gab sich plötzlich mit den Fersen einen Ruck, daß Klein-Welchy sich wie ein Bluthund auf ihn stürzte und ihm auf die Brust kniete. »Ligg still, Halunk!« keuchte er dabei mit vor Wut erstickter Stimme, »oder et is dien Tod. Jetzt kümmt de Rach för dien Prügel, du Satan; – ligg still un rög di nich, dat rat ik di,« und drohend, mit fest zusammengebissenen Zähnen hielt er seine schwere Faust über dem Gesicht seines wehrlosen Opfers erhoben.

»Nun vorwärts, dat Boot is klar!« schrie Deacon. »Hinein mit sei, – de Wind frischt up, wi müssen ein En'n maken. Tauirst mit desem schielenden Murdbuben henein,« sagte er, auf den alten Windwärts zeigend.

Augenblicklich stürzte sich fast die ganze Bande auf diesen. Er stieß mit den Füßen und kämpfte unter gotteslästerlichen Flüchen wie ein tobender Wahnsinniger, während er aufgehoben wurde. Seine Henker freuten sich seiner Wut, lachten und warfen ihn wie einen Sack Kartoffeln in das Boot. Nach wenigen Minuten lag auch der Schiffer neben ihm. Die Leute, welche die beiden Läufer bedienten, harrten des Winkes, das Boot herabzulassen.

Jetzt stürzte ich vor und rief ganz außer mir: »Wollt Ihr sie gebunden niederlassen? – Befreit sie wenigstens von ihren Fesseln, eh' Ihr sie abtreiben laßt.«

»Das ist richtig,« sagte Deacon. »Jimmy, spring in't Boot un treck dien Meß äwer de Stricke.«

»Dat süllt mi infollen,« erwiderte dieser; »den sülwigen Ogenblick, wo sei de Arm frie kregen, stödden sei mi äwer Burd.«

»Makt Platz!« schrie Klein-Welchy, sprang mit dem Messer in der Hand ins Boot, durchschnitt schnell die Bande und war schon wieder auf der Schanzkleidung, ehe noch einer der beiden Männer Zeit gehabt hatte, sich von den Fesseln zu befreien. Deacon rief nunmehr: »Los!« und rasch ging das Boot zu Wasser.

»Haken Sei dat Boot lot, Mr. Sloe,« schrie Blunt, während die andern Leute mit grimmigen, wilden, aber vor Aufregung blassen Gesichtern über das Geländer blickten.

Keiner der beiden rührte sich. Sie waren aufgestanden und hatten sich auf die Duchten gesetzt. Nur einmal sah der Kapitän zu uns hinauf, mit einem Blick, der mich bis in meine Todesstunde verfolgen wird. Keiner von ihnen sprach ein Wort; sie mochten wohl einsehen, daß jedes gute Wort für ihre Wiederaufnahme verschwendet gewesen wäre und daß jede Zornesäußerung nur Hohn und Spott hervorgerufen haben würde. Stumm und still starrten sie mit düsterem Blicke vor sich nieder.

»Wenn Ji nich lot hakt, ward Jug de Düwel bald kielholen,« schrie Blunt, welcher aussah, als ob er an diesem mörderischen Intermezzo großes Gefallen fände.

»Kappt die Läufer!« mischte ich mich nun hinein, aus Furcht, daß das Boot am Schiff zerschellen könnte und die beiden Unglücklichen vor unsern Augen ertrinken würden.

Zwei Beile besorgten die Arbeit, die Taue fielen mit Geplätscher ins Wasser; das Boot war frei.

»Paß up, Welchy, dat sei nich wedder an Burd kamen,« warnte Deacon. »Un nau, Maats, wulln wi de Segel stell'n. Billy, du nümmst dat Rad. Vier kümmt de Bris'! Herüm mit dat Rad, herüm! Griept tau, Kierls.«

Die kalte schwache Brise, welche die Oberfläche des Wassers im Süden schon seit einiger Zeit verdunkelt hatte, erreichte die Brigg und füllte die Segel. Unter dem Stampfen der Füße, vermischt mit Gelächter, rauhen Gesängen und lauten Flüchen, welche den Zweck hatten, die Ohren der beiden im Boote treibenden zu erreichen, wurden die Raaen nach dem Winde gebraßt und das Schiff in gute Fahrt gebracht.

»Nümm den Kurs nah Westen, genau nah Westen!« schrie Deacon dem Mann am Rade zu.

»Ay, ay!« kam die Antwort zurück.

Ich ging nach hinten und blickte auf das Boot. Der Maat saß und starrte wie versteinert auf die Brigg. Sein blutbeflecktes Gesicht, sein zerrissener Rock, sein verwirrtes Haar und der Ausdruck von fast erstickender Wut und gänzlicher Hoffnungslosigkeit in seinen Zügen, bot einen ebenso grausigen als erbarmenswerten Anblick.

Der Kapitän saß in sich versunken, den Kopf auf die Hand gestützt, die Augen auf den Boden des Boots gerichtet, da. Wie sehr ich ihn auch verurteilte, jetzt konnte ich ihn doch nicht so elend und hilflos in das weite Meer treiben sehen, ohne meine Feigheit zu verwünschen, die mich keinen Kampf für seine Rettung hatte versuchen lassen. Umsonst sagte ich mir, daß nichts, was ich hätte thun können, ihm genützt haben würde, daß ich nur einer gegen viele gewesen wäre, daß von meinem Leben ein anderes abhängen konnte, welches mir teurer war als mein eigenes, und daß um dieses Lebens willen ich recht gethan hätte, nicht einzuschreiten. Aber, wie gesagt, umsonst hielt ich mir dies alles vor; denn jetzt sah ich ein, daß ich durch mein feiges Verhalten eine unmenschliche Handlung gewissermaßen hatte mit begehen helfen. Ich war empört über mich, daß ich eine so erbärmliche Memme gewesen war und die barbarische That geduldet hatte, ohne auch nur den kleinen Finger zu rühren oder den Mund zu einem Einwand oder einer Ermahnung zu öffnen.

Das Boot blieb schnell zurück. Die Leute hatten alle Segel gesetzt, die sanfte Brise hatte diese gefüllt und lustig glitt die Brigg vorwärts.

Die ganze Mannschaft kam jetzt nach hinten, dem Boote nachzusehen. Ich hatte demselben den Rücken zugewandt, weil ich, überwältigt von Gewissensbissen, den Anblick nicht mehr ertragen konnte. Die feierliche Würde der bemitleidenswerten Gestalt, die da, den Kopf auf die Hand gestützt, in stummer Verzweiflung im Boote saß, griff mir geradezu ans Herz. Ich weiß nicht, wie es kam, ich fühlte nur für ihn. Der Maat hatte an meinem Mitgefühl keinen Anteil.

»Chadburn, ich möchte mit dir sprechen, komm in die Kajüte.«

Ich wandte mich um und sah Deacon vor mir.

»Elender!« sagte ich heftig, »du bist der Anstifter dieser Meuterei; das Blut jener Unglücklichen, die du den Wellen preisgegeben, wird über dich kommen.«

Er starrte mich an und erwiderte mit vor Wut bebender Stimme:

»Reize mich nicht, komme mir nicht mit einfältigen Gefühlsduseleien. Ich meine es gut mit dir; ich schulde dir mein Leben und du siehst, daß ich kein Schuft bin, da ich dies selbst deinen Beleidigungen gegenüber nicht vergesse.«

»Gab es kein anderes Mittel, jene Leute unschädlich zu machen, als sie auszusetzen, sie – und den einen noch obendrein verwundet – einem schrecklichen, langsamen Tode entgegen zu schicken? Du setzest sie aus in einem kleinen offenen Boot, ohne Segel, ohne Kompaß, ohne genügende Lebensmittel, um den Kampf mit dem großen Ozean aufzunehmen! Schande über dich! Ich habe keine Schuld daran, Gott ist mein Zeuge, aber ich fluche meiner Feigheit, daß ich nicht bestrebt war, dein mörderisches Thun zu hindern. Ist das ganze Geld auf deiner Insel auch nur einen Tropfen Menschenblut wert?«

Mehrere Leute waren zu uns herangetreten, während ich meinen Zorn auf Deacon ausschüttete.

»Wat het Jack?« fragte Blunt finster. »Verdammt, Sniggers, du hast doch seggt, hei wier ein von uns; wat bedüden nau siene Würd? Nümm di in acht, Maat!« wandte er sich an mich, »ik rad di, holt dien Mul, wi künnt' di sonst am Enn den annern nachschicken.«

Ich warf einen Blick auf die ergrimmten Gesichter, welche mich umgaben, meine Gedanken flogen wieder zu dem verlassenen Mädchen; ich machte deshalb gute Miene zum bösen Spiel und sagte ganz ruhig:

»Deacon, du fordertest mich eben auf, mit dir in die Kajüte zu gehen; was wünschest du von mir?«

»Nimm Vernunft an, Mann,« lautete seine Antwort. »Denkst du an den Tag, als der Maat den kleinen Joey zu Boden schlug? Damals warst du doch wild genug. Weißt du noch, wie der Junge starb? Ich sage dir, damals war kein Mann auf der Brigg, der den Mat lieber erwürgt hätte als du. Ich habe auch gesehen, wie dir das Blut in den Kopf stieg, wenn der Schiffer auf uns fluchte, wo wir doch unsere Arbeit thaten wie gute Seeleute. Wir haben jetzt einmal den Spieß umgedreht und ihnen auf einmal die bittere Medizin zu kosten gegeben, die sie uns tropfenweise schmecken ließen, seit wir Bayport verließen. Wenn du mit dem Geschäft nichts mehr zu thun haben willst, gut, sei es drum. Wir wollen mit Vergnügen die Verantwortung auf uns nehmen, nur eins, das mußt du thun.«

»Und das ist?«

»Du mußt die Brigg nach der Südsee führen.«

»Gut, das will ich thun.«

»Hal mi de Düwel, wenn ik nich glöw, dat du versäuken warst, uns tau verraden,« schrie Blunt, indem er mir einen Stoß in den Rücken versetzte.

»Wir wollen die Brigg in deine Hände legen und dir vertrauen,« sagte Deacon.

»Ich will die Führung des Schiffes übernehmen unter einer Bedingung.«

»Wat nau?« knurrte Sam.

»Daß der Schwester des Kapitäns kein Schaden geschieht.«

»Wat süllt ehr denn för Schaden wedderfahren von so 'ne achtbore Schippsmannschaft, as wi sünd!« sagte Suds grinsend.

»Dat Mäten is ganz seker, dorup kannst du di verlaten,« versicherte Jimmy.

»Sei is dien, Jack, wi wull'n sei di schenken,« bemerkte lachend eine dritte Stimme, und Deacon, mit vornehm patronisierender Stimme, fügte hinzu:

»Ich will euch verheiraten! Billy! hal doch ein' Slaprock, ik ward de kirchliche Handlung utrichten. Jimmy het de richtige Schnarchnäs', de kann den Köster maken un Amen seggen.«

Diese Worte erregten ein brüllendes Gelächter.

»Ihr verpflichtet euch also, sie mir zu überlassen, wollt ihr das thun?« fragte ich.

Ein einstimmiges »Ja« war die Antwort, dem einer der Leute noch hinzufügte:

»Dat Mäten kümmert uns gor nicks; wat wi wull'n, is Deacons Insel, Frugenslüd bruken wi dort au nich. Dat Gold wull'n wi hebben, Gentlemen wull'n wi warden un lustig leben, weder nicks«.

»Nun, Deacon«, begann ich wieder, »du scheinst mir jetzt hier der Befehlshaber zu sein, darum will ich dir nun vor der ganzen Mannschaft mein Versprechen ablegen: Wenn das junge Mädchen respektiert und unbehelligt gelassen und ihm stets von jedem einzelnen in ehrenwerter Mannesart begegnet wird, so will ich nach meinem Wissen treu und rechtschaffen für unser aller Wohl arbeiten und alle meine Kräfte daran setzen, die Brigg glücklich an deiner Insel zu landen, wenn dieselbe überhaupt irgendwo in der Nähe der Gegend zu finden ist, welche du nach deiner Berechnung bezeichnet hast. Ich werde dafür nicht einen Penny von dem vergrabenen Gelde beanspruchen oder annehmen, denn ehrlich bekenne ich, das Mädchen ist mir alles, es ist mir mehr wert wie der ganze Schatz. Wie ich dies aber offen ausspreche, ebenso offen erkläre ich, daß, wenn einer ihm irgendwie zu nahe treten oder es beleidigen sollte, ich dies gleichzeitig für eine Beleidigung meiner Person und einen Bruch unseres Abkommens ansehen werde. Jede Ausschreitung in dieser Richtung entbände mich meines Versprechens und ich würde schwere Rache nehmen, eine Rache, bei welcher es mir völlig gleichgültig wäre, ob wir alle mit einander zu Grunde gehen. Das merkt euch! Nun wißt ihr Bescheid.«

Nachdem ich dies von der Seele hatte, reichte ich Deacon und den mir zunächst Stehenden die Hand, um zu zeigen, daß nunmehr wieder alles in Ordnung unter uns sei. Darauf sagte ich Deacon, daß ich jetzt bereit wäre, ihm in die Kajüte zu folgen.

Banyard blieb auf Deck, um Wache zu halten. Blunt übernahm das Steuer.

Das Boot hinter uns war nur noch ein winziger Punkt.


 << zurück weiter >>