Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Die Harmonie der Sphären.

    Ein Jüngling las von ungefehr
Von einer Harmonie der Sphären.
Im Augenblicke wünschet er,
Den stolzen Reigen anzuhören,
Und bat den großen Jupiter,
Ihm sein Verlangen zu gewähren.
Umsonst sprach Zevs: o junger Thor!
Das göttliche Concert der Sphären
Ist nicht für eines Menschen Ohr!
Er ließ nicht ab, ihn zu beschwören,
Bis Zevs einst die Geduld verlor
Und sich entschloß, ihn zu erhören.
Er rühret seinen Scheitel an;
Der Jüngling hört durch alle Himmel,
Und was? . . ein rasselndes Getümmel.
Ein tausendstimmiger Orkan,
Bewehrt mit Graus und Untergange,
Und alle Donner durch die Hand
Des Rächers auf die Welt gesandt,
Sind gegen diesem Rundgesange,
Dem Summen einer Biene gleich.
O Zevs! was lässest du mich hören?
So rief der Jüngling starr und bleich:
Ist das die Harmonie der Sphären?
So brüllt die Hölle nach dem Raub:
Ha, mache mich viel lieber taub,
Du fürchterlicher Gott der Götter!
Jetzt rufet Zevs aus einem Wetter:
Erkenne blödes Erdenkind,
Daß Menschen keine Götter sind.
Du hörst ein schreckendes Getümmel,
Und ich – die Harmonie der Himmel.

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