Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Lied eines Neger-Sklaven

im Anfang des nordamerikanischen Krieges.

          Wohl dir, liebes Afrika!
Nun behältst du deine Kinder;
Schon verkauft Germania
Seine Söhne, wie die Rinder!

Mit stiefmütterlicher Hand
Reißt es sie von seinen Brüsten,
Um durch sie das neue Land,
Das wir düngen, zu verwüsten.

Dreimal selig muß ich traun!
Mich vor deutschen Sklaven achten!
Mich zwingt man Tobak zu baun;
Jene müßen Menschen schlachten.

Halb so theuer ist das Blut
Eines Heßen angesetzet,
Als man in Konnektikut
Meiner Stirne Schweiß geschätzet.

Ihr, die Feind und Britte haßt,
Deutsche, laßt die Welt in Frieden!
Wollt ihr Ketten, deren Last
Ihr verflucht, für Brüder schmieden?

Doch ihr fühlts! Mit frommer Scheu
Werfen halbe Legionen
Ihre Waffen weg, um frei
In Amerika zu wohnen.

Und mit einem solchen Heer
Wollt ihr dieses Land bezwingen?
Eitle Britten, nimmermehr
Wird der Anschlag euch gelingen!

Trotzig wirft das Sklavenjoch
Washington vom Löwennacken,
Und der Heuchler hält sich doch
Tausend Sklaven, die ihm hacken?

Kühne Pflanzer, hättet ihr
Uns mit euch für frei erkläret;
Howe trotzte nicht mehr hier,
Percy wäre heimgekehret.

Lange müßten, Hunden gleich,
Britten eure Füße lecken,
Und wir würden stolz mit euch
Unsrer Siege Früchte schmecken.

Nun verlach ich euern Streit!
Was kann ich dabey verlieren?
Wird das Erbtheil Penns bedräut,
Negern, denn müßt ihr euch rühren!

Dann schließt einen ehrnen Kreis
Um des Quakers fette Saaten,
Welcher nichts von Sklaven weiß,
Nichts von Pfaffen und Soldaten!

Er nur ist der Freiheit werth!
Brüder, wenn wir für ihn siegen,
Wollen wir mit Howens Schwerdt
Penns geweihte Felder pflügen!

Aber wird die Tiranney
Auch die Brüderstadt verderben;
Freunde, ha! so laßt uns frey
Mit den letzten Menschen sterben!


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